Albert-Schweitzer-Straße in Bitterfeld Albert-Schweitzer-Straße in Bitterfeld: Mieter wollen Wäscheplatz und Hintertüren behalten

Bitterfeld - Es herrscht Unfrieden im Block: In der Albert-Schweitzer-Straße 45 bis 49 baut derzeit die Wohnungsgenossenschaft Wolfen (WGW) - doch das passt nicht jedem. Im Zuge der Baumaßnahme für rund 200.000 Euro bekommen die Wohnungen erstmals Balkone. Zudem geht es um eine Optimierung der Energieeffizienz und die Erneuerung des Bereichs vor den Eingängen.
Gleichzeitig werden die Hintereingänge zugemauert. Und das ist der Stein des Anstoßes. Denn verschlossene hintere Ausgänge - so die Befürchtung - werden Mietern mit Fahrrädern das Leben schwer machen. Die nutzen derzeit noch die Hintertür, um das Rad in den Keller zu bringen. Zudem erreichen sie über diese Tür den Wäscheplatz. „Wird hier zugemauert, dann müssen wir unser Fahrrad mühsam über Treppen in den Keller bringen“, sagt Ruth Barthel. „Ich bin 85 Jahre alt, ein Nachbar ist 90. Wir Älteren sind für die Wege im Alltag auf unser Rad angewiesen. Diese Neuerung wäre eine Belastung für uns und schränkt die Wohnqualität ein.“ Dass der Wäscheplatz nicht mehr nutzbar sein wird, wolle sie ebenso wenig hinnehmen. „Uns wurde gesagt, dass wir dann dafür große Balkone haben. Das finde ich lachhaft.“
Die Mieter haben eine Unterschriftenliste an die Wohnungsgenossenschaft geschickt. Etwa zehn Familien hätten sich beteiligt, so Barthel. Sie selbst lebt seit 1958 in dem Haus mit der Nummer 45. Nach der Wende wurde saniert, neue Fenster und eine Heizung kamen in die Räume. „Das war prima. Und ich finde auch gut, dass es bald Balkone gibt. Aber man sollte den Mietern ihre Hinterausgänge lassen. Das ist für mich mieterfreundlich.“
Diese Baumaßnahme - sie soll im Oktober abgeschlossen sein - diene diesem Ziel in besonderem Maße, sagt dagegen WGW-Chefin Sabine Barth. „Zum einen bekommen die Mieter nun einen Balkon, was die Wohnqualität aufwertet. Zum anderen müssen die Eingänge zugemauert werden, weil dort immer wieder Nässe ins Gebäude gedrückt wird.“ Bei Starkregen habe Wasser manchmal so hoch im Keller gestanden, dass Pumpen eingesetzt werden mussten. Hinzu komme, dass es für den hinteren Bereich mit Eingang und Wäscheplatz aus Kostengründen keinen Winterdienst gebe. Damit bestehe auch keine Verkehrssicherheit.
Mit dem Verschluss der Türen werde der Keller hinsichtlich der Wärmedämmung optimiert, was für Mieter eine Energiekosten-Einsparung bedeute. Und: „Wir bauen ins Treppenhaus eine Fahrradschiene, damit kann jeder sein Rad bequem in den Keller transportieren.“ Dies habe man Mietern bereits mehrfach zugesichert. Angeboten wurde zusätzlich eine Fahrrad-Box vor dem Haus, in dem die Drahtesel geschützt untergebracht werden können. Mieterin Barthel sieht darin aber keine Alternative. „Schiene hin oder her - für uns Senioren sind die Treppen viel zu steil. Und wenn ich draußen das Fahrrad abstelle, wird es womöglich gestohlen.“
WGW-Chefin Barth kann das nicht nachvollziehen. „Es scheint um ein Gewohnheitsrecht zu gehen. Ein paar Mieter wollen das nicht und damit basta.“ Sie kennt auch die Unterschriftenliste, spricht aber von deutlich weniger Unterzeichnern. Mieterin Kathleen Wortmann hatte ihre Unterschrift sogar zurückgezogen, „weil diese Modernisierung allen zugute kommt und wir Nebenkosten einsparen können“.
Kritikern stünde die WGW weiterhin für Gespräche zur Verfügung, sagt Barth. Beispielsweise darüber, auf welcher Seite des Treppenaufgangs die Schiene angebracht werden soll und ob doch noch eine Box erwünscht ist. Allerdings werde die WGW diese Gespräche nun nicht mehr von sich aus suchen, betont Barth.
Die Baumaßnahme sichere ein langfristiges Ziel: wettbewerbsfähig zu bleiben. „Wir müssen an die Zukunft denken. Unsere Wohnungen sollen auch in zehn Jahren noch vermietet werden. Und wenn wir das wollen und auch jüngere Leute herziehen sollen, müssen wir ein attraktives Angebot machen“, sagt Barth. Deshalb wird 2016 auch der Nachbarblock in der Albert Schweitzer-Straße 51 bis 55 modernisiert. (mz)
