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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Junge Leute entwickeln einen neuen Schulplaner

Von ULF ROSTALSKY 20.01.2012, 17:11

RAGUHN/MZ. - Jasmin Morwinsky ist Schülerin der Raguhner Sekundarschule. Die Fünftklässlerin jongliert mit Zahlen und Formeln, lernt Gedichte, singt Lieder. Sie ist gefangen im normalen Schulalltag, dem sie mit 17 weiteren Klassenkameraden ein ganz neues Kapital beifügen möchte. Jasmin ist Geschäftsführerin der ersten Schülerfirma in der Muldestadt.

Die Raguhner Schulplaner GmbH lernt gerade erst laufen, ist Experimentierfeld und ein gutes Stück auch praktischer Unterricht, wie Schulleiterin Regina Bretschneider betont. Schüler lernen mit Begriffen wie Einnahmen und Ausgaben umzugehen, müssen Buch führen und Kunden gewinnen. Natürlich geschieht das mit Netz und doppelten Boden. Die Schülerfirma ist eingebunden in die Arbeit des Schulfördervereins. Lehrer sowie die Deutsche Kinder und Jugendstiftung lassen den Nachwuchs nicht im Regen stehen.

"Wir helfen und beraten", sagt Diana Redner. Gründerkids ist das Stiftungsprojekt zur Förderung von Schülerfirmen, von denen es mit der Raguhner bereits 116 in ganz Sachsen-Anhalt gibt. Die Schulplaner GmbH fällt jedoch etwas aus der Rolle. "Positiv", ist Diana Redner überzeugt. "Sie ist die erste Firma in diesem Jahr. Und sie ist die Firma mit den jüngsten Mitarbeitern."

Für die wird reichlich Vorschusslorbeer verteilt. "Die schaffen das", setzt Schulleiterin Bretschneider ein Ausrufezeichen unter den Premierenauftritt der Jungunternehmer. Die wollen unterstützt von ihren Lehrerinnen Carmen Lange und Simone Zehe einen ganz eigenen Schulplaner vom derzeitigen Probeexemplar zum Massenprodukt mit individueller Note werden lassen. Die Raguhner verbinden das klassische Hausaufgabenheft und dessen tragende Säulen Stunden- und Wochenplan sowie Aufgabenspalten mit einem Lerntagebuch.

Noten- und Punktetabellen erscheinen, Spalten für den schriftlichen Kurzaustausch zwischen Lehrern und Eltern. Dazu gibt es Seiten mit allen wichtigen Ansprechpartnern in der Schule, wichtigen Termin. "Alles ganz individuell", sagen die Schüler. "Auf den Titel kommt dann immer das Foto der Schule."

Für Chefin Jasmin und die anderen pfiffigen Geister steht fest, dass sie mit ihrer Firma Erfolg haben werden. Den Gewinn haben sie schon fest verplant. Bei Klassenfahrten könnte davon zum Beispiel für jeden ein Eis rausspringen. Oder ein Kinobesuch, glaubt Jannik Seidewitz. Er ist für Ein- und Verkauf zuständig, muss aber wie alle anderen auch sämtliche Arbeiten verstehen lernen.

Schulplaner herstellen ist Handarbeit. Bögen von Papier werden geschnitten, sortiert, gelocht und ringgebunden. Planer auf Planer entsteht, Bedarf ist da. Derzeit sind beide fünfte Klassen in der Raguhner Sekundarschule mit dem Produkt ausgestattet. Gut möglich, dass demnächst auch Sekundarschulen in der Nachbarschaft auf den Zug aufspringen werden. "Es gibt positive Signale", erklärt Regina Bretschneider. In der Schulleiterkonferenz hat sie kräftig die Werbetrommel für das Produkt von der Mulde gerührt.

Nach dem Unterricht stürzen sich die pfiffigen Geister an die Arbeit. Sie stellen Planer her und tüfteln. Ihre neueste Überlegung: Wenn Schüler mit dem Produkt gut klar kämen, sei das vielleicht auch eine Sache für Pädagogen. Lehrerplaner könnten entstehen. "Wir müssen überlegen." Die Raguhner gehen in Klausur.