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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Im Heidecamp regnet es mal eben Sterne

Von CHRISTINE KRÜGER 06.11.2011, 18:40

SCHLAITZ/MZ. - Viele Campingplätze haben sie sich angesehen, bevor sie sich entschieden, wo sie den Wohnwagen platzieren, sagt Karola Schneider. Sie sind schließlich im Heidecamp Schlaitz hängen geblieben. "Das ist optimal hier - die Heide vor der Nase, der See. Zu jeder Jahreszeit ist es hier wunderschön und auch irgendwie romantisch", sagt die Leipzigerin. Und deshalb haben Schneiders auch gleich noch Campingfreunde mitgebracht.

Kein Wunder, gehört doch das Heidecamp zu den besten Plätzen weit und breit. Zum vierten Mal hintereinander hat das Team um Walter Berger fünf Sterne für das Idyll am Muldestausee erhalten. Und freigiebig sind der Bundesverband der Campingwirtschaft und der Deutsche Tourismusverband da wahrhaftig nicht. Da werden Service, Sicherheit, Komfort, Sanitäranlagen, Standplätze und vieles mehr unter die Lupe genommen. "Das ist schon was", sagt Berger und freut sich, "das macht man nicht im Vorbeigehen." In diesem Jahr haben neben dem Heidecamp drei weitere Plätze von insgesamt 70, die es in Sachsen-Anhalt gibt, die Höchstnote erhalten - einer in Plötzky, einer in Havelberg und einer in Nähe der Rudelsburg bei Bad Kösen. 2006 erhielt das Heidecamp gar die Goldmedaille im Bundeswettbewerb.

Das alles kommt nicht von ungefähr. 1993 hat Walter Berger das Heidecamp, das zu DDR-Zeiten auch schon ein Campingplatz war, übernommen. "Das ist meiner Eltern Land", sagt er. "Hier, wo ich stehe, habe ich aus dem Wald schon mit meinem Vater Holz rausgeholt." Dann kamen 1963 die Bagger und 1975 zogen sie wieder ab, dann wurde das große Loch geflutet und drei Jahre später war das Areal oberhalb des Tagebaurestlochs der K 27 - ein kommunaler Zeltplatz. Heute streift der Blick über einen idyllisch gelegenen See, in dem sich die Herbstsonne spiegelt. Und landeinwärts erstreckt sich das zwölf Hektar große Camp in den Wald hinein.

130 Plätze für Wohnwagen von Touristen, die paar Tage Urlaub machen wollen, und 80 Plätze für Leute, die das ganze Jahr über am Muldestausee sein wollen, bietet das Camp. Hinzu kommt eine große Wiese für Zelte. Großzügig angelegt alles. "Das ist mir wichtig, Camping bedeutet Freiheit", sagt der Chef. Vom Komfortplatz bis zu ganz einfachen Ansprüchen reicht das Angebot. Und: Der Trend geht zum Zelt, sagt Berger. "Ja, die Leute wollen zurück zur Natur, sie wollen nicht mal Strom. Viele kommen eben spontan - die Zeit ist heute oft nicht mehr so planbar." Und auch das schätzen die Gäste: Der Familienbetrieb mit seinen sechs Mitarbeitern macht den Touristen kleine, feine Veranstaltungsangebote wie zu Ostern, zu Pfingsten, zu Silvester, ein Schlachtfest im Herbst, ein Fest im Sommer. Und er macht Vorschläge, was man in der Gegend entdecken sollte - vom benachbarten Haus am See bis hin zur Kultur in Wittenberg und Halle und anderswo. Die Leute, die hierher kommen, das weiß er, die wollen keine Animation, die wollen Erholung.

Und wenn dazu auch alles andere noch stimmt, dann spricht sich das rum. Apropos sprechen: Am Empfang spricht man deutsch, russisch, englisch und niederländisch. Die größte Anzahl der ausländischen Touristen übrigens stellen die Niederländer. Ganz dicke da waren sie zur Fußball-WM 2006. Walter Berger schüttelt lachend den Kopf: "Sowas erlebt man nur einmal - das war 'ne Stimmung, das war Gänsehaut-Feeling."

Dennoch, in der Bau-Phase, die sich fast bis 2 000 erstreckte und in der auch ständig Camper auf dem Platz waren, gab es viele schlaflose Nächte, blickt er zurück. Erst zwei Jahre nach der Übernahme der Anlage habe er alle Genehmigungen für Baumaßnahmen unter und über der Erde gehabt. "Einmal stand ein Bauarbeiter da und meinte kopfschüttelnd: ,Mensch, Berger, was soll'n das werden?'", blickt er lachend zurück. Es ist geworden. Und zwar so gut, dass es Sterne regnet.