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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Stetiges solides Wachstum im Zeichen von Witwe Bolte

Von MATTHIAS BARTL 20.05.2011, 16:14
Simone Richter gehört zu den Mitarbeitern, die Grillhähnchen aus Thurland zu den Kunden bringen. (FOTO: RUTTKE)
Simone Richter gehört zu den Mitarbeitern, die Grillhähnchen aus Thurland zu den Kunden bringen. (FOTO: RUTTKE) CARDO

THURLAND/MZ. - Manchmal sind es die kleinen Dinge, die deutlich machen, wie ein Unternehmen tickt. Als Beispiel dafür kann die Rampe gelten, auf der die Lkw an das neue Gebäude der Thurländer Hähnchengrill GmbH heranfahren: Sie ist nämlich, im Unterschied zu einer anderen Rampe im Betrieb, beheizbar - und damit kommen auch bei Schnee und Eis die Fahrzeuge mit den Grillhähnchen schnell vom Hof.

Das ist Philosophie in Thurland: Was man herstellt, darf keine lange Verweildauer am Ort haben, sondern ohne Umschweife zum Verbraucher kommen, ganz gleich, ob es sich um Hähnchen oder Haxen oder Salate handelt. Und in den zurückliegenden Jahren haben Geschäftsführer und Gesellschafter Manfred Dreißig (55) viel Zeit, Mühe und vor allem viel Geld aufgewendet, um das Unternehmen in diesem Punkt fit zu machen.

Geglückt ist das allemal, wie Dreißig am Freitag bei der offiziellen Einweihung der neuen Verwaltungs- und Produktionsstätte deutlich machte. "Im Jahr 2007 haben wir vor der Frage gestanden, wie es weitergeht", denkt Dreißig zurück. Die Möglichkeiten waren eng umgrenzt: Entweder man arbeite auf dem infrastrukturell schlecht erschlossenen Gelände am Rand von Thurland so weiter wie bisher - und riskiere, ohne Weiterentwicklungschancen irgendwann in wirtschaftliches schweres Fahrwasser zu geraten. Oder man gebe den Standort ganz auf und suche einen anderen. Oder man versuche, an Ort und Stelle alle notwendigen Verbesserungen anzuschieben, um das Thurlander Gewerbegebiet selbst auf ein neues Niveau zu heben.

Letzteres wurde am 23. April 2008 in einer "denkwürdigen Sitzung" mit dem damaligen Bauminister Karl-Heinz Daehre und Landrat Uwe Schulze auf den Weg gebracht, und das Zahlenwerk zum Erfolg konnte Manfred Dreißig in nüchterner Reihung am Freitag vortragen: Für die Erschließung der Gewerbegebietes wurden in den Jahren 2008 bis 2010 mehr als 730 000 Euro aufgewendet, bei einer Fördersumme von fast 640 000 Euro. Damit wurden die Straße im Gewerbegebiet ausgebaut, die zuvor nur ein "lumpiger Feldweg" gewesen war, sowie die beiden Knoten zu den anbindenden Dorfstraßen. Gleichzeitig belief sich das private Engagement im Gewerbegebiet auf satte zwei Millionen Euro. Dabei erwies es sich als Glücksfall, dass neben Dreißigs Terrain eine alte Brüterei mit rund 70 000 Tierplätzen stand, deren Betriebsgenehmigung auslief. Da konnte die Thurländer Hähnchengrill GmbH drei Hektar Gelände übernehmen, wodurch auf der anderen Seite auch die Salatproduktion 800 Quadratmeter mehr Platz erhielt. "Wir Gesellschafter haben zwischen 2000 und 2010 ungefähr sieben Millionen Mark in den Standort investiert", resümiert Manfred Dreißig.

Entstanden sind bisher 250 Arbeitsplätze, wo man vor etwa 20 Jahren mit einer Handvoll Leute auf dem Hof von Dreißigs Vater begonnen hat. Die 45 Grillhähnchenwagen, mit Buschs Witwe Bolte als Markenzeichen, stehen mittlerweile zwischen Wernigerode und Wittenberg, Weißenfels und Brück in der Mark, auf Plätzen in Magdeburg und Leipzig. Die in Thurland hergestellten Salate gehen in alle 16 Bundesländer und nach Österreich. "Und nicht zuletzt vergeben wir Aufträge in Millionenhöhe an unsere Dienstleistungsunternehmen und Zulieferer", zieht Manfred Dreißig eine ökonomische Bilanz. Umsatzzahlen sind ihm zwar nicht zu entlocken, aber doch so viel: "Es geht gut voran. Langsam, aber solide. Wir sind all die Jahre stetig gewachsen."

Und justament am Thurländer Feiertag gibt es auch für das kontinuierliche Wachstum einen praktischen Beweis: Der Rundgang mit den Gästen muss um die Salatherstellung einen Bogen machen. Dort wird nämlich, anders als geplant, an diesem Tag produziert. "Ein Sonderauftrag", sagt Manfred Dreißig und sieht zufrieden aus. Manchmal sind es eben die kleinen, die vermeintlich beiläufigen Dinge, die erklären, wie ein Unternehmen tickt.