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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Der Beginn einer großen Liebe

Von christine Krüger 11.10.2012, 18:07

Wolfen/MZ. - 60 Jahre - die haben viele Erinnerungen in sich. Und so fällt der Rückblick auf die hinter dem Kunstverein Bitterfeld / Wolfen Malerei & Graphik liegenden sechs Jahrzehnte an diesem Geburtstags-Abend auch nur lückenhaft aus. Anders kann es auch gar nicht gehen: Zu viele Ereignisse haben den Weg geprägt, die Mitglieder zusammengeschweißt, Freundschaften wachsen lassen - kurz, eine Gemeinschaft hervorgebracht, die zusammenhält wie Pech und Schwefel. Und dabei auch noch Kunst produziert. Und was für eine!

Eine, wie Vereinsvorsitzende Elke Pollnow sagt, "ganz, ganz kleine Auswahl" von Grafiken, Radierungen, Öl- und Acrylbildern, Aquarellen und Zeichnungen bildet die Jubiläumsausstellung, die derzeit im Foyer des Kulturhauses in Wolfen zu sehen ist. Sie zeigt, wo der Verein künstlerisch steht. Darauf könnten sich die Mitglieder durchaus etwas einbilden, was sie keinesfalls tun. Eine kreativ-fröhliche, und immer einladend-freundliche Art ist quasi das seelische Markenzeichen des Vereins. Und das spiegelt sich auch deutlich in den Arbeiten wider. Den Weg ins Kulturhaus wird keiner, dessen Herz auch nur ein kleines bisschen für Malerei und Graphik schlägt, bereuen.

Der Kunstverein Bitterfeld / Wolfen Malerei & Graphik hat seine Wurzeln im Malzirkel der Filmfabrik, der 1952 gegründet und von Bernhard Franke geleitet wurde. 1974 hat ihn der Freitaler Künstler Wolfgang Petrovsky als künstlerischer Leiter übernommen. "Das war der Beginn einer großen Freundschaft und Liebe", sagt er. Und das zeigt sich nicht allein darin, wie sie alle mit einander umgehen und arbeiten - diese Liebe zeigt sich auch darin, dass der Mann jeden zweiten Dienstag aus Freital angereist kommt. Bei Wind und Wetter und immer mit dem Zug. Petrovskys Blick zurück fällt an diesem Abend so aus, wie man es erwartet: mit einem gewaltigen Schuss Frohsinn, mit dem er an vieles, einst sehr Ernstes, erinnert. Zum Beispiel an das Bild "Schwerter zu Pflugscharen", das Uli Panicke in den 80-er Jahren malte. "Das mussten wir verstecken. Heute ist es im Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig", sagt er mit sichtlicher Freude, "wir mussten schon manchmal im Brechtschen Sinne listig sein." Auch die Postkartenserie, mit der sich Petrovsky gegen die Stationierung von Atomwaffen in Ost und West positionierte. "Klaus-Peter Jaskulski hat sie verlegt, unterstützt hat uns das CKB beim drucken", blickt er zurück und berichtet auch davon, was die - wie er sie nennt - Urgesteine des Vereins wie Herbert Ruland und Heinz Zwick, wie Gisela Leubner und andere ihm erzählt haben. "Der Bitterfelder Weg war oft gescholten - zu recht. Aber unsere Leute haben sich nicht an die politische Leine nehmen lassen. Voller Freude haben sie Kunst gemacht."

Nach der Wende begann für den Verein ein harter Weg - organisatorisch. Aus seinem wunderbar ausgestatteten Atelier, das sich der Verein ausgebaut hatte, musste er umziehen "von einem miesen Arbeitsquartier zum nächsten", bis er schließlich im Jahr 2000 im Kulturhaus sein Atelier fand. Trotz allem, meint Petrovsky, "wir sind immer noch zusammen." Und: "Die Leute im Kulturhaus sind faire Partner. Es macht Freude, hier zu arbeiten."

Die künstlerische Arbeit indes ist immer weitergegangen. Da hat keiner zurückgesteckt. Im Gegenteil. "Das ist eine ganz spannende Zeit gewesen", so der künsterlische Leiter. Schließlich haben in dieser Zeit auch einige Mitglieder ihren eigenen Weg in der Kunst gefunden. Julia Schmidt zum Beispiel. Die Sandersdorferin, die an der Leipziger Hochschule für Graphik und Buchkunst studiert hat, ist Kunst-Professorin an der Uni Münster. Constanze Krüger arbeitet bei den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Silke Ringleben ist Kunsterzieherin in einem Naumburger Gymnasium. Noch viele andere könnte man aufzählen. Elke Pollnow, die Vereinsvorsitzende, ist erst mit der Wende zum Verein gekommen. Sie sagt: "Mir gefällt, dass alle so unterschiedlich sind aber jeder seine Handschrift entwickeln und seine Stärken erkennen kann."