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50. Geburtstag des Kinder- und Jugendballetts 50. Geburtstag des Kinder- und Jugendballetts: Ein Abend voller Emotionen

Von Ulf Rostalsky 08.10.2015, 08:34
Neu interpretierte Klassiker wechselten sich auf der Bühne mit neuen Tanzinszenierungen ab.
Neu interpretierte Klassiker wechselten sich auf der Bühne mit neuen Tanzinszenierungen ab. Georg Wenzel Lizenz

Bitterfeld - Das Kinder- und Jugendballett hat das halbe Hundert vollgemacht. Mit einer großen Show voller Emotionen feierten die Tänzer zusammen mit Freunden und Fans den 50. Geburtstag. „Natürlich berührt einen das“, sagt Rolf Krause, der seit 25 Jahren an der Spitze des Traditionsballetts steht und mit ihm Höhen und Tiefen erlebt hat.

Das Ballett der Filmfabrik musste nach der Wende als Verein laufen lernen. Liebe zum Tanz ausleben zu können, ist mehr als Vergnügen. Ballett kostet. „Aber wir haben den Verein immer am Laufen gehalten. Das Ballett wird weiter Bestand haben und auch künftig auf Bühnen im In- und Ausland zu sehen sein“, erklärt Krause. Auftritte im Bitterfelder Kulturpalast sind indes Geschichte. Die Gala zum Geburtstag war die letzte große Show im Palast. Das hatte die Chemieparkgesellschaft als dessen Betreiber angekündigt (die MZ berichtete).

Klassiker treffen auf neue Einflüsse

Das Ende des Palastes wurde zur Schattenseite der bunten, lebensfrohen und jugendlich-frischen Show, die das Ballett-Trainerteam um Mandy Krause und Karen Heidenreich auf die Beine gestellt hatte. Die Tänzer wagten den Spagat. Sie interpretierten große Klassiker des Kinder- und Jugendballetts neu und paarten sie mit gänzlich neuem Material. Die Botschaft ist deutlich. Das Ballett steht zu seinen Wurzeln und ist bereit, ausgetretene Pfade zu verlassen.

Tanz verbindet, muss zur Show aber längst nicht alles sein. Gesang macht den Abend bunt. Iulia und Sorana Bozga wohnen im rumänischen Baia Mare. Die Tänzerinnen hatte die Sangestalente bei einer Stippvisite auf dem Balkan kennengelernt und zur Geburtstagsfete eingeladen. Auf der Bühne zu stehen, eint die Tänzer und Sänger. Sie sind bereit, „Atemlos durch die Nacht“ zu ziehen.

Das Kinder- und Jugendballett steht für die Liebe zum Tanz. Fotos und Videosequenzen aus fünf Jahrzehnten liefern den Beleg. Sie berichten von Meilensteinen in der Ballettgeschichte. Das Ensemble war vor der Wende im TV zu sehen und wurde auch danach wiederholt zu Fernsehproduktionen eingeladen. Man ist stolz auf das Erreichte und vergisst offenbar nicht.

Gefühl und Leidenschaft

Gudrun Becker war eine der ersten, die 1965 zum Ballett kamen. Karen Heidenreich gehört dem Ensemble seit mehr als 30 Jahren an. Beiden steckt die Kalinka noch im Blut. Gemeinsam mit den jetzigen Tänzern lieferten sie den großen Klassiker des Balletts. Es war der erste große Moment des Abends und bei weitem nicht der einzige. Dornröschenwalzer, Caravan, Clownerie und Harlekin folgen. Gefühl und Leidenschaft zieht sich wie ein roter Faden durchs Programm, das Laune macht und für Wehmut sorgt.

Der Tango de Evora ist ein Farbenspiel. Rot ist die Liebe, Schwarz die Trauer. Das Ballett hat mit Schmerz umgehen gelernt. Vor genau zehn Jahren verunglückte mit Cathleen Ehbauer eine der Tänzerinnen tödlich. Der Tango ist auch ihr gewidmet. „People“ ist ebenso emotionsgeladen. Der Tanz hat die Ballerinen vereint. Als sie ihn im Trainingslager einstudierten, fiel die Entscheidung. Er sollte der letzte große Tanz im Palast sein. Noch einmal im Rampenlicht, auf der großen Bühne. Das motivierte. Schluss, aus und vorbei?

Ein Ausrufezeichen gab es jedoch noch. Auch Cheftrainerin Mandy Krause nahm Abschied vom Palast. Sie schnürte die Ballettschuhe und tanzte nach Sarah Connor. Der Palast geizte nicht und präsentierte all seine Farben, all seine Narben. Er bewies, wie schön er ist.

Die Show lieferte das Finale furioso für das große Haus. Pyrotechnik und den Cup-Song inklusive. Alles sangen, alle klatschten. Was leise begann, wurde immer lauter. „Wir kommen wieder. Das Ballett macht weiter.“ Das Ausrufezeichen wollte Rolf Krause noch setzen. (mz)