Anbau war professionell Anbau war professionell: Notstromaggregat am Cannabisfeld an der Goitzsche

Bitterfeld - Der Polizei ist am Sonnabendvormittag in Bitterfeld ein Schlag gegen den illegalen Anbau von Cannabispflanzen gelungen. Insgesamt 205 Pflanzen konnten im Goitzschewald sichergestellt und vernichtet werden. Über den oder die Eigentümer der Pflanzen sowie den eventuellen Schwarzmarktwert konnte die Polizei bisher noch keine Auskunft geben. Allerdings ist klar: Der Anbau erfolgte professionell.
Spaziergänger findet Pflanzen und meldet das der Polizei
„Die Information ist von einem Spaziergänger gekommen, der im Bereich eines Vogelschutzgebietes am südlichen Goitzscheufer verdächtige Pflanzen gesehen hat“, heißt es in der Pressemitteilung des Polizeireviers Anhalt-Bitterfeld. Daraufhin hätten sich sowohl die Bitterfelder Kriminalisten als auch ein Hubschrauber der Polizeihubschrauberstaffel zur Fundstelle begeben, um das gesamte Ausmaß der illegalen Plantage zu begutachten.
Das Ergebnis: Auf einer Fläche von rund 200 Quadratmetern waren die 205 Cannabispflanzen in je einem Maurerkübel eingepflanzt. Zur besseren Versorgung und wahrscheinlich auch zur Tarnung hatten die Plantagenbetreiber einige der Kübel im Schilfgürtel, andere wiederum auf freien Flächen untergebracht.
Wasserteiche waren mit Folie ausgelegt
Auch seien mit Folie ausgekleidete Wasserteiche angelegt und ein Unterstand errichtet worden. Zur Energieversorgung der Outdoor-Hanfplantage hatten die bisher Unbekannten ein Notstromaggregat aufgestellt.
Ein Rätsel bleibt, wie sie die gesamte Technik und alle Hilfsmittel in das sehr unwegsame Gelände geschafft haben. Über die Straße ist der Zugang nur nach Passieren der geschlossenen Schranken an den Einfahrten zum Goitzschewald sowie entlang eines Uferweges möglich. Es sei aber auch möglich, dass die Betreiber von der Wasserseite an die Plantage herangefahren sind, informierte die Polizei. Die Arbeiten dort müssen schon eine geraume Zeit unerkannt erfolgt sein, ist sich die Polizei sicher.
Mehrere Schlupflöcher in den Goitzschewald
Falco Heidecke vom BUND sieht für den Transport der Materialien in den Goitzschewald keine großen Probleme. „Mir fallen auf Anhieb mehrere Schlupflöcher und Wege ein, die von den Plantagenbetreibern genutzt werden konnten“, sagt er. Und da es sich bei dem Areal der Fundstelle um das Naturschutzgebiet handele, würden derlei Aktivitäten den normalen Spaziergängern nicht auffallen, meint er.
Im Rahmen eines Amtshilfeersuchens waren insgesamt 16 Bitterfelder Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr von 12.15 bis 15 Uhr im Einsatz, um die Beweismittel sicher zu stellen und den Tatort zu reinigen, so die Polizei. Für die Kameraden eine schweißtreibende Angelegenheit, mussten doch die Pflanzen sowie die Kübel durch den dichten Wald zum Weg transportiert werden.
Ein Ermittlungsverfahren wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz wird gegenwärtig beim Polizeirevier Anhat-Bitterfeld geführt.
Großer Fund schon im vorigen Jahr in Greppin
Die letzten bekannt gewordenen Funde von Cannabis-Pflanzen in der Region machte die Polizei im Juli und August vorigen Jahres. Während in Greppin lediglich 200 Pflanzen sichergestellt werden konnten, habe es sich in Reuden und Löberitz um eine größere Anzahl gehandelt. Ein Großaufgebot an Beamten hatte dort an sieben Objekten mehrere tausend Pflanzen sichergestellt.
Bei diesem Fund handelte es sich allerdings um Pflanzen, die mit großem technischen Aufwand in Lagerhallen gezüchtet wurden. Das war damals der erste Fall illegalen Anbaus dieser Größenordnung, der im Altkreis Bitterfeld entdeckt wurde. 2015 hatte die Polizei eine Cannabisplantage in Arensdorf bei Köthen entdeckt. (mz)