Alle Hände voll zu tun
Merschwitz/MZ. - Aber auch sonst kann sich Rita Krüger über Kundenmangel nicht beklagen. Vor eineinhalb Jahren hat die gelernte Konditorin, damals arbeitslos, ihre kleine Bäckerei im kleinen Merschwitz bei Pretzsch eröffnet: "Nur Unkraut zupfen, das ist nichts für mich." Sie dachte an zwei Kuchen pro Tag, daraus wurde freilich nichts: Inzwischen bäckt sie an die 15 Kuchen die Woche: "Und für die Wochenenden kommt leicht das Dreifache zusammen." Mundpropaganda hat den Laden bekannt gemacht, vielleicht auch, dass sie wirklich bäckt wie Oma - mit viel Handarbeit, sie verfügt über nicht mehr Gerätschaften als jede gewöhnliche Küche. Mittlerweile kommt die Kundschaft aus einem großen Umkreis, aus Torgau und Bitterfeld ebenso wie aus Dessau und Bad Schmiedeberg.
Und inzwischen schafft Rita Krüger das Backen nicht mehr allein, sie musste sich Hilfe suchen: eben Kornelia Bergmann, ebenfalls eine Merschwitzerin. So hat die Konditorin mehr Zeit, sich um das zu kümmern, was sie liebt: das Gestalten von Torten. Ihr Blick bekommt einen schwärmerischen Ausdruck, wenn sie erzählt von der fünf-stöckigen Hochzeitstorte oder dem Kuchen, der aussah wie ein Puppenwagen. Überhaupt hat sie für Kinder viel übrig - nach der Wende träumte Rita Krüger davon, ein Kinder-Café einzurichten. Und dass Weihnachten die Enkel kommen, freut sie schon jetzt. Die jüngste hat just am 24.12. Geburtstag. Klar, dass Oma bäckt. Was? "Schneewittchentorte, ein Kuchen mit Kirschen und Schokolade."
Dass das Backstübchen tatsächlich ein Erfolg wird, hat sich die Merschwitzerin nicht träumen lassen. "Ich fand den Namen so schön, bin eine stolze Oma und habe mir gar nicht so viele Gedanken gemacht." Ob sie sich vorstellen kann zu erweitern? Die Kunden fragen - nach Stollen zum Beispiel oder nach Brot. Rita Krüger: "Wenn ich zehn Jahre früher angefangen hätte, vielleicht. Jetzt wohl nicht mehr." Glücklich wirkt sie trotzdem.