Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Narretei in Rot und Weiß
ZSCHERNDORF/MZ. - Ein Motto? Die Frage beantwortet Manfred Franke seit Jahr und Tag mit einem Kopfschütteln. "Haben wir nicht", sagt der Mann, der Präsident des Karnevalsclub Zscherndorf (KCZ) ist. Fasching funktioniert dennoch bestens. "In der 36. Session", fügt Andreas Teichfischer hinzu. Er ist das Sprachrohr des Elferrats und hat dem Prinzen der laufenden närrischen Zeit eines voraus.
Teichfischer war bereits in Amt und Würden, war Prinz Andreas I. Den Titel kann ihm niemand streitig machen. Auch Andreas Birkner nicht. Der Mann ist Andreas II. und hat als solcher gleich die ganze Familie auf den Thron geholt. Seine Frau Anja ist seine Prinzessin, Sohn Lucas der Prinz der Kinder-Narrenschar.
"Wir haben einfach mal laut nachgedacht, wollten gern zum Prinzenpaar werden", erzählen Andreas und Anja. Als jeweils Zweite ihrer Zunft regieren sie jetzt mit Freude und können das noch ziemlich lange. Denn ihre Regentschaft endet nicht am Aschermittwoch. Sie bleiben ein weiteres Jahr im Amt. Auch das ist typisch Zscherndorf. "Es funktioniert richtig gut", weiß Andreas Teichfischer, während Kinderprinz Lucas I. in strahlend weißer Robe auf den großen Auftritt mit seiner Lenja wartet. Die Siebenjährige trägt Krone im Haar, freut sich und ist dennoch aufgeregt. "So viele Leute."
Doch volle Säle machen den Zscherndorfer Fasching aus. Daran müssen sich auch Regenten gewöhnen. Und so laufen sie die Ehrenrunde. "Schön langsam. Und lächeln." Die Last wiegt schwer auf kleinen Schultern. Das merken die Narren. Zschernaria Hellau gibt es im Dreierpack. Applaus, Jubel. Der Fasching hat an Fahrt aufgenommen.
Annett Hardow und Silvio Appelt haben das Mikro in der Hand. Sie moderieren, motivieren und applaudieren. Das närrische Treiben ist ganz ihr Ding. Hier ein paar schrille Töne, dort eine nicht weniger schräge Tanzeinlage. Das Leben ohne Motto lässt Moderatoren und Narren freie Hand. Erst Kimono dann Dirndl und Krachlederne: Silvio Appelt ist Tänzer geworden. Rostfrei heißt eine der neuesten Gruppen im Zscherndorfer Karneval. Auch Rostfrei ist anders. Frauen tragen Lederhose, Männer Dirndl. Egal. Der Gag kommt an.
Zugabe reiht sich an Zugabe. Die Narrenschar punktet auf ganzer Linie. Vergessen sind die Trainingseinheiten hinter verschlossenen Türen. Vergessen die Suche nach Ideen. Die Aufregung ist allerdings geblieben. Maren Olbert ist das neue Tanzmariechen. "Das wird schon." Das Mädchen gibt sich selbstbewusst. Immerhin steht sie nicht zum ersten Mal auf der Narrenbühne. Maren hat in der Garde getanzt. Doch jetzt ist sie der Mittelpunkt. Allein, ohne Netz und doppelten Boden. Das Mädchen tanzt, der Saal tobt. Tanzmariechen ist angenommen. Die Erleichterung ist spürbar.
Auf große Worte wartet der Faschingsfreund in Zscherndorf vergebens. Musik und Tanz dominieren und auch der Prinz hält eine knappe Rede. Deren Botschaft ist allerdings klar. Der Fasching treibt auf seinen Höhepunkt zu.
"Es werden drei stressige Wochen", wissen Manfred Franke und Andreas Teichfischer. Die Palette der Auftritte reicht von der eigens für Behinderte einberufenen Benefizveranstaltung bis hin zu den Umzügen in Sandersdorf und Köthen. "Ausruhen können wir später."