Bitterfeld Bitterfeld: Autohändler im Clinch mit der GEZ
BITTERFELD/MZ. - "Die GEZ hat bei uns zwar schon immer kassiert", sagt Jürgen Pottel und meint mit "uns" die Autohändler. Er selbst ist einer. Pottel führt das Mitsubishi-Autohaus in der Wittenberger Straße in Bitterfeld und ist auch Chef der Kfz-Innung Bitterfeld. Resignierend meint er: "Aber was uns von dort künftig droht, das erschlägt uns."
Der Innungsobermeister meint damit die Neuregelung der Rundfunkgebühren, auf die sich die Ministerpräsidenten der Länder im Dezember des Vorjahres geeinigt haben. Die sieht nicht nur vor, ab 2013 von jedem Haushalt 17,98 Euro einzunehmen. Die Höhe eines Firmenbeitrages wird sich zukünftig unter anderem nach der Anzahl der nicht privat genutzten Fahrzeuge im Unternehmen richten. "Wir sind ein vergleichsweise kleiner Betrieb", ordnet Jürgen Pottel ein. "Bei uns stehen immer so zwischen sechs und acht Vorführwagen." Bei größeren Autohäusern hingegen käme man locker auf 20 oder noch mehr solcher Fahrzeuge. Aber großen wie kleinen Firmen sei eines gemeinsam: Die Beiträge, die wir dann für diese eigentlich nur zu Probefahrten genutzten Autos abführen müssten, würden sich in etwa verdoppeln", hat der Innungsobermeister überschlagen. Für seinen Betrieb würde das statt rund 500 Euro im Jahr künftig etwa 1 000 Euro ausmachen.
Zwar habe man bereits im Vorfeld des Beschlusses der Ministerpräsidentenkonferenz mit offenen Briefen an den hiesigen Landes-Chef Wolfgang Böhmer (CDU) und sein Verkehrsministerium versucht, dieses Ungemach abzuwenden, auch Landtagsabgeordnete für dieses Thema sensibilisiert. "Leider aber bisher vergebens", winkt Jürgen Pottel ab. Zwar habe es kleine Veränderungen ursprünglicher Planungen gegeben. "Aber keine, die für unsere Gewerk spürbar ins Gewicht fallen würde", sagt der Innungsobermeister.
Wünschen würde er für sich und seine Kollegen das Gegenteil. Zwar habe man als Branche auch im Gebiet des Altkreises Bitterfeld im Jahr 2010 nach Wegfall der so genannten Abwrackprämie nicht ganz so schlecht dagestanden, wie mancher prognostiziert hatte. Auf der anderen Seite aber würden die Erträge an den verkauften Autos immer weiter minimiert, erklärt Jürgen Pottel. Das passiere zum Teil durch zwar verkaufsfördernde Programme der Hersteller zum Beispiel mit Null-Prozent-Finanzierung. Die Kosten dafür würden sich die Produzenten jedoch mit den beteiligten Händlern teilen, letztere müssten die Programme finanziell mit tragen.
"In einer solchen Situation, die sich gewiss nicht entschärfen wird, tun uns solche Dinge wie die geplante Rundfunkgebührenänderung umso mehr weh", so das Fazit von Mitsubishi-Händler Jürgen Pottel.
Der übrigens, völlig unabhängig vom drohenden neuen Kassensystem der Gebühreneinzugszentrale, auch für das hiesige Gebiet einen ganz bestimmten Trend auf dem Automarkt beobachtet hat: Viele Neuwagenkunden würden von der klassischen Limousine oder vom Kombi oder Kompakten umsteigen auf den so genannten SUV (Sport Utility Vehicle) - geländewagenähnliche multifunktionale Fahrzeuge, die zum Teil mit Allradantrieb ausgerüstet sind. Auf der einen Seite läuft das dem Bemühen, Sprit zu sparen trotz effizienter Motoren auch in diesen Modellen irgendwie entgegen: Die SUVs bieten dem Luftwiderstand einfach mehr Fläche, sind in der Regel auch schwerer als andere Pkw. "Aber nicht nur ältere Fahrer wollen lieber etwas höher sitzen, ein stärkeres Sicherheitsgefühl empfinden und vielleicht auch noch Allrad zuschalten können", zeigt er auf der anderen Seite Verständnis für das immer breiter werdende Bedürfnis, einen SUV zu fahren.
Aber auch die haben heutzutage allesamt ein Autoradio drin. Für das die Gebühreneinzugszentrale ab 2013 ihre Hände noch offener halten wird - wenn sich nicht noch etwas ändert.