Aus Schule wird Pflegeheim
Sandersdorf/MZ. - Was sich leicht anhört, ist für den Sandersdorfer Bürgermeister Wolfgang Thiel (CDU) ein "historischer Moment". Zwar machte Thiel mit Blick auf den zur Eröffnung anwesenden Vize-Landrat Gerd Raschpichler noch einmal den "Verdruss über den Verlust der Schule" kund, aber gleichzeitig war aus seinen Worten auch unüberhörbar, dass man im Gemeinderat froh darüber ist, das Vorhaben Pflegeheim so schnell realisiert zu haben. Und da gebühre dem Landkreis für die Hilfe auch ein Dank. Wie auch Bürgermeister und Gemeinderat selbst. "Leerstand kam nicht in Frage", so Thiel, der sich gleich nach Schließungsbeschluss um eine Nachfolgeeinrichtung bemüht hatte.
Das Pflegeheim mit seinen 66 Plätzen ist im Rahmen eines PPP-Projekts entstanden. PPP heißt Public Private Partnership und öffentliche und private Hände haben hier einen partnerschaftlichen Weg gefunden, an allen Klippen vorbei. 4,5 Millionen Euro sind in die Umgestaltung des Hauses geflossen. Dessen Eigentümer ist die Pflegeheim für Sandersdorf GmbH, deren einziger Gesellschafter das Berliner Ingenieurbüro Strempel & Große ist.
Das Büro war eigentlich nur Generalunternehmen für den Umbau, sprang aber mitten im Baugeschehen auch als Gesellschafter ein, als der ursprüngliche PPP-Partner "schwächelte". "Wir sind dann faktisch unser eigener Auftraggeber geworden", sagt Klaus Große. Auch wenn das ungewöhnlich ist: Spätestens seit Strempel & Große dem Projekt mit einer Finanzbürgschaft von 400 000 Euro eine Basis gegeben hatte, saßen die Hauptstädter unverrückbar mit im Boot.
Wie auch die "Senioritas". Dass man damit einiges an Verantwortung übernommen hat, ist Geschäftsführer Carsten Gaudian bewusst. 30 Jahre lang hat das Unternehmen als Betreiber des Heimes Zeit, die 4,5 Millionen Euro über die Mieten zu refinanzieren. Dass das gelingt, steht für Gaudian außer Frage: "Wir sind überzeugt von unserem Konzept." Im übrigen habe man von Angehörigen und Bewohnern einen Vertrauensbonus bekommen. "Etwa 30 Anmeldungen haben wir schon bekommen, als wir nur Planungen vorzuweisen hatten. Dieses Vertrauen wollen wir durch qualitativ hochwertige Pflegedienstleistungen zurückgeben."
Die "Hülle" dafür ist gegeben. 70 Prozent der Räume sind Einzelzimmer, der Rest Doppelzimmer. Jeder der sechs Wohnbereiche, zwei davon für Bewohner mit dementiellen Erkrankungen, hat einen eigenen Aufenthaltsraum und eine eigene Küche. Die Ausstattung habe "Senioritas" im wesentlichen selbst finanziert, sagt der Geschäftsführer, "da muss man mit etwa 6000 Euro pro Platz rechnen." Das ist nicht wenig Geld, "aber wir wollen schließlich, dass sich die Bewohner hier wohl fühlen können."
Besonders stolz ist Gaudian auf die Veränderungen im Souterrain. Dort war einst der Kohlenkeller der Schule - heute sind dort hübsche Wohnräume mit Terrasse entstanden. "Das war baulich ein Riesenaufwand", erinnert sich Gaudian. Ohnehin hat man den Schnitt der Räume komplett verändern müssen. "Ich glaube nicht, dass ehemalige Schüler ihre Klassenräume wiedererkennen würden. Nur die Aula ist als einziges so geblieben."
Wenn "Gisander" voll belegt ist, werden sich fast 40 Beschäftigte mit Heimleiterin Gabriele Wolff an der Spitze um die Bewohner kümmern. Derzeit sind es noch nicht so viele: 35 Plätze sind belegt. Aber das wird sich, ist Gaudian überzeugt, bald ändern.