Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Wieder mehr Natur
BITTERFELD/MZ. - Mandy Reinbothe ist guter Hoffnung. Im Juli wird die 22-jährige Bitterfelderin ihr erstes Kind zur Welt bringen. Die Geburt an sich sieht sie als "normalste Sache der Welt". Allerdings kann die junge Frau eine gewisse Anspannung nicht leugnen. Sie möchte ihr Kind "so natürlich wie möglich" bekommen. Dennoch hofft sie auf eine weitgehend sanfte Geburt.
Damit steht die Altenpflegehelferin nicht allein. "Der Trend geht zurück zur Natur", bestätigt Professor Janusz Bartnicki. Er ist Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Gesundheitszentrum Bitterfeld / Wolfen und Referent einer weiteren Veranstaltung der Patientenakademie. Der Gynäkologe möchte aus erster Hand informieren und Ideen präsentieren, die eine Entbindung in seiner Klinik in ein anderes als das klassisch medizinische Bild stellen.
Bartnicki spricht von "Hausgeburt im Krankenhaus", nicht jedoch vom Wegfall der Möglichkeiten moderner Medizin. Für den Chefarzt spricht viel dafür, das Erlebnis Geburt tatsächlich auch als solches begreifbar zu machen. "Wir brauchen das Nest für das Kind. Wir müssen aber auch insgesamt für eine angenehme Atmosphäre sorgen." Es geht um die Gestaltung des Kreißsaales. Warme und natürliche Farben sollen dominieren, Sitzmöglichkeiten vorhanden sein, gedämpftes Licht. Auch die Wunschmusik und vielleicht das Plüschtier als Maskottchen. "Aber bitte keine Haustiere." Janusz Bartnicki setzt auch beim Vortrag auf Nähe, will verstanden werden und präsentiert dennoch Fachwissen.
Er möchte allerdings auch mit einem Vorurteil aufräumen. Selbst wenn die Geburt sehr familiären Charakter tragen soll, wäre das Personal seines Hauses vor Ort. "Nur eben etwas zurückgezogen." Im Hintergrund praktisch und bereit, im Falle des Falles eingreifen zu können. Generell sollen Eltern und Neugeborenes aber die ersten Momente des Lebens gemeinsamen und für sich genießen. "Wenn es medizinisch möglich ist."
Für den Chefarzt steht die sanfte Geburt für einen möglichst zurückgezogenen medizintechnischen Part. "Es wird kein Dauer-CTG mehr gemacht." Wieder kommt der Nachsatz, dass natürlich die Verfassung von Gebärender und Kind von entscheidender Bedeutung sei. Ansonsten ist der Mediziner sicher, dass ein Kind erst einmal nur Liebe, Geborgenheit und ein paar warme Tücher brauche.
Doch Bartnicki warnt. "Eine normale Geburt dauert gewöhnlich nicht nur fünf Minuten. Und komplett schmerzfrei wird sie auch nicht sein." Alle, glaubt er, müssten auf den Moment vorbereitet sein. Mütter wie das medizinische Personal - letzteres aber trotz Vorbereitung nicht dauerpräsent. Angst vor Schmerzen und dem Umgang mit ihnen ist ebenso Thema für den Chefarzt. Man könne helfen, betont er, bringt Akupunktur, Periduralanästhesie (PDA) und auch homöopathische Mittel ins Spiel. Wer wisse, dass er sensibel reagiere, solle lieber vorzeitig Bescheid geben, rät der Gynäkologe.