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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Mit Bässen durch die Nacht

Von DETMAR OPPENKOWSKI 13.06.2011, 17:46

POUCH/MZ. - "Das Festival, das Programm und die Region haben uns gereizt", fügt Stefan Klockgether an. Aber nicht nur für die Niedersachsen war dies am Pfingstwochenende ein Grund, hierher zu kommen. "Deutlich mehr als 15 000 Besucher" sind an diesem Wochenende auf dem Festivalgelände zu Gast gewesen, sagt Pressesprecher Markus Ohm.

Damit das Frühlingserwachen - so die Übersetzung für Spring Break - gelingt, haben die Veranstalter nicht gekleckert, sondern geklotzt. Fast 50 Musiker bedienen auf drei Bühnen alles, was das jugendliche Musikherz so begehrt. Und auch das Wetter spielt mit, denn pünktlich zu Beginn der Konzerte am Sonnabend setzt die Sonne ihr breitestes Lächeln auf und schon strömen die Besucher vom Campingplatz in Richtung Konzertgelände. Während kurz nach 17 Uhr die Zirkuszelte - also die Clubstage und Electronic Stage - noch schlummern, geht auf der Hauptbühne schon die Post ab, denn das DJ-Duo "Le Rock & RoxS" haben hier gerade zu spielen begonnen.

Hinter diesen noch unbekannten Namen verbergen sich Kai Schuhmann und Raik Zellmer. Sie kommen aus Dessau bzw. Wittenberg und wurden vor zwei Wochen durch Internetgemeinschaft des Radiosenders hierher gewählt. "Das war bisher unser größter Auftritt", sagt Schuhmann. "Ja, so etwas erlebt man nicht jeden Tag", meint auch Zillmer. Beide sind nach einer Stunde sichtlich erleichtert, dass alles so glatt über die große Bühne gegangen ist. Jetzt bleibe zum Glück auch noch Zeit, sich die anderen Künstler anzusehen.

Der Umbau geht derweil schnell vonstatten, denn meist kommen nur Computer und Mischpulte zum Einsatz. Und so stehen schnell die nächsten Akteure im Mittelpunkt. Ob Ira Atari, Egotronic oder Saalschutz - das Hamburger Plattenlabel "Audiolith" gibt derzeit deutschlandweit den Takt der elektronischen Popmusik vor. Dabei wummert ein Motto fortwährend und unüberhörbar durch die Boxen. "Wir haben euch etwas mitgebracht - Bass, Bass, Bass", schreit Egotronic-Sänger Torsun immer wieder in das Mikrofon. So geht es weiter und mit 120 "Beats per minute" - also Schlägen pro Minute - durch die Poucher Nacht. Ab 21.30 Uhr legen "Lexy & K-Paul" noch einen drauf. Dabei spielen die beiden Berliner feinsten Techno und animieren mit ihrem Roboter das - mittlerweile zahlreich vor der Bühne stehende - Publikum zum Tanzen, Singen und Klatschen.

Doch der Höhepunkt des Abends steht noch aus - Underworld. Obwohl die Briten Karl Hyde und Rick Smith seit fast 20 Jahren unter diesem Bandnamen im Rampenlicht stehen und mit ihrem Ohrwurm "Born slippy" eigentlich schon 1996 auf der Spitze des Zenits standen, zeigt das eingespielte Elektronik-Duo auf beeindruckende Weise, wie ein Konzert in Perfektion aussehen kann.

Ob die Licht- und Laser-Show, die Visualisierungen auf der Videoleinwand oder die harten technoiden Bässe mit überlagerten samtweich-sphärischen Synthie-Pop-Anleihen - das Aushängeschild der Veranstaltung hält, was vorab versprochen wurde. Das sehen auch die Niedersachsen Nils Kluge und Stefan Klockgether so. Trotz der fortgeschrittenen Stunde beginnt für sie und die anderen Festivalgänger jetzt gerade einmal die zweite Nachthälfte - diesmal in den Zirkuszelten. Bis in die frühen Morgenstunden werden sie hier tanzen, dann geht es zurück zum Zeltplatz. "Doch an viel Schlaf ist bei all der Musik um uns herum natürlich nicht zu denken", sagt Kluge.

Dass manche Besucher bei diesem Programm "rund um die Uhr" auch schon einmal Ausfallerscheinungen haben, betätigt der Einsatzleiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Dirk Lamer. "Wir hatten im gesamten Festivalzeitraum etwa 400 Versorgungen - angefangen bei Hautabschürfungen bis hin zu Alkoholvergiftungen." Daher sind auch 40 Transporte ins Bitterfelder Gesundheitszentrum erfolgt. Dass sei aber bei einer Veranstaltung dieser Größenordnung normal und übersteige die Zahlen des vergangenen Jahres nicht. Am Sonntagnachmittag hieß es auf Nachfrage, dass alle Patienten die Notfallaufnahme bereits wieder verlassen hätten. Lamer hob vor allem die Zusammenarbeit zwischen den privaten Sicherheitskräften und dem DRK hervor. "Die Kommunikation hat reibungslos geklappt."

Obwohl der Abschlussbericht der Polizei erst für Dienstag erwartet wird, sagt ein Beamter, dass es während des Festivals zu keinen "schwerwiegenden Vorkommnissen" gekommen sei. "Es lag bisher alles im Rahmen." Auch der Ordnungsamtsleiter der Gemeinde Muldestausee, Lutz Schneider, zeigte sich sichtlich zufrieden. "Das Sicherheitskonzept hat funktioniert. Es ist alles so verlaufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Aus Sicht der Gemeinde war die Veranstaltung also ein voller Erfolg."