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Anhalt-Bitterfeld, Wittenberg und Dessau-Roßlau Anhalt-Bitterfeld, Wittenberg und Dessau-Roßlau: Region kann Vorreiter werden

Von Carla Hanus 24.11.2014, 10:10

Bitterfeld/Dessau - Eine spitze Bemerkung, die da die Landräte aus Anhalt-Bitterfeld und Wittenberg in die Runde warfen: von einem Großkreis Anhalt, für den Dessau-Roßlau seine Kreisfreiheit aufgeben soll. Doch davon will Dessau-Roßlaus Oberbürgermeister Peter Kuras nichts hören. Nein, dieser Punkt sei kein Thema, wehrt er die Andeutungen von Uwe Schulze (CDU) und Jürgen Dannenberg (Die Linke) ab.

Ein Zusammengehen in anderer Hinsicht haben alle drei aber sehr wohl im Blick: Unter dem Dach „Energie-Avantgarde Anhalt“ soll die gesamte Region zu einer Modellregion entwickelt werden, erklären sie in einem Pressegespräch zur Kooperation. Es soll dies eine Region sein, die die Energiewende meistert, wie Kuras umschreibt, „wo es sich lohnt, zu leben und der Anspruch besteht, hierzubleiben“ (Dannenberg), und - so formuliert der Anhalt-Bitterfelder Landrat Schulze das Ziel - wo die benötigte Energie zu bezahlbaren Preisen regional erzeugt werde.

Dafür wirken die Landkreise und die kreisfreie Stadt gemeinsam mit dem Umweltbundesamt, der Regionalen Planungsgesellschaft Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg, der Tourismus-Region Anhalt-Dessau-Wittenberg sowie der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Anhalt-Bitterfeld-Dessau-Wittenberg, der Ferropolis GmbH, der Dessauer Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft und anderen unter der Federführung des Bauhauses Dessau in dem Projekt Energie-Avantgarde Anhalt schon seit Ende 2012 zusammen. Einer Zustandsanalyse sollen konkrete Vernetzungen für tragbare Konzepte folgen, um zu klären, wie der Energiebedarf der Zukunft nachhaltig gedeckt werden kann.

Strukturell ist dafür die Gründung eines Vereins geplant. Die Energie-Avantgarde will sich dafür in den Kreistagen und im Stadtrat, in den Fraktionen und Ausschüssen vorstellen. Nun wurde der Auftakt bei der Regionalversammlung der Planungsregion Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg gemacht.

Inhaltlich gibt es verschiedene Ansätze und Aufträge. Einen Schwerpunkt der künftigen Arbeit sieht Jürgen Dannenberg zum Beispiel in der Speicherkapazität. Hier fordert er, dass Bildungseinrichtungen stärker forschen sollten. Auch Kuras macht bei diesem Thema dringenden Handlungsbedarf aus und verweist auf die Dessauer Stadtwerke. Es werde in dem bevorstehenden Prozess keine in Stein gemeißelte Weisheiten geben. Aber im Verbund fänden sich Synergien. „Es laufen ja schon wichtige Dinge“, die auf regionale Stromsysteme und dezentrale Energieerzeugungseinheiten orientieren.

Dass eine Vernetzung und eine Abstimmung in der Region möglich ist, davon zeigt sich auch Uwe Schulze überzeugt. Anfängliche Skepsis einräumend, bewertet er das Projekt als so weit gereift, dass er sagen könne: „Wir stehen dahinter.“ Gleichwohl stehe das Vorreitermodell erst am Anfang. Es müssten nun die Bürger, die Kommunen, die Energieerzeuger, die Netzbetreiber und die Betreiber alternativer Energiequellen zusammengeführt werden. Schulze sieht sich da durchaus als Befürworter, will selbst Mitstreiter ansprechen.

Den Namen Anhalt für die Region, in der sich die Energie-Avantgarde als Vorreiter für Deutschland und Europa entwickeln soll, wollen die Landräte und der Oberbürgermeister übrigens behalten. Anhalt in seiner historischen Struktur gebe es nicht mehr, aber an die Geschichte der Wirtschaftsregion Anhalt könne man anknüpfen. (mz)