Bankräuber tot in Zelle gefunden Bankräuber tot in Zelle gefunden: Sparkassen-Vorstand ist "erleichtert und betroffen"

Roitzsch - Die Überfall-Serie auf die Sparkasse in Roitzsch ist vermutlich beendet. Mit der Nachricht über die Verhaftung des mutmaßlichen Bankräubers von Roitzsch kehrte für die Sparkassen-Mitarbeiter zunächst ein Sicherheitsgefühl zurück. Gestern wurde der Verdächtige tot in seiner Dessauer Zelle gefunden.
In Roitzsch wurde die Bank 2013 dreimal überfallen: Am 15. Juli, 6. August und am 9. September. In allen Fällen waren die Täter mit einem schwarzen Tuch maskiert, zudem diente ein dunkler Mercedes als Fluchtfahrzeug. Die Personen-Beschreibungen ähnelten sich. Die Überfälle wurden von Sicherheitskameras gefilmt.
Beim ersten Überfall war von mehreren tausend Euro Beute die Rede, beim zweiten wurden eine vierstellige Summe, beim dritten mehrere tausend Euro erbeutet.
Am Montag wurde in Leipzig ein 41-Jähriger festgenommen, der mindestens einen der Überfälle in Roitzsch begangen haben soll. Vorgeworfen wurden ihm drei Fälle - in Roitzsch, Krumpa (Saalekreis) und Dahlen (Nordsachsen). Ermittler gingen aber davon aus, dass er weitere Überfälle in Anhalt-Bitterfeld und angrenzenden Regionen begangen haben könnte.
Für die Beschäftigten des Kreditinstituts waren die vergangenen Monate eine Zeit der Angst. Die Leiterin der Roitzscher Filiale wurde bei allen drei Überfällen mit der Waffe bedroht. Über Panik, Sicherheitsvorkehrungen und die Höhe der Beute bei den drei Überfällen sprach MZ-Redakteurin Lisa Garn mit Andreas Czaja, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld.
Was hat die Nachricht der Festnahme bei Ihnen ausgelöst?
Andreas Czaja: Wir waren alle unendlich erleichtert, dass der mutmaßliche Bankräuber gefasst wurde. Vor allem die drei Mitarbeiter in der Roitzscher Filiale. Es wusste ja niemand, ob die Bank erneut überfallen wird. Dass der Verdächtige nun keinen anderen Ausweg als den Tod gesehen hat, macht natürlich betroffen. Wahrscheinlich wird nun auch nie endgültig geklärt, ob er tatsächlich alle drei Überfälle in Roitzsch begangen hat.
Hatten die Mitarbeiter in Roitzsch nach den Überfällen Panik?
Czaja: Sie waren auf jeden Fall verunsichert. Die Leiterin war ja dreimal betroffen. Wir hatten deshalb auch überlegt, sie herauszunehmen. Aber das wollte sie nicht. Alle haben das tapfer durchgestanden. Und es gab auch eine sehr große Anteilnahme im Ort, der ja sehr klein ist.
Sind trotzdem Kunden ferngeblieben?
Czaja: Im Gegenteil: Sie haben sogar ganz verstärkt auf Auffälligkeiten geachtet - Autos mit fremdem Kennzeichen, fremde Personen. Sie wollten die Mitarbeiter unterstützen. Und wir haben gegen das Angstgefühl gesteuert, indem wir einen privaten Wachschutz über mehrere Wochen rund um die Uhr eingesetzt hatten.
Der Täter hatte sich vermutlich dreimal hintereinander dieselbe Sparkasse ausgesucht. Weil in Roitzsch zu einfach Beute gemacht werden kann?
Czaja: Wenn es der nun tote Verdächtige war, dann wäre der Grund offensichtlich: Roitzsch liegt sozusagen günstig, man ist schnell von dort weg und beispielsweise in Leipzig. Dort also, wo der Mann am Montag dingfest gemacht worden war.
Sind die Sicherheitsvorkehrungen in Roitzsch ausreichend?
Czaja: Sie kamen auf den Prüfstand. Eine externe Firma, die mit solchen Sicherheitsmaßnahmen in Banken befasst ist, hat sie umfassend geprüft. Und kam zu dem Ergebnis, dass sie den Anforderungen entsprechen und ordnungsgemäß ablaufen.
Was gehört denn in Ihren Banken zur Sicherheit?
Czaja: Ich will keine Nachahmer auf den Plan rufen. Aber Fakt ist: Es war und ist keine Nachjustierung nötig.
Sie sind seit 1993 bei der Sparkasse in Bitterfeld. Haben Sie so eine Serie schon einmal erlebt?
Czaja: Ich fand die Unverfrorenheit unfassbar: Der Täter muss unter hohem Druck gestanden haben oder er war kaltblütig. So etwas habe ich noch nie erlebt. In Pouch wurde in den frühen 90er Jahren die Sparkasse in einem Container überfallen. Der Täter erbeutete Geld, das mit Farbpatronen ausgestattet war. Als er mit den Bündeln die Filiale verließ, explodierte sie. Geld und Täter sind dann markiert. Er wurde später gefasst.
Hat der Sparkassen-Vorstand Druck ausgeübt, damit die Polizei-Ermittlungen schneller voran gehen?
Czaja: Es gab mehrere Gespräche mit der Polizei, in denen wir den Ermittlungsstand wissen wollten und auf einen Fahndungserfolg gedrängt haben. Unser Interesse war immer, dass der Betrieb weiter geht und die Menschen in Roitzsch geschützt sind.
Wie hoch war denn die Beute? Und hat die Sparkasse jetzt noch eine Chance, die Summe wiederzubekommen?
Czaja: Die Summe liegt im niedrigen fünfstelligen Bereich. Wir haben sie bereits von der Versicherung wiederbekommen. (mz)
