Nach jahrelangem Verfall Baustart auf der Muldeinsel in Jeßnitz
Nach jahrzehntelangem Verfall beginnen die Sanierungsarbeiten an der Biermann’schen Villa. Dort entstehen Wohnungen - und sie sind bereits begehrt.
Jeßnitz - Die letzten Tage der Ruine auf der Jeßnitzer Muldeinsel sind gezählt. Nach jahrelangem Verfall und einigem Aufschub beginnen die Sanierungsarbeiten an der Biermann’schen Villa nun endgültig. Der April läutet den Baustart für das Vorhaben ein. Das bestätigt Eigentümer Michael Dubrau der MZ.
Der Immobilien-Geschäftsmann will das baufällige Herrenhaus aus dem späten 19. Jahrhundert mit originalgetreuer Vorderseite herrichten und darin 13 Wohnungen schaffen. Vorbereitungsmaßnahmen dafür laufen bereits seit Monaten. Unter anderem wurden Decken gesichert, auch das Gerüst am Hauptgebäude steht schon. „Der große Bauboom geht ab Mai los“, kündigt Dubrau an.
Bis Mitte 2022 will Dubrau aus der Ruine einen echten Hingucker gemacht haben
Dann werden zunächst Teile des Hauses abgerissen und beräumt - nur die Außenmauern und der Keller bleiben stehen. Außerdem werden die Decken betoniert und der Dachstuhl gestellt. Beim seitlichen Anbau verschwindet die oberste Etage - sie war nachträglich aufgesetzt worden und gehört laut Dubrau nicht zum denkmalgeschützten Teil der Villa. Für die kommenden Monate ist also einiges geplant. „Ende des Jahres werden wir das Dach drauf haben und hoffentlich den Putz fertig“, sagt der Geschäftsmann. Anschließend könne dann der Innenausbau starten. Abgeschlossen werden soll das Bauvorhaben Mitte 2022.
Bis dahin will Dubrau aus der Ruine einen echten Hingucker gemacht haben. So werden am Seitenbau zehn Meter lange Balkone angebracht, die über die daneben fließende Mulde hinausragen. „Ich denke, dass das einmalig ist“, sagt er. Entsprechend begehrt sind die Wohnungen schon jetzt. „Da haben wir großen Zuspruch“, berichtet Dubrau. Für sechs der 13 Wohneinheiten seien bereits Vorverträge geschlossen. Ende des Jahres wolle man hier die finalen Mietverträge unterzeichnen. Die Interessenten kämen aus der gesamten Region, teils ziehe es sie auch von weit her zurück in die alte Heimat. Und: „Mich freut, dass auch jüngere Familien dabei sind.“
Geschäftsmann Dubrau hat in Jeßnitz zuvor bereits andere alternde Gebäude saniert
Eine Weile lang werden diese sich noch gedulden müssen. Ursprünglich sollte der Bau schon im vergangenen Jahr starten. Doch verschiedene Hürden erschwerten oder verzögerten das Vorhaben: Absprachen mit der Denkmalschutzbehörde, Bodenproben, Fachkräftemangel, verschärfte Arbeitsschutzregeln, steigende Materialpreise. „Der Aufwand, den man vorher zu machen hat, ist schon gewaltig“, sagt Dubrau.
Er besitzt die baufällige Villa seit 2001 - der Industrielle Karl Biermann hatte sie um 1880 als Wohnsitz erbaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg wohnten hier über 30 geflüchtete Menschen, seit der Wiedervereinigung ist das Gebäude zusehends verfallen. 2005 raffte ein Feuer es gänzlich dahin. In der Villa sammelte sich im Laufe der Zeit einiger Unrat an - morsche Balken, eingestürzte Decken, loses Gestein.
Geschäftsmann Dubrau hat in Jeßnitz zuvor bereits alternde Gebäude wie die katholische Kirche, das Haus Firenze, die Mühle oder die Papier-, Brot- und Flaggenfabriken saniert. Auch die ehemalige Tütenfabrik hat er bereits erworben, sie ist aktuell allerdings vermietet. „Wir müssen sehen, was daraus später entsteht“, sagt Dubrau zu seinen Plänen. (mz/Tim Fuhse)