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An 24-jährige Tochter An 24-jährige Tochter: Warum Familie Krause das Hotel Central übergibt

Von Tim Fuhse 29.09.2020, 11:15
Von einer Generation an die nächste: Carolin Krause, Jörg Krause und Dustin Trappen (v.l.n.r.) stehen vor dem Hotel Central.
Von einer Generation an die nächste: Carolin Krause, Jörg Krause und Dustin Trappen (v.l.n.r.) stehen vor dem Hotel Central. André Kehrer

Bitterfeld - Wenn irgendwo Wasser tropft, muss der Vater ran. Schließlich kennt Jörg Krause das Hotel Central so gut wie kaum ein zweiter. Er hat den Umbau des Hauses in der Bitterfelder Walther-Rathenau-Straße mitgemacht. Hat das Dach erneuert, die Fassade. „Er kennt jedes Rohr“, sagt Tochter Carolin Krause. Und fügt hinzu: „Das kommt bei mir hoffentlich noch“.

In dritter Generation

Die beiden sitzen auf der Außenterrasse des Hotels. Sonnenschein, blauer Himmel. Im Moment tropft hier gar nichts. Aber auch um solche kleinen Details wird sich die junge Frau kümmern müssen. Denn künftig ist das Haus ihre Aufgabe. Inhaber Jörg und Jacqueline Krause übergeben das Hotel Central und das Steakhouse El Rancho an die 24-Jährige. Gemeinsam mit ihrem Freund Dustin Trappen soll sie beides von nun an als Geschäftsführerin leiten. Damit wechselt das Familienunternehmen in die Hände der dritten Generation.

Und zwar vergleichsweise früh. Doch das ist so gewollt. „Man muss es schon in jungen Jahren übergeben“, sagt Jörg Krause. Seine Tochter soll ihre eigenen Erfahrungen sammeln. Und damit hat sie bereits begonnen, anderswo. In einem branchennahen Studium. Und im Fünf-Sterne-Hotel Hyatt in Düsseldorf (Nordrhein-Westfahlen), wo Carolin Krause bis vor kurzem gearbeitet hat. Unter professionellsten Bedingungen also - und mit einigem Glamour. Auch der eine oder andere Stargast musste am Rhein betreut werden. „Ich habe mit Bon Jovi im Fahrstuhl gesteckt“, erzählt die junge Frau etwa. Wiedertreffen wird Krause den Sänger wohl nicht so schnell, denn nun ist sie zurück in Bitterfeld. Und das hat auch mit der Corona-Pandemie zu tun. Als das Virus sich im März über die Bundesrepublik ausbreitete, zog es Krause heimwärts.

Auch im Hyatt war wegen der Tourismus-Sperren seinerzeit wenig los. „Da habe ich meine Energie lieber in den Laden gesteckt, als in Düsseldorf zu versauern“, sagt die 24-Jährige. Im elterlichen Betrieb fanden sich Aufgaben - hier packt jeder an, wo gerade Hände gebraucht werden.

So kennt es Carolin Krause von Kindesbeinen an. Die Familie betreibt das Hotel in der Bitterfelder Innenstadt seit 29 Jahren. 1991 hat ihr Großvater es gekauft - schon zu DDR-Zeiten war er als Gastronom in Quellendorf aktiv gewesen. Später wurde es an Jörg Krause übergeben, der dort ebenfalls schon seit den 1990er-Jahren mitarbeitet. Über die Jahrzehnte hat er am Tresen so einiges erlebt, erzählt Krause. So wie den Chef eines Chemiepark-Unternehmens, der mit Trinkgeld um sich warf und morgens in Pyjamahose an der Bar stand, um einen Bloody Mary zu bestellen. Nur eine von vielen Geschichten.

„Zwei Generationen haben hier schon etwas tolles aufgebaut“, sagt Carolin Krause. Dass sie das Hotel einmal weiterführen würde, war ihr immer klar. Zwar habe sie in der Schulzeit auch mal per Praktikum in anderen Berufe reingeschnuppert. Aber: „Mein Herz hat immer dafür geschlagen“. Nun übernimmt sie das Haus ein wenig schneller als gedacht. Das hat sich während des Heimatbesuchs zu Beginn der Pandemie einfach so ergeben. „Irgendwann haben wir gesagt: Wir gehen nicht mehr zurück“, erinnert Freund Dustin Trappen, ein gebürtiger Düsseldorfer.

Kurzfristig wurde die Wohnung in der Rhein-Metropole gekündigt, wurden die Sachen gepackt. Im Juli war der Umzug dann perfekt. „Es war eine Herzensentscheidung“, sagt Carolin Krause. Entsprechend beweglich bleibt vieles noch. Wirtschaftsstudent Trappen muss sich als Quereinsteiger im Hotelgewerbe eingewöhnen. Die rechtlichen Schritte der Übergabe stehen erst noch an. Und die Lage der Branche gestaltet sich mit Corona weiter alles andere als einfach.

„Die beste Herausforderung“

Carolin Krause nimmt es sportlich. „Das war die beste Herausforderung, die man haben konnte“, sagt sie. Natürlich gebe es viel zu lernen. Sie wolle aber auch ein bisschen „frischen Wind“ einbringen. So wurde jüngst bereits der Hotel-Auftritt in den Sozialen Medien überarbeitet, ebenso die Weinkarte. Am Ende des Tages wird solch ein Familienbetrieb aber ohnehin gemeinsam geführt. Und deshalb behält auch der Seniorchef die Hände mit im Spiel. Nicht nur, wenn irgendwo ein Rohr leckt. „Ich bleibe im Hintergrund trotzdem erhalten“, sagt Jörg Krause. „Sie haben Rat und Tat zur Seite“. (mz)