Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Kurzweil am Kulturpalast
BITTERFELD/MZ/UR. - Chemiepark-Geschäftsführer Matthias Gabriel lud zu Kurzweil ein, versprach Informationen und wünschte das gewisse Maß an Neugier, das junge Leute für die Chemie begeistern soll. "Aber wir freuen uns auch auf die Leute, die hier einmal gearbeitet haben." Zu denen gehört Marie-Luise Lingner. Lange Jahre hat sie in der Wolfener Filmfabrik gearbeitet und immer in Wolfen-Süd gewohnt. So angenehme Gerüche, wie sie ihr von Miltitz Aromatics-Mitarbeiter Ronald Piech kredenzt worden, hat sie dort nicht immer wahrgenommen. "Chanel". Die Marke spricht für sich, der Duft gefällt. "Bisschen zu teuer", scherzt die Wolfenerin und schnuppert weiter. Den Duft, der an Bonbons erinnert. Grundstoffe für die Parfümerie. Gleich nebenan versuchen Frieder und Konrad Seidelmann ihr Glück. Die Brüder aus Bitterfeld hantieren im Seifenwasser. Große Seifenblasen wollen sie in den Himmel aufsteigen lassen. Was leicht aussieht, entpuppt sich als schwieriges Unterfangen. "Noch mal", animiert der vierjährige Konrad seinen zwei Jahre älteren Bruder. Mutter Christiane steht schmunzelnd daneben. "Wir wollen mal schauen, wo der Vati arbeitet."
Zu dritt gehen sie auf Entdeckungstour, die rund um den Kulturpalast längst nicht nur chemische Geheimnisse ans Tageslicht bringt. Zwar gab es die Fachvorträge, die die "Geschichte der Region im Reagenzglas" abbildeten oder erklärten, wie das eigentlich leicht entzündliche Phosphor zum Flammschutzmittel werden kann. Doch nutzten sehr viele Besucher auch die Möglichkeit, zum Höhenflug abseits der Chemie anzusetzen. Am Kranhaken ging es in luftige Höhe. Eine Drehung um die eigene Achse, dann wieder abwärts. "Oho. Schön. Aber auch ganz schön hoch."
Elfriede Karsten hatte Enkelsohn Florian begleitet und den Ausblick genossen. "Schön, wieder auf dem Boden zu sein." Dort drehte Kilowattchen seine Runden. Das Maskottchen des Energieunternehmens envia war in Hochform. Grüßte, tanzte und war zu Hause auf der Partymeile und dort längst nicht der einzige schräge Besucher. "Randale von der Saale" versprachen "Die lockeren Stadtmusikanten". Dazu das Kinder- und Jugendballett, Schlagerfrau Andrea Jürgens, Rätselraten, Glücksrad, Mini-Experimente. "Mir macht das richtig Freude hier", macht Heide Burandt kein Geheimnis aus ihrer Gemütslage. Die Touren durch den Chemiepark hat sie von vornherein verworfen. "Ich bleibe hier. Hier ist doch alles." Elektromobile, Arbeitsschutzkleidung, Erklärungen zur Produktion von Chlor, zum Stoffverbund und seinen kilometerlangen Rohrleitungen. Ernste Themen und Unterhaltung im Herbstfest-Gewand: Nur auf den ersten Blick ist das ein Widerspruch. Chemie kommt an, wenn sie denn ein buntes Kleid trägt. Das ist die Botschaft des Tages.