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Alle Sender im TV Alle Sender im TV: Die erste Antennengemeinschaft in Greppin wurde 1985 gegründet

Von Michael Maul 10.01.2021, 13:00
Ortschronist Joachim Sabiniarz mit dem Vertrag zur Bildung der Antennengemeinschaft.
Ortschronist Joachim Sabiniarz mit dem Vertrag zur Bildung der Antennengemeinschaft. André Kehrer

Greppin - „Chemie bringt Brot, Wohlstand und Schönheit“, hatte SED-Chef Walter Ulbricht im November 1958 gesagt. Dass davon auch die westlichen Fernsehprogramme in DDR-Haushalten profitierten, war wohl nicht sein Ansinnen. In Greppin hat sich das, viele Jahre später, allerdings bewahrheitet und Ortschronist Joachim Sabiniarz kann das anhand von Dokumenten auch belegen.

„Ich habe hier den Vertrag über die Bildung der ersten Antennengemeinschaft aus dem Jahr 1985 in den Händen“, sagt er mit Blick auf das Dokument. Eigentlich nichts Besonderes, möge man einen. Doch zu DDR-Zeiten war so etwas nicht alltäglich.

Es musste schon ein triftiger Grund vorliegen, um eine Antennengemeinschaft zu genehmigen, mit der man auch die westlichen Fernsehprogramme empfangen kann. „Und dieser Grund war die Entwicklung der Chemie“, erzählt er weiter.

Nach dem Bau der Rohrbrücke hatte sich der TV-Empfang in Greppin zusehends verschlechtert

Nachdem die lange Rohrbrücke für die Sicherung der Energieversorgung an der Parsevalstraße in den 70er Jahren gebaut worden war, hatte sich der TV-Empfang in Greppin zusehends verschlechtert. Das DDR-Fernsehen war schlecht oder gar nicht mehr zu empfangen.

Es hagelte Beschwerden in Richtung Chemiekombinat und den staatlichen Organen. Diese zogen dann die Reißleine und beauftragten das Kombinat, auf dem Dach der Erich-Mühsam-Grundschule eine Antennenanlage zu erreichten und damit den Fernsehempfang westlich der Bahnlinie in Greppin wieder zu gewährleisten.

Den besseren Empfang der Westsender hatte man damals wohl zähneknirschend in Kauf genommen. Hauptsache, die DDR-Programme und damit die sozialistische Propaganda konnten in ordentlicher Qualität in die Wohnzimmer flimmern. „Karl-Eduard von Schnitzler hätte sicher mächtig dagegen gewettert“, sagt Sabiniarz lachend.

Dann kam die Wende und mit ihr die Satellitenschüssel

„Wir konnten ab 1981 dann wieder ordentlich in die Röhre schauen. Dem CKB war das allerdings dann doch etwas zu kompliziert“, denkt der Chronist zurück. Und so habe man sich mit der Leitung des Kombinates zusammengesetzt und eine Übernahme vereinbart, sagt der Greppiner, der 1985 zu den Gründungsvätern der Gemeinschaft gehörte.

Doch dann kam die Wende und mit ihr die Satellitenschüssel. Immer mehr Leute traten aus dem Verbund aus. „Durch einen Zufall habe ich damals bei einer Dienstreise in Taucha den Chef einer Antennenfirma aus Senden (Westfalen) kennengelernt, den ich für die Übernahme der Greppiner Anlage begeistern konnte“, berichtet Sabiniarz. Der neue Eigentümer habe viel in Technik investiert, so dass sich nach und nach wieder mehr Familien für eine Anschluss gemeldet hätten. „Und sie funktioniert heute noch“, sagt Joachim Sabiniarz stolz.

Diese und ähnliche Geschichten über das erste Telefon, die Wasser- oder Abwasserleitungen und vieles mehr fasst der Heimatverein Greppin in einer kleinen Broschüre zusammen, die gerade im Entstehen ist. (mz)

Die Antennenanlage funktioniert auch heute noch.
Die Antennenanlage funktioniert auch heute noch.
André Kehrer