Arbeitsamt Arbeitsamt: Schulabgänger ohne Abschluss-Zeugnis
Bitterfeld/MZ. - Bärbel Wohmann sieht die Situation realistisch. "Die hohe Zahl der Jugendlichen, die keinen Berufsabschluss haben, ist auffällig", sagt die Leiterin der Geschäftsstelle Bitterfeld des Arbeitsamtes Halle.
1 522 Frauen und Männer unter 25 Jahre haben im Landkreis Bitterfeld derzeit keinen Job. Das sind 332 mehr als zum gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres. Von derzeit 384 jungen Leuten unter 20 Jahre, die Arbeit suchen, stehen 277 ohne Berufsabschluss da. Bärbel Wohmann hat aber auch festgestellt: "So viele Jugendliche ohne Hauptschulabschluss und so viele Lehr-Abbrecher wie in diesem Jahr habe ich noch nicht erlebt." Schon Anfang Oktober, kurze Zeit nachdem sie auf der neuen Schulbank saßen, hätten einige der Azubis die Lehre wieder hingeschmissen. Auch das ist für sie ein Grund für die Lage auf dem Arbeitsmarkt.
Hinzu kommt, dass im Vergleich zu vorhergehenden Jahren das Angebot an Lehrstellen geringer ist. Die Leiterin der Arbeitsamts-Geschäftsstelle Bitterfeld führt das vor allem darauf zurück, dass in Sachsen-Anhalt mehr Unternehmen pleite gemacht als neu eröffnet haben. Auch die Förderung, die das Land dem Ausbildungsbetrieb - insbesondere im Handwerk - gewährt, ist gesenkt worden. Viele könnten sich so keinen Azubi mehr leisten, stellt sie fest. Das alles schlage sich auf die Bereitschaft von Unternehmern nieder, Schulabgänger auszubilden.
Dennoch: "Wer einen ordentlichen Schulabschluss hat, findet eine Lehrstelle und später auch einen Beruf", ist sie überzeugt. "Die Anforderungen, die die Unternehmen stellen, sind jedoch hoch."
Derzeit bietet das Arbeitsamt im gesamten Amtsbezirk Halle noch 19 offene Lehrstellen an, sieben davon im Bereich Bitterfeld. Dem stehen 55 Suchende gegenüber. "Diese Differenz hängt unter anderem mit dem Berufswunsch zusammen", so Bärbel Wohmann, "aber auch mit den schulischen Leistungen. Nicht jeder bekommt hier seinen Traumjob." Sie empfiehlt, sich früh schon über berufliche Alternativen Gedanken zu machen und mit dem Wissen ins Berufsleben zu starten, flexibel und mobil zu sein.
So liegen derzeit im gesamten Amtsbezirk beispielsweise 17 Bewerbungen für Waren- und Dienstleistungskaufleute oder sieben für Büroberufe vor. In der Baubranche hingegen gingen die Berufswünsche zurück. Und in der Gastronomie gibt es noch freie Plätze - Bewerber können sich beim Arbeitsamt melden.
Da die betrieblichen Angebote geringer sind als die Anzahl der Bewerber, legen Land und Bund zusammen mit Unternehmen, Kammern und Bildungsträgern jedes Jahr Sonderprogramme für zusätzliche Ausbildungsstellen auf. Die Schwierigkeit für den Azubi sieht Bärbel Wohmann darin, dass kein Ausbildungsbetrieb hinter ihm steht, der ihn eventuell später übernehmen könnte. "Das Arbeitsplatzangebot im Kreis ist nicht besser geworden", sagt sie. "Solange wir noch eine Zusatzausbildung über Bildungsträger fördern müssen, sieht es insgesamt schlecht aus. Viel hängt so auch von der eigenen Einstellung des Azubis ab."