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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: So natürlich wie möglich

Von silke ungefroren 23.03.2012, 17:25

mühlbeck/MZ. - "Guten Morgen." Kimba hat die Besucher entdeckt und begrüßt sie. Neugierig schauen er und einige seiner Artgenossen aus dem Gehege. Doch bald schon widmen sie sich wieder ihrer Beschäftigung - wandern über die Gehölze, tapsen zum Futternapf oder fliegen ein bisschen.

Ein neues Zuhause

Kimba ist einer von vielen Kongo-Graupapageien, die neben Gelbhauben-Kakadus, Gelbwangen-Amazonen, Aras und Agaporniden ein neues Zuhause bei Dana Schöps gefunden haben. 40 Tiere sind es mittlerweile, und alle haben sie eines gemeinsam: Dort, wo sie vorher lebten, konnten sie aus den verschiedensten Gründen nicht mehr bleiben - und kamen in die Pflegestation nach Mühlbeck.

Dort auf ihrem Grundstück mit großem Garten, wo sie mit ihrem Mann und den drei Kindern lebt, will Dana Schöps jetzt ein neues Gemeinschaftshaus mit integriertem Verhaltenszentrum für geschädigte Tiere errichten. Mit festen Mauern und im Winter beheizbar, mit vielen Fenstern zum Öffnen, mit Beregnungsanlage und Lampen: Damit sollen die Vögel das ganze Jahr über noch mehr Platz als bisher und unter natürlichen Verhältnissen haben.

Vor fast vier Jahren gründete die engagierte Frau den Papageienschutzverein Schöps, dessen 1. Vorsitzende sie auch ist. "Vorbelastet" durch ihren Vater, durch den sie schon früh Nymphen- und Wellensittiche kennenlernte, entwickelte sie Sympathie für Vögel. Und als sie irgendwann im Internet auf die Seite "Papageien in Not" stieß, wurde sie selbst dafür aktiv.

"Wenn ein Hund oder eine Katze nicht mehr gewollt werden, kommen sie ins Tierheim", sagt die 36-Jährige. "Das Interesse für geschädigte Papageien ist sehr gering." Wodurch aber sind diese Tiere geschädigt? "Sie werden von den Menschen als Haustiere gehalten, in Gefangenschaft und oft auch noch einzeln, werden handzahm gemacht. Da können sie ihre natürlichen Bedürfnisse und Verhaltensweisen nicht ausleben." Und meistens mit der Geschlechtsreife würden sie sich lösen von den Menschen, aggressiv werden, Lärm und Dreck verursachen, schreien und sich beißen oder die Federn rupfen. Dann ist guter Rat teuer.

Eingewöhnen erleichtern

Bei Dana Schöps soll den Tieren ein naturnahes Leben ermöglicht werden - so natürlich wie möglich. Zusammen mit vielen Artgenossen, wo sie auch einen Partner finden können, den sie für ihr seelisches Wohlbefinden benötigen.

"Doch nicht alle sind nach ihrer Ankunft bei uns gleich in der Lage, sich in eine solche Gemeinschaft zu integrieren", erklärt Dana Schöps. Deshalb soll das geplante Gemeinschaftshaus eine Art Verhaltenszentrum beinhalten - abgetrennt durch eine Wand, um die Eingewöhnung zu erleichtern. Im vergangenen Jahr haben die Schöps' - die Familie unterstützt das Ganze natürlich - und ihr Verein ein naturnahes Fluggehege errichtet. Finanziell unterstützt wurde dieses Projekt von der Lottogesellschaft Sachsen-Anhalt. Auf solche Hilfe auch von anderen Seiten hofft man für das neue Vorhaben ebenso, Anträge sind bereits gestellt. Ohne diese Spenden, wie sie übrigens jeder Art immer willkommen sind, wird es wohl nichts werden mit dem Gemeinschaftshaus.

Auch zeitweilige Betreuung

Finanziert wird die Papageienanlage von Dana Schöps ansonsten von den Beiträgen der Vereinsmitglieder, durch Patenschaften der ehemaligen Besitzer der Papageien und durch Pflegetiere: In Mühlbeck können Papageien auch zeitweilig betreut werden, wenn die Besitzer beispielsweise krank sind oder ähnliche Situationen die Pflege momentan nicht ermöglichen. Das Säubern der Volieren und das Füttern erledigt die engagierte Tierschützerin mit Hilfe ihrer Familie allein: "Mit einem durchdachten Zeitplan ist alles zu schaffen."

Eine der Ursachen darin, dass die Tiere oft von ihren Besitzern wieder abgegeben werden wollen, sieht Dana Schöps in fehlendem Wissen. Um das zu verhindern, bietet der Verein auch eine umfassende Beratung dazu an, wie man Papageien hält. Informieren sollte man sich ihrer Meinung nach ohnehin aber schon, bevor man sich überhaupt ein Tier anschafft.

Informationen und Kontakte unter Tel. 0172 / 8292044 oder im Netz.