1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Auszeichnung für Toleranz und Demokratie: Auszeichnung für Toleranz und Demokratie: Stadt will Titel holen

Auszeichnung für Toleranz und Demokratie Auszeichnung für Toleranz und Demokratie: Stadt will Titel holen

Von lisa garn 24.07.2012, 16:25

Bitterfeld-wolfen/MZ. - Es ist eine Art Idealvorstellung, wie Leben in einer Stadt funktionieren sollte. Ohne Vorurteile, respektvoll, bunt und weltoffen. Um mit Projekten Toleranz zu fördern und das demokratische Miteinander zu stärken, bewirbt sich Bitterfeld-Wolfen um einen Titel, den in Sachsen-Anhalt bisher nur Quedlinburg bekommen hat: In der jüngsten Sitzung stimmten die Stadträte der Bewerbung für "Bitterfeld-Wolfen ohne Rassismus - Bitterfeld-Wolfen mit Courage" zu.

Der Titel soll im November am Internationalen Tag gegen Gewalt verliehen werden. Dann muss die Stadt in verschiedenen Aktionen zeigen, dass sie ihn auch verdient hat.

Die Initiative zur Bewerbung ging vom Heinrich-Heine-Gymnasium in Wolfen aus. Die Einrichtung verteidigt den Titel "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" seit mehreren Jahren. Dort laufen unter anderem Aktivitäten wie fächerübergreifende Projektwochen.

Da tanzt beispielsweise auch mal ein Junge als einziger in einer Bauchtanzgruppe mit oder sitzen Fünftklässler neben älteren Schülern und falten Origami. "Das sind kleine Projekte mit großer Wirkung. Man macht sich mit anderen Kulturen vertraut, und lernt sie besser zu verstehen", erklärt Ines Fischer, Lehrerin für Sozialkunde und Rechtskunde. Der 17-Jährige Manwinder Dhanjal, Schüler des Heinrich-Heine-Gymnasiums, sieht jedenfalls nur Vorteile.

"Diese Projekte und andere Aktionen zum Thema haben auf jeden Fall eine Wirkung auf das Verhalten der Schüler. Wir gehen sehr tolerant miteinander um, es gab nie Probleme oder blöde Sprüche." Auch an der Ausstellung 100 Bilder für Demokratie und Toleranz haben sich die Schüler beteiligt. Aktionen unter diesem Thema sollen nun stadtweit stattfinden.

Mitte September wird ein Runder Tisch gegründet, an dem Bürger sowie Schüler des Heinrich-Heine-Gymnasiums sitzen. In Workshops soll über umsetzbare Projekte beraten werden. Vorstellbar sei beispielsweise ein Fest der Kulturen. Auch die Vereine sollen sich einbringen.

"Die Themen sollten von den Bürgern kommen. Sie sollen den Titel mittragen und gestaltend wirken. Das kann auch das Zusammenwachsen der Stadt fördern", erklärt Cornelia Geißler von der Koordinierungsstelle "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" für Anhalt-Bitterfeld. "Wir haben auch so viele Vereine, die sich den Themen Demokratie, Gewaltprävention oder interkultureller Arbeit verschrieben haben. Diese vielen Aktivitäten in der Stadt müssen sichtbar werden."

Der Gedanke solle "in die Mitte der Gesellschaft" getragen werden. "Wir wollen der Motor sein und suchen Verbündete", sagt Geißler. Der Prozess werde auch vom Netzwerk Landeszentrale für politische Bildung sowie vom Netzwerk für Demokratie und Toleranz in Sachsen-Anhalt unterstützt und von der Stadt. Die betont: "Nicht die Stadtverwaltung bekommt den Titel, sondern er wird den Bürgern von Bitterfeld-Wolfen verliehen", sagt die Gleichstellungsbeauftragte Andrea Marks.

Für Geißler ist der Titel auch ein Standortvorteil. "Unternehmen schauen ja nicht nur, wie die Logistik ist, sondern auch, wie das Miteinander vor Ort ist. Wenn sie das Gefühl haben, dass sie und die Mitarbeiter willkommen sind, entscheiden sie sich leichter für eine Region."