Am Wegesrand ein Stück Mittelalter
Jeßnitz/MZ. - Einst war der Ort von Bauern bewohnt. Belehnt waren mit ihm die Herren von Salegast. In der Magdeburger Schöffenchronik erscheint für das Jahr 1208 Wenherus de Salgast. 1285 war Bertholdus de Salgast der Herr über den Ort. Ihre kleine Burg stand auf dem Schlangenberg, einem Burghügel, auch Turmhügel genannt. Er steht neben der Kirche und ist heute noch etwa fünf Meter hoch. Ihn schützte ein Graben, vor dem sich im Westen ein Wall legt. Daran anschließend erstreckt sich der Schlangengraben, ein alter Muldearm, der dem Burgberg den Namen gab. Am Hügel standen zwei Eichen, deren Stämme sich zueinander neigten. In der Volksüberlieferung sind sie Symbol für zwei Liebende, die nicht voneinander lassen wollen.
Eine Sage wird erzählt von einem Mädchen und einem Jungen, die sich liebten, aber nach dem Willen ihrer Eltern nicht heiraten durften. Während eines Gewitters suchten sie Schutz in einer Höhle, die in den Hügel führte. Niemand hat sie wieder gesehen, aber seitdem neigen sich zwei Eichen zueinander.
Südöstlich des Burghügels befindet sich die Ortslage des Dorfes Salegast. Sie war ebenfalls mit einem heute noch teilweise erhaltenen Wall umgeben. Das Dorf wird 1285 und 1295 urkundlich als Salgast und 1360 als Salegast erwähnt. 1287 wird der Ort als Kirchdorf bezeichnet. Von der alten Ortskirche stehen heute nur noch einige Gemäuer.
Sie war ein kleiner turmloser Bau, errichtet aus Bruch- und Feldsteinen. Bei einer baulichen Erweiterung um 1500 wurde an der Apsis ein Steinkreuz eingemauert. Hartnäckig hält sich die Nachricht, es gäbe einen unterirdischen Gang von der Kirche unter der Mulde hindurch bis zum ehemaligen Kloster im Muldenstein.
Mit dem Niedergang des Ortes wurde die Kirche entweiht. Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) diente sie noch als Notkirche, wenn die in Jeßnitz nicht genutzt werden konnte. Danach wurde der Bau zur Scheune.
Die Salegaster Kirche wird in der Volksüberlieferung als Kloster bezeichnet. In Salegast war allerdings nie ein Kloster. Aber der Ort war in Besitz des Halleschen Moritzklosters. Mit Urkunde vom 24. August 1457 veräußerte der Fürst von Anhalt für 40 Mark Silber den Ort mit der Kirche unter Vorbehalt des Wiederkaufs im Kloster. 1492 ging der Ort endgültig in den Besitz des Klosters über. Nach der Reformation wurde er wieder Besitz der Fürsten von Anhalt.
Im 15. Jahrhundert starb das Geschlecht der Herren von Salegast aus. Bemerkenswert ist, dass Fürst Waldemar der Ältere einem in Jeßnitz geborenen Bürger einen Wappenbrief mit dem Salegaster Wappen ausstellte. Es war Hans Buchener, eines Leinewebers Sohn, der zum Kanzler und Günstling des Fürsten Georg I. von Anhalt Dessau aufgestiegen war. Durch den auf den 4. September 1476 datierten Wappenbrief wurde Buchener in den Adelsstand erhoben. Das ihm verliehene Salegaster Wappen zeigt einen Sperber.
Um 1550 waren im Ort Salegast zwölf Bauerngehöfte besetzt. Die Dörfler bestellten je zwei Acker Feld und hatten für die Gemeinnutzung Viehtrift, Fischerei und Wald. Der Pfarrhof hatte einen Obstgarten, den der Pfarrer selbst nutzte. Im Jahre 1755 ließ hier Fürst Dietrich von Anhalt als Vormund von Leopold Friedrich Franz, der als Vater Franz in die Geschichte einging, ein Forsthaus errichten.
Es ist heute in Privatbesitz, wurde erneuert und ist Blickfang für die Besucher. Aus der Zeit, in der das Dorf noch besetzt war, ist eine Linde erhalten. Heimatfreunde haben sie nach dem in Jeßnitz geborenen Dichter Hermann Conradi Conradi-Linde genannt.