1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Acht Jahre nach Großbrand: Acht Jahre nach Großbrand: Texplast aus Wolfen hat sich zurückgekämpft

Acht Jahre nach Großbrand Acht Jahre nach Großbrand: Texplast aus Wolfen hat sich zurückgekämpft

Von Detmar Oppenkowski 06.05.2017, 10:00
Texplast-Produktionsleiter Torsten Kreiseler hält das aus Plastikflaschen gewonnen Mahlgut in Händen.
Texplast-Produktionsleiter Torsten Kreiseler hält das aus Plastikflaschen gewonnen Mahlgut in Händen. André Kehrer

Wolfen - Die Wolfener Texplast GmbH hat sich herangekämpft. Nachdem ein Großbrand vor acht Jahren die Produktionshalle des Recycling-Unternehmens zerstörte, ist es 2017 - dem 25. Jahr des Bestehens - wieder voll im Geschäft.

„Nach diesem verheerenden Ereignis hatten wir zunächst überlegt, ob wir weitermachen oder nicht und uns schlussendlich für den Neuanfang entschieden“, sagt Rico Seiler.

So viele Mitarbeiter wie vor dem Feuer

Neben dem zentral gelegenen Standort mit seiner verkehrstechnischen Anbindung macht der Texplast-Geschäftsführer unter anderem auch das Know-how der Mitarbeiter dafür verantwortlich, dass man damals nicht aufgegeben, sondern knapp zwölf Millionen Euro investiert und weitergemacht habe.

„Wir beschäftigen heute wieder 90 Menschen. Also so viele Mitarbeiter wie vor dem Feuer“, sagt Seiler und meint, dass der Vorfall das Team zusammengeschweißt habe.

Dieser Zusammenhalt ist wichtig, denn Texplast agiert auf einem immer härter umkämpften Markt um gebrauchte Plastik-Getränkeflaschen, die von Kunden im Supermarkt oder Discounter zurückgegeben werden.

Innovative Idee brachte Schwung in das Unternehmen

Da die recycelbaren Sekundärrohstoffe mittlerweile von Deutschland sogar nach China oder Osteuropa gebracht werden, musste man sich in Wolfen etwas einfallen lassen. Und so hat Texplast - wenn man so will - eine eigene Lkw-Flotte aus der Taufe gehoben.

Das Novum dabei: Die Fahrzeuge holen die wiederverwendbaren Materialien direkt bei den Filialen namhafter Einzelhandelsketten ab und bringen sie auf das Gelände in den Chemiepark. Nach eigenen Angaben ist dort das „größte Flaschenlager in der Bundesrepublik“ entstanden.

„Mit diesem Puffer könnten wir die Maschinen mehrere Monate auslasten“, sagt Seiler. Das Unternehmen verarbeitet pro Jahr 50.000 Tonnen Material und hat einen Umsatz von 28 Millionen Euro.

Weiterproduktion  von Ein- und Mehrwegflaschen aus Kunststoff

Kerngeschäft von Texplast ist es unter anderem, aus den gebrauchten Ein- und Mehrwegplastikflaschen der Getränkeindustrie sauberes und sortenreines Mahlgut - auch „Flakes“ (Flocken) genannt - zu gewinnen.

Dieses wird später von der Fromm Plastics GmbH in Thüringen, eine 100-prozentige Gesellschafterin von Texplast, zu Folien und Verpackungsbändern weiterverarbeitet.

Letztere kommen in der Transportsicherung zum Einsatz. Hierfür stellt der Mutterkonzern, also die in der Schweiz ansässige Fromm AG, die Maschinen, Geräte und Systeme her.

Herstellung neuer Flaschen und Tiefkühlfolien

Andere Firmen nutzen die in Wolfen gereinigte, sortierte und zermahlene Plastik, um neue Wasserflaschen, Erdbeerschälchen oder Tiefkühlfolien herzustellen.

„Mit dem Recycling erreichen wir also zwei Effekte. Einerseits schaffen wir eine kostengünstige Alternative, andererseits ist das Verfahren nachhaltig und ökologisch“, sagt Seiler. Dass man das in der unmittelbaren Nachbarschaft nicht immer so gesehen hat, weiß der Texplast-Geschäftsführer aus eigener Erfahrung.

Denn der Wind hat die Plastikschnitzel und Etiketten gerne mal in den Gärten verteilt. „Wir haben die Beschwerden sehr ernst genommen“, beteuert Seiler und sagt, dass man Fangnetze auf- und Personal abgestellt habe, um das Problem in den Griff zu bekommen. (mz)