Beete für jedes Zipperlein
Ogkeln/MZ. - Heilpflanzen-Fachfrau darf sie sich jetzt nennen, doch ihre Liebe zur heilenden Flora hat sie schon vor etwa zehn Jahren entdeckt. "Früher wollte ich von Gartenarbeit nichts wissen", sagt sie. Heute verbringt sie viel Zeit im Grünen, nicht nur bei den Blumen, sondern vor allem im Kräutergarten. Der wird, wenn er fertig ist, etwa tausend Quadratmeter umfassen und rund hundert Heilpflanzen enthalten, säuberlich geordnet nach den Beschwerden, die es zu lindern gilt. Da gibt es die Frauenkräuter und jene zur Beförderung der Verdauung, solche für Haut und andere für Nerven. Alle helfen, betont sie, "gegen die Zipperlein des Alltags" und ersetzen im Ernstfall keinesfalls den Arztbesuch.
Mit ihren roten Haaren sieht Martina Barth ("Ich bin etwas über 40") auch ein bisschen wie eine Kräuterhexe aus. Wenn sie in passende Kleidung schlüpft und ein aufmerksames Publikum um sich hat, vermittelt sie, was teilweise über Jahrhunderte erprobt und weiter gegeben wurde. Denn bei ihr kann man keine fertige Salbe und keine Tinktur kaufen. In den Kursen, die sie anbietet, lernen ihre Gäste diese Dinge selbst herzustellen. "Man kann mit simplen Sachen so viel in der Küche machen oder was kosmetisches", reißt sie Themen an und verrät: "Aphrodisische Kräuter sind der Renner."
Am Sonntag gibt es die ersten Schnupperangebote, und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Denn Kräuter, so ihre Maxime, sollten mit allen Sinnen erlebt werden. Für ihre erste Veranstaltung hat sie sich die Arzneipflanze des Jahres, den Kürbis ausgesucht. "Mit einer Ernährungsumstellung kann man schon manches Wehwehchen lindern", weiß sie. "Gesunde Ernährung muss kein Öko-Trip sein." Auch Ehemann Volker ist inzwischen überzeugt, dass Essen mit Kräutern schmeckt, er hilft, wenn er Zeit hat, im Garten.
Ihre Pension Landhaus ist inzwischen zum Kräuter-Landhaus geworden, Gäste werden schon mal mit Bärlauchbrot und Walnusslikör bewirtet. Unterstützung erhält sie vom Tourismusverband Dübener Heide und über das Förderprogramm "Leader+". "Ich habe vielleicht nicht mein Hobby zum Beruf gemacht. Aber ich habe Glück, dass ich das tun kann, was mir Spaß macht." Die Kräuterfrau aus Ogkeln ist am 20. August zur Wittenberger Erlebnisnacht im Melanchthongarten zu finden, am 28. August veranstaltet sie in Ogkeln das erste Kräuterfest des Naturparks.
Noch immer entdeckt und probiert Martina Barth viel Neues in ihrer Umgebung aus. Schon hat sie ein Auge auf Praktika in Klöstern geworfen, um mehr über Thymian, Weißdorn, Königskerze und Blutwurz zu erfahren. Einer Tatsache ist sie sich nämlich bewusst: "Ich gehe jetzt schon nicht mehr unbekümmert über eine Wiese."
Schnupperangebot am Sonntag 10 und 14 Uhr in Ogkeln, Nr. 15a. Weitere Infos unter 03 49 25 / 7 17 12.