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Ärger in Kleckewitz Ärger in Kleckewitz: Anwohner gründen Bürgerinitiative gegen Güllelager

Von Tilo Krippendorf 17.07.2019, 13:34
Das Interesse bei der Gründung der Bürgerinitiative war groß. Im Hintergrund verläuft der Kleine Weg.
Das Interesse bei der Gründung der Bürgerinitiative war groß. Im Hintergrund verläuft der Kleine Weg. André Kehrer

Raguhn-Jeßnitz - Die Stimmung auf dem Spielplatz im Raguhn-Jeßnitzer Ortsteil Kleckewitz schwankt irgendwo zwischen Wut, Resignation und Ohnmacht. Viele sind gereizt. Rund 150 Anwohner und Interessierte sind am Montagabend an die Anlage am Kleinen Weg gekommen, um eine Bürgerinitiative gegen den Betrieb eines großen Güllelagers in wenigen hundert Metern Entfernung zu gründen. Viele hier fürchten um die Lebensqualität und den Wert ihrer Immobilien. Die Bürgerinitiative ist für die direkt Betroffenen vielleicht die letzte Möglichkeit, sich zu wehren.

Stein des Anstoßes ist eine Baustelle auf einem Agrargelände im Osten der Wohnsiedlung. Dort entsteht gerade ein großes, rundes Becken, 35 Meter misst es im Durchmesser. Darin sollen 4.704 Kubikmeter Gülle gelagert werden können. Spätestens im Herbst soll es nach dem Willen des Betreibers befüllt werden. Das ist die Agrargesellschaft Altjeßnitz mbH.

„Wenn es sein muss, kette ich mich hier an die Straße“ ruft eine Frau

Derzeit ist der Kleine Weg, eine nur vier Meter schmale Nebenstraße, als Zufahrt vorgesehen. An der Kreuzung zur Hauptstraße liegt der Spielplatz. Hier müssten die Gülle-Transporter lang fahren. „Wenn es sein muss, kette ich mich hier an die Straße“ ruft eine Frau und erntet vereinzelten Applaus. Auch sonst ist der Ärger über das Gebaren der Verwaltungen zu spüren.

Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld hatte Ende Februar die Baugenehmigung für das Güllelager erteilt. Uwe Schulze (CDU), Landrat und somit zuständiger Verwaltungschef, war ebenfalls auf dem Spielplatz dabei. „Ich habe von den Bauvorhaben erst aus der Zeitung erfahren“, gibt er zu. So wie ihm, geht es hier vielen. Denn der Unmut entzündet sich nicht nur am befürchteten Gestank und Schwerlastverkehr, sondern auch am Vorwurf, dass die Bürger bei den Planungen nicht ausreichend beteiligt wurden. Schulze verspricht, das Verfahren nochmals prüfen zu lassen.

Sprecher der neuen Bürgerinitiative wird nun unter anderem Axel König sein, der als Selbstständiger Chemiefirmen in Umweltfragen berät und selbst in direkter Nähe des Lagers wohnt. „Es gibt rund um diesen Bau einige Unklarheiten“, sagt er. So sei fraglich, ob bisher nur der Bau oder auch schon der Betrieb des Güllelagers genehmigt worden sei.

Noch vor Ort vereinbarten die Bürgerinitiative mit dem Landratsamt einen Termin

Auch müsse geprüft werden, ob alle Parameter des Emissionsschutzes eingehalten würden. „Leider haben wir ja bisher keinen Zugang zu den Unterlagen“, so König. Das jedoch könnte sich ändern.

Noch vor Ort vereinbarten die frisch gekürten Sprecher der Bürgerinitiative mit dem Landratsamt einen Termin. Am Freitag soll es Gespräche zum Güllelager geben. „Unsere Hauptforderung ist die Nichtgenehmigung der Betriebserlaubnis. Daneben sollen vor allem die Zuwegungen geprüft werden“, erklärt König.

Und auch da gebe es Unklarheiten. „Anwohner berichten, das der Kleine Weg bis vor Kurzem Spielstraße war. Nun ist das Schild plötzlich weg, stattdessen gilt dort jetzt ein Parkverbot“, berichtet König. Wer das veranlasst hat, sei bisher unklar geblieben.

Eine weitere Unklarheit: Heinz Herrmann, Geschäftsführer der Agrargesellschaft Altjeßnitz, hatte gegenüber der MZ erklärt, dass in den als Güllelager deklarierten Bau gar keine Gülle kommen soll. Geplant sei dagegen, „flüssige Gärreste“ aus einer Biogasanlage bei Markranstädt in Kleckewitz zwischenzulagern. (mz)

Das Lager soll in wenigen Wochen fertig gebaut sein.
Das Lager soll in wenigen Wochen fertig gebaut sein.
André Kehrer