Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Mit dem Blick fürs Große und Ganze
RAGUHN/MZ. - Für Swen Meier ist sein Handwerk eine tagtägliche Herausforderung. "Ein positive", wie der Jungmeister aus Raguhn hinzufügt. "Als Dachdecker muss man von verschiedenen Gewerken etwas verstehen und vielseitig sein. Wir sind also auch gleichzeitig Maurer und Zimmermänner." Jedes Dach sei schließlich anders, da ist es wichtig, immer auch den Blick fürs Große und Ganze zu haben", sagt er und balanciert mit seiner schwarzen Dachdeckerhose über die gelben Dachlatten und verschafft sich einen Überblick.
Den hat er nicht nur hier oben, sondern auch für das Geschäft, denn im Januar dieses Jahres hat sich der 33-Jährige selbständig gemacht. Fünf Mitarbeiter hat er mittlerweile und kann sich über die Auftragslage nicht negativ äußern. "Nach einer Kundenberatung vor Ort kommt es in 50 Prozent der Fälle auch zum Auftrag", sagt er und führt dies auf die schnelle, professionelle Arbeit seines Unternehmens zurück. Jungmeister - was sich jetzt so einfach anhört - war natürlich mit vielen Entbehrungen verbunden. Nachdem er 1996 seine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und einige Jahre im Beruf gearbeitet hat, will Swen Meier dann auch bei der Handwerkskammer seinen Meisterbrief erlangen. "Der Brief ist im Handwerk einerseits eine Zwangsläufigkeit, andererseits möchte ich ja beruflich auch etwas erreichen", so die Überlegungen. Vier Teilbereiche gilt es für die Meisterprüfung zu absolvieren. Und so muss Meier neben der körperlich anstrengenden Arbeit also noch einmal die Schulbank drücken. Auch der zu absolvierende Grundwehrdienst kostet weitere Monate.
Aber dann ist es im Jahr 2009 geschafft und der Geselle Meier kann sich Meister nennen. Doch auf diesem Titel möchte er sich nicht ausruhen, daher beschreitet er den Weg in die Selbständigkeit. Seither heißt es: Kunden beraten, Aufträge schreiben, Dächer decken und auch Buch führen. "Zwölf Stunden am Tag kommen so schnell zusammen", weiß der Junghandwerksmeister. Dennoch dürfe der Spaß an der Arbeit nicht fehlen. "Ich denke, ich habe den richtigen Beruf gewählt und das Fundament frühzeitig entsprechend so gelegt, dass ich nun darauf schrittweise weiter aufbauen kann."
Solche Sätze dürften auch Thomas Keindorf freuen, denn er ist der Präsident der Handwerkskammer Halle. Um die Jungmeister - wie Swen Meier - entsprechend zu würdigen, hat die Handwerkskammer heute nach Halle eingeladen, um 215 jungen Meistern des Jahrgangs 2009 / 2010 ihre Meisterbriefe zu übergeben. Die besten Jungmeister eines jeden Gewerks bekommen zudem eine "Schmuckurkunde". Swen Meier aus Raguhn wird sie für seine Leistungen entgegen nehmen, denn er ist der beste Jungmeister der Dachdecker im südlichen Sachsen-Anhalt.
"In den Meisterprüfungen haben die Jungmeister ihr Fachwissen, handwerkliches Können, die notwendigen Managementkenntnisse und ihr Know-how erfolgreich nachgewiesen", hebt Thomas Keindorf die Bedeutung hervor. "Meister sein heißt im Handwerk, dass man zu den Besten gehört. Es heißt aber auch, dass man sich stets neu bewähren und weiter entwickeln muss." Dabei sei Innovation wichtig. "Denn Innovation steht in erster Linie für das Können des Meisters und für den Mut des Betriebsinhabers, sich von gewohnten Pfaden weg zu begeben und sich auf Veränderungen einzulassen." Dies hat Swen Meier mit seiner Selbständigkeit getan. Er ist nun zuversichtlich, dass er auch zukünftig das Große und Ganze - ob nun auf dem Dach oder geschäftlich - im Blick behalten wird.