Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Ein vertrauter Geruch aus dem Kesselhaus
ZÖRBIG/MZ/BIG. - "Den Geruch, den kenne ich noch genau." In Volker Jäschke werden Erinnerungen wach, kaum dass er das Dampfmaschinen-Museum in der Alten Bahnhofstraße betreten hat. Als Kind sei er immer mal wieder im Kesselhaus der Saftfabrik gewesen, wo sein Vater in der Autowerkstatt gearbeitet hat, berichtet der Besucher aus Salzfurtkapelle, der sich am Samstag, dem Tag der Geschichte in Zörbig, auf den Weg in die 1050-jährige Stadt gemacht hat.
Wie Barbara Hecker aus Oppin, die Anfang der 70er Jahre in der Saftfabrik gelernt und die Vakuumpumpe noch in Betrieb erlebt hat. "Bis zu unserer letzten Zuckerrübenkampagne, das muss 1987 gewesen sein", berichtet sie. Auf einem Foto erkennt sie den Maschinenraum mit den markanten Bodenfliesen, auf einem anderen die Tanks für den Rübensirup, Verdampfungsanlagen, Verwaltungsgebäude, das Labor und den großen Kohlehaufen vor dem Heizhaus. "Es sind schöne Erinnerungen", sagt die gelernte Industriekauffrau, die wechselnde Namen wie Finkenheerd, Ogis und Zuegg erlebt hat und im September auf eine 40-jährige Betriebszugehörigkeit zurückblicken kann.
Wie viele andere Besucher, unter ihnen viele Technikinteressierte, freut sie sich, dass die Vakuumpumpe zur Erinnerung an die Saftfabrik erhalten worden ist. Das ist Heinz Zschoche zu verdanken, der die im Freien stehende acht Tonnen schwere Maschine mit einem Tieflader aus dem Schrott geborgen und in jahrelanger Arbeit auseinander genommen, entrostet, gesäubert, überholt und lackiert hat. Nun erklärt er den Besuchern sachkundig, wie mit der einst mit Dampf angetriebenen Maschine Unterdruck erzeugt wurde, um den Rübensaft schneller zum Kochen zu bringen. "Jetzt wird sie mit einem Motor in Betrieb gebracht, in natura hat sie sich wesentlich schneller bewegt", weiß er zu berichten.
Nicht nur das, Heinz Zschoche gibt auch einige Erlebnisse zum Besten, die er bei seinen Nachforschungen über die Herkunft der 1890 in Braunschweig gebauten Pumpe hatte. So konnte er bei der Braunschweiger Stadtverwaltung zwar nichts über die "Braunschweigische Maschinenbau-Anstalt", ihre Produktion und ihr Fortbestehen erfahren, dennoch wurden ihm für diese "Auskunft" etwas mehr als 11 Euro in Rechnung gestellt. Das nehmen die Zuhörer leicht schmunzelnd und nicht besonders verwundert zur Kenntnis. Am Zörbiger Tag der Geschichte erleben sie ganz anderes. Nach dem Besichtigen der Vakuumpumpe bekommen Besucher eine süße Kostprobe geschenkt: ein Glas mit echtem Zörbiger Zuckerrübersirup.