Auf Corona-Streife Auf Corona-Streife: Ordnungsämter und Polizei prüfen in Bitterfeld-Wolfen mit großem Aufwand

Bitterfeld-Wolfen - Das Regelwerk ist neu festgezurrt und die Beamten sind auf der Straße. Nachdem Sachsen-Anhalt seine Kontaktsperren zum Eindämmen des neuartigen Coronavirus am Donnerstag um zwei Wochen verlängert hat, kontrollieren Verwaltung und Polizei sie vor Ort weiter umfangreich.
„Im Stadtgebiet finden täglich Kontrollen statt, die sicherstellen sollen, dass alle Vorgaben eingehalten werden“, teilt Bitterfeld-Wolfens Stadtsprecherin Kathrin Kuhnt auf MZ-Anfrage mit. Das Ordnungsamt patrouilliere gemeinsam mit Kollegen vom Landkreis und zusätzlichen Mitarbeitern aus der Stadtverwaltung.
Alle Ortsteile würden im Schichtsystem überprüft, werktags und am Wochenende. „Dabei werden offene Geschäfte aufgesucht, ebenso Spielplätze, Parkanlagen, Tiergehege und viele mehr“, schildert Kuhnt.
In Sandersdorf-Brehna unterstützen zwei Landkreis-Mitarbeiter das Ordnungsamt bei Rundgängen durch Stadt und Ortschaften. Auch die Polizei bestreift im gesamten Landkreis beliebte Treffpunkte. „Die Kollegen kontrollieren an den gewohnten Plätzen“, sagt Hauptkommissar Michael Däumich vom Revier Anhalt-Bitterfeld. Man befahre auch Raststätten oder Bolzplätze.
Bürger müssen bei Verstößen mit Strafen bis zu 500 Euro rechnen
Wer sich nicht an die Kontaktregeln hält, muss zahlen. Mit der „Dritten Verordnung über Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 in Sachsen-Anhalt“ hat das Land einen detaillierten Bußgeldkatalog beschlossen. Bürger müssen mit Strafen bis zu 500 Euro rechnen, Geschäftsinhaber können bei Fehlverhalten gar mit bis zu 1.000 Euro belangt werden.
Vor Ort muss auf solche Mittel bislang aber kaum zurückgegriffen werden. In der Bevölkerung sei „bei 95 Prozent ein diszipliniertes Verhalten erkennbar“, meint Bitterfeld-Wolfens Bürgermeister Armin Schenk (CDU). Auch Polizeihauptkommissar Däumich berichtet, „dass sich der größte Teil an diese Bestimmungen hält“. Im Zweifelsfall seien die Menschen nach einem kurzen Gespräch einsichtig. Wirkliche Probleme habe den Beamten wegen der Corona-Vorschriften noch niemand gemacht.
Mit der jüngsten Kontaktsperre hat das Land einen Bußgeldkatalog für Verstöße aufgestellt. Unter anderem umfasst er folgende Strafen.
1.000 Euro zahlen Geschäftsinhaber, die sich nicht an Einlasskontrollen oder Hygienevorschriften halten. 500 Euro zahlen Corona-Infizierte und gefährdete, die Besuchsverbote in Kranken- und Pflegeeinrichtungen missachten. 400 Euro zahlt, wer touristische Reisen nach Sachsen-Anhalt unternimmt. 250 Euro zahlt, wer öffentlich gemeinsam feiert, grillt oder picknickt. 100 Euro zahlt, wer gesperrte Spiel- und Bolzplätze betritt. Bei Vorsatz oder Wiederholung kann die Strafe verdoppelt, bei geringer Gefahr oder Einsicht verringert werden.
„Herumpetzen“ wie in Halle bleibt eher die Ausnahme
Bürgerhinweise über beobachtetes Fehlverhalten sind vor Ort womöglich auch deshalb selten. In Halle und Magdeburg hatten die Behörden sich jüngst kritisch über die Flut an Anrufen zu teils geringfügigen Verstößen geäußert. Halles Bürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) distanzierte sich vom „Herumpetzen“.
Auch in Bitterfeld-Wolfen gibt es solche Anrufe beim Ordnungsamt und am Bürgertelefon, allerdings nicht oft. „Selbstverständlich gehen vereinzelt über verschiedene Kanäle auch Informationen der Bürgerinnen und Bürger zu Punkten/Bereichen ein, die kontrolliert werden sollten“, berichtet Kuhnt. Man prüfe derartige Hinweise und gehen ihnen gegebenenfalls auch nach. Auch Wolfens Ortsbürgermeister André Krillwitz wurde schon von Bürgern auf Verstöße hingewiesen.
Bei der Polizei sind entsprechende Tipps von Bürgern ebenfalls die Ausnahme. „Das ist ganz selten“, sagt Däumich. Teils würden die Corona-Vorschriften vorgeschoben, wenn es eigentlich um Lärmbelästigung gehe. Vor Ort entpuppten sich gemeldete Gruppen dann aber als Duos oder Einzelpersonen. Wenn tatsächlich klare Verstöße gegen die Kontaktsperren beobachtet werden, sei ein Anruf bei der Polizei aber willkommen. „Auf alle Fälle“, sagt Däumich. „Wir sind für jeden Hinweis dankbar.“ (mz)
