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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Ein-Euro-Jobs werden künftig die Ausnahme sein

Von Ute Hartling-Lieblang 13.03.2012, 17:49

Bitterfeld/MZ. - Die klassischen Arbeitsgelegenheiten wie Ein-Euro-Jobs, die bisher vor allem im Grün- oder im Sozial- und Jugendbereich angesiedelt waren, wird es in Zukunft so nicht mehr geben. Das regelt das Gesetz zur Verbesserung der Eingliederungschancen am Arbeitsmarkt, das am 1. April 2012 in Kraft treten soll. Danach werden Ein-Euro-Jobs künftig die Ausnahme und nur noch für einen begrenzten Personenkreis zugänglich sein, informierten KomBa-Vorstand Bärbel Wohmann und Ralf Küchler, bei der KomBa zuständig für Controlling, Statistik und Datenqualitätsmanagement, kürzlich in einem MZ-Gespräch. Im vergangenen Jahr nahmen in Anhalt-Bitterfeld

2 464 Personen an solchen Arbeitsgelegenheiten teil.

Die neue Gesetzeslage wird auch Auswirkungen auf die Träger solcher Projekte im Landkreis Anhalt-Bitterfeld haben, zu denen zum Beispiel die Köthener Beschäftigungsgesellschaft (Köbeg) und die Gesellschaft für Bildung, Vermittlung, Integration und kommunale Dienstleistungen (BVIK) im Altkreis Köthen oder die Bitterfelder Qualifizierungs- und Projektierungsgesellschaft mbH (BQP) in Bitterfeld gehören, an der der Landkreis Anhalt-Bitterfeld beteiligt ist.

Bärbel Wohmann schließt nicht aus, dass sich die Trägerlandschaft in Anhalt-Bitterfeld mit Inkrafttreten der neuen gesetzlichen Regelungen verändern könnte. Es bleibe den Beschäftigungsgesellschaften überlassen, ihre Angebote den neuen Bedingungen anzupassen. Die Träger werden künftig aber auch auf andere Fördertöpfe zurückgreifen müssen, ist Wohmann überzeugt, denn sie werden in Zukunft einen höheren Eigenanteil aufbringen müssen.

Ein Großteil der Tätigkeiten im Sozial- und Jugendbereich, die zuvor durch Ein-Euro-Jobber übernommen wurden, könnten im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes weitergeführt werden, nennt Bärbel Wohmann eine Möglichkeit.

Kritik an der KomBa übte diesbezüglich der Linken-Abgeordnete Ronald Maaß in der jüngsten Haushaltsdiskussion des Kreistages. Die Mittel für Eingliederungsleistungen hätten sich halbiert. "Die Betreuung in den Jugendclubs und für Behinderte bricht zusammen", sagte er. Dafür gebe es in diesem Jahr kein Geld mehr von der KomBa.

Als vorrangige Aufgabe sieht die KomBa Anhalt-Bitterfeld laut Vorstand künftig die Qualifizierung von Leistungsempfängern in Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeberservice. "Unser Schwerpunkt liegt eindeutig auf dem ersten Arbeitsmarkt, also der Förderung von Arbeitsaufnahmen", unterstreicht Küchler. Durch mehr individuelle Förderung sollen Vorurteile, die bei Arbeitgebern gegenüber Langzeitarbeitslosen noch immer bestehen, weiter abgebaut werden.

Die bisher praktizierte so genannte Entgeltvariante sei die KomBa zu teuer gekommen, heißt es dort. Denn am Ende seien damit kaum Einsparungen bei den Leistungen zum Lebensunterhalt erzielt worden. Insgesamt hat die KomBa im vergangenen Jahr rund 68,4 Millionen Euro Leistungen zum Lebensunterhalt an die Bedarfsgemeinschaften gezahlt. In diesem Jahr verfügt das Jobcenter über ein Budget von 160 Millionen Euro. Für Eingliederungsleistungen stehen 2012 zehn Millionen Euro für neue Maßnahmen zur Verfügung. Das sind 21 Prozent weniger als 2011. Über 48 Prozent der Eingliederungsleistungen werden für Beschäftigung schaffende Maßnahmen ausgegeben, die im Jahr 2011 begonnen wurden und 2012 neu starten. Weitere 24,5 Prozent für Qualifizierung, das sind fast zehn Prozent mehr als im Vorjahr.

Mehr Zeit wollen sich die Mitarbeiter der KomBa auch für Vermittlungstätigkeit nehmen. Laut Wohmann wird bereits seit April nach einem Kundenkontaktkonzept gearbeitet, was jeden Vermittler zu 28 terminierten Kundengesprächen pro Woche verpflichtet.