Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Der Rinderzüchter von Zscherndorf
zscherndorf/MZ. - Stundenlang könnte er erzählen. Stundenlang könnte man ihm zuhören: Steve Wittmann. Über Oak's boy den Sechsten, über Aro, Mathilda … Stundenlang könnte er auch kämmen. Kämmen? Am besten macht er beides zeitgleich. Das entspannt ihn und seine mehr als 500 Kilogramm schweren Freunde von den Highlands aus Schottland, die dürfen die Pflege ihrer zotteligen Haarpracht täglich genießen. Alles Handarbeit, versteht sich.
Highland Cattle Wittmann - so ist der junge Mann im Rinderzuchtverband Sachsen-Anhalt eingetragen - und stolz darauf. Es ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft und die Gründung einer Rinderherde, die nicht fernab auf den schottischen Highlands oder in den kanadischen Rocky Mountains grast, sondern in Zscherndorf bei Bitterfeld. Lange hat Steve Wittmann sich belesen, reiste quer durchs Land von Bauernhof zu Bauernhof, von Züchter zu Züchter - saugte Informationen auf, freute sich über Ratschläge und traf letztendlich die Entscheidung: die Highland Cattle werden Teil seines Lebens. Nicht nur seines, sondern auch von Freundin Stefanie Meisert. Sie sind ein Team, teilen Alltag und Hobby. "Sonst würde es wohl auch nicht funktionieren", sagt die 27-Jährige. Natürlich sei die Rinderhaltung ein Unterschied zu Hund oder Katze. "Es sind nun mal keine Kuscheltiere." Das müsse man sich immer vor Augen halten. Wichtig sei, den Respekt vor den Tieren nicht zu verlieren. Auch wenn sie sich anschmiegen, wenn der Kamm über die Schwergewichte gleitet. Man sollte immer wachsam sein. Zwei Jahre ließ sich der 32-Jährige Zeit, um sich für die Hochlandrinderrasse zu entscheiden. Jetzt sind sie aus seinem Leben nicht mehr wegzudenken. Seit November 2011 sind die Vierbeiner nun Zscherndorfer. Sogar Nachwuchs hat sich schon eingestellt. Aro ist sechs Monate alt. Steve Wittmann war natürlich bei der Geburt dabei. Das sei immer etwas Besonderes. Kein Arzt war vonnöten. Innerhalb von 20 Minuten war es passiert. Die Kuh ist Mutter und Geburtshelferin in einem. Die Natur hilft sich eben selbst. Auch sonst sind die Highland Cattle pflegeleicht, findet der Hobbyzüchter. In einem Unterstand finden sie Schutz vor Hitze und Kälte. Sommer wie Winter werden Mathilda & Co. auf der Weide zubringen und zu Schönheiten heranwachsen. Das hofft jedenfalls ihr Besitzer. Denn der hat vor, sie der Öffentlichkeit zu präsentieren. "Ich hoffe, schon bei des Bundesrasseschau 2013 in Leipzig", blickt Steve Wittmann in die nahe Zukunft. Bis dahin gibt's noch jede Menge für ihn und Freundin Stefanie zu tun. Das weiß der junge Mann, der sich im letzten Ausbildungsjahr zum Physiotherapeuten befindet.
Seinen größten Traum träumt er immer noch. Ein Leben auf dem Bauernhof, das wär's für ihn. Doch der Anfang ist gemacht. Mit seiner eigenen Herde Highland Cattle. Auf dem Küchentisch sollen die Rinder übrigens nicht landen. Schließlich sind sie ein Teil der Familie.