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Besondere Immobilie in Burgkemnitz Besondere Immobilie in Burgkemnitz: Märchenschloss sucht einen neuen Besitzer

Von Detmar Oppenkowski 23.04.2015, 06:18
Das Schloss in Burgkemnitz stand lange Zeit zum Verkauf.
Das Schloss in Burgkemnitz stand lange Zeit zum Verkauf. Thomas Ruttke Lizenz

Burgkemnitz - Mit dem Slogan „Wohnen wie Baron von Bodenhausen“ wirbt die Immobilienfirma „Schlossmakler“ seit geraumer Zeit um Käufer für das Burgkemnitzer Schloss. Der Preis beläuft sich auf 299.000 Euro. Laut dem Internet-Inserat erhält man dafür nicht nur das historische Gebäude mit einer Wohnfläche von 1 600 Quadratmetern, sondern auch ein Grundstück von knapp 2,5 Hektar.

„Wir haben schon sehr viele Anfragen bekommen und mehrere Interessenten durch das Schloss geführt“, sagt Sybill Schmitz von der zuständigen Immobilienfirma. In einem Fall seien die Gespräche sogar weit fortgeschritten. „Es wurde zwar noch kein Kaufvertrag unterschrieben, dafür liegt uns aber eine Absichtserklärung vor.“

Hoffen auf Rettung in letzter Minute

Obwohl genauere Details derzeit nicht genannt werden, bleibt festzuhalten: Sollte tatsächlich ein neuer Eigentümer mit einem passenden Sanierungs- und Nachnutzungskonzept gefunden werden, wäre das für das geschichtsträchtige Gebäude vielleicht die Rettung in letzter Minute. Denn mittlerweile steht das Objekt, das dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld gehört, seit 13 Jahren leer. Seither nagt der Zahn der Zeit an dem altehrwürdigen Gemäuer. Es gilt als sanierungsbedürftig. „Das ist bedauerlich, denn das Schloss atmet Geschichte“, sagt der Kulturhistoriker Matthias Prasse, der die „Biografie“ des Hauses erforscht hat.

„Die Ursprünge des Burgkemnitzer Adelssitzes verlieren sich im Dunkeln. Eine aus slawischer Zeit stammende Burg wird als Ursprung des Rittergutes angesehen. Ihre Stelle verorten die einen im sumpfigen Gebiet nördlich des Ortes, die anderen auf dem Platz der heutigen Schlossanlage.“ Über das, was im 17. Jahrhundert passierte, gebe es mehr Gewissheit: Eine Familie von Koseritz verkauft Burgkemnitz an Bodo von Bodenhausen. Er beginnt 1696 mit dem Bau des Herrenhauses. „Eine barocke Dreiflügelanlage entstand.“ 1709 ist der Neubau weitgehend abgeschlossen. „Das heutige Erscheinungsbild wurde aber wesentlich im 19. Jahrhundert geprägt“, sagt Prasse. „Denn der spätere Landrat von Bitterfeld, Hans Bodo von Bodenhausen, ließ das Haus seiner Ahnen 1870 großzügig umbauen.“ 1945 werden Rittergut und Schloss enteignet. Das Schloss dient zunächst als Erholungsheim der Farbenfabrik. Bald aber findet die SED Gefallen am feudalen Ambiente. Das Schloss wird zur Parteischule.

Landkreis kaufte Schloss für eine D-Mark

Nach der Wende übernimmt der Landkreis das Objekt für eine D-Mark und verpachtet es für 99 Jahre an die Caritas. Die nutzt es bis 2002 als Wohn- und Pflegeheim für geistig behinderte Menschen. Seither betreibt die Caritas-Trägergesellschaft die eigene Wohn- und Förderstätte „St. Lorenz“ auf dem Gelände.

Doch wie soll es nun mit dem Schloss weitergehen? „Der Landkreis ist interessiert, das Objekt zu verkaufen, um es einer sinnhaften Nutzung zuführen“, sagt Sprecher Udo Pawelczyk. „Sinnhaft“ heiße, dass ein neues Nutzungskonzept im Einklang mit der Förderstätte steht. Indes wird bestätigt, dass derzeit Gespräche mit Interessenten laufen, es aber noch keinen Abschluss gebe. „Einer möglichen Veräußerung muss der Kreistag zustimmen.“ (mz)