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Arbeitslosigkeit Arbeitslosigkeit: Angst vor dem Unbekannten

Von Markus Wagner 30.10.2002, 14:25

Wittenberg/MZ. - Hartz? "Ich war schon mal im Harz", meint Sandra Mordass. Die Fünftklässlerin steht am Stand des Vereins "Wir mit Euch" am Wittenberger Marktplatz und greift sich Informationsblätter über die Vorschläge der "Hartz-Kommission". Den Weltspartag wollte der Verein gestern zum "Aktionstag gegen Arbeitslosigkeit und Armut machen."

Von Hartz hat auch Sandras Mutter Petra Mordass noch nichts gehört. Seit 13 Jahren ist sie arbeitslos. "Ich habe Maschinen-Anlagen-Arbeiter gelernt, den Beruf gibt es heute gar nicht mehr", klagt die Mutter von drei Kindern. Also bliebe nur die Umschulung, "aber mit drei Kindern ist das nicht zu machen", sagt die Alleinerziehende. Als sie am Mittwoch von den Hartzvorschlägen hörte, "hab ich schon ein bisschen Angst bekommen." Helmut Lehmann kann das nicht schocken. "Ich hab's doch schon durch", sagt der Rentner. Und deshalb habe er sich mit Hartz auch nicht beschäftigt. Nur eines weiß der gebürtige Wittenberger Lehmann, der 35 Jahre bei VW in Wolfsburg gearbeitet hat: "Was hier im Osten passiert, ist Kapitalismus pur."

Viel besser kommt das Hartz-Konzept auch bei den Arbeitslosen-Vereinen und Gewerkschaften nicht weg. Was Wolfram Altekrüger am meisten ärgert: "Die Kommission hat über die Köpfe der Betroffenen hinweg entschieden." Denn Arbeitslose hätten gar nicht am Tisch gesessen als die Pläne ausgearbeitet wurden.

Die allerdings scheinen in der breiten Bevölkerung kaum bekannt zu sein. Auch Ilka Ehrich aus Berlin hat von den Plänen nie etwas gehört. Die 50-Jährige will sich eigentlich nur informieren, was sie denn in der Rente erwartet. "Ich war noch nie arbeitslos", sagt die Promoterin. "Wer arbeiten will, findet was", so Frau Ehrich, die in der Gastronomie angefangen hatte, schon selbstständig war und nun auf der Straße wirbt. "Ich hab keine Angst, dass ich arbeitslos werde."