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Prachtstück mit 88 Tasten 115 Jahre alter Blüthner-Flügel erklingt nach Restaurierung wieder in Musikschule Bitterfeld

Der 115 Jahre alte Blüthner-Flügel der Musikschule ist nach umfangreicher Restaurierung wieder spielbereit. Warum lange auf die Weihe gewartet wurden musste.

Von Ulf Rostalsky 28.11.2021, 12:00
Kathrin Lehnert (l.) und Vreni Scheiter gestalteten den Auftakt zur Weihe des restaurierten Blüthner-Flügels.
Kathrin Lehnert (l.) und Vreni Scheiter gestalteten den Auftakt zur Weihe des restaurierten Blüthner-Flügels. (Foto: André Kehrer)

Bitterfeld/MZ - Der Flügel ist das Prachtstück der Musikschule in Bitterfeld: schwarz, groß und mit einem goldenen Schriftzug, der die Herkunft verrät. Blüthner steht in feinen Lettern geschrieben. „Ein wirklich wunderbares Instrument“, schwärmt Schulleiterin Cornelia Toaspern und ist froh, dass der Flügel nun endlich mit einem Konzert von Lehrern und jungen Talenten geweiht werden konnte.

Pandemiebedingt mussten die Musiker anderthalb Jahre darauf warten. Die Pause hatte zunächst für Trübsal gesorgt. „Natürlich möchten Musiker spielen. Noch dazu, wenn es um ein so besonderes Instrument geht“, sagt Musikpädagogin Toaspern und erinnert daran, dass der Flügel 115 Jahre alt ist. Ein Alter, das man ihm nach einer mehrmonatigen Restaurierung in der Werkstatt des Markkleeberger Klavierbauers Stefan Kratzsch keinesfalls ansieht. Gut und gern 15.000 Euro hat die Frischzellenkur gekostet. Der Einsatz hat gelohnt.

Mehr als 11.000 Euro gingen an Spenden in der Musikschule ein

„Er klingt wunderbar“, hat Conelia Toaspern schnell festgestellt. Die jungen Musiker lieferten den Beweis. Sie spielten Mozart, Chopin, Strauß und Telemann, stellten aber auch Stücke jüngerer Komponisten wie Brubeck oder Lauridsen vor. „Ein Genuss“, fand auch Bitterfeld-Wolfens Oberbürgermeister Armin Schenk (CDU). Er gehört zu den Tastenpaten, die wenigstens 88 Euro für eine der 88 Flügeltasten spendeten und damit die Restaurierung möglich machten. Mehr als 11.000 Euro gingen an Spenden in der Musikschule ein, der Flügel durfte wieder in alter Schönheit erstrahlen und mit seinem Klang überzeugen.

Dass der Aufwand gelohnt hat, steht für Cornelia Toaspern außer Frage. Der Flügel im baubedingten Ausweichquartier der Musikschule in der Bitterfelder Burgstraße ist eben nicht irgendein Instrument. Er stammt aus gutem Hause. Blüthner hatte es 1906, im Geburtsjahr des Bitterfelder Flügels, zu Weltruhm gebracht. In den Werkstätten arbeiten 800 Menschen. Pro Jahr stellten sie bis zu 1.000 Instrumente her. Massenware? Das lässt Cornelia Toaspern nicht gelten. „Es gehörte zum guten Ton, einen Blüthner im Haus zu haben.“

Den musikalischen Reigen zur Flügelweihe eröffneten Vreni Scheiter und Kathrin Lehnert

Woher genau das jetzt gefeierte Instrument kommt, kann sie nicht sagen. „Vielleicht aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie“, sagt die Schulleiterin und macht auf eine Parallele aufmerksam. 1906, im Entstehungsjahr des Flügels, erblickte ein großer Musiker in St. Petersburg das Licht der Welt: Dmitri Schostakowitsch, der später natürlich auch auf einem Blüthner spielen sollte.

Goldene Schrift auf schwarzem Grund: Blüthner ist ein Name von Welt.
Goldene Schrift auf schwarzem Grund: Blüthner ist ein Name von Welt.
(Foto: André Kehrer)

Den musikalischen Reigen zur Flügelweihe eröffneten Vreni Scheiter und Kathrin Lehnert - eine ehemalige Schülerin und eine Lehrerin. Walzer aus Theodor Kirchners Feder zeigten, mit welcher Klangfülle der Flügel überzeugen kann. Das Instrument ist aber auch für junge Schüler gedacht. Klara und Elise Friedrich spielten „Laterne, Laterne“, das bekannte Kinderlied.

Die Akteure

Das Konzert gestalteten: Vreni Schreiter, Kathrin Lehnert, Mija Penner, Klara und Elise Friedrich, Sarah Premper, Christian Justus, Marlene Herrmann, Amrei Apelt, Thomas Kunath, Elisabeth Rostalsky, Luise Römbach, Johannes Huschka, Ilia Schaburow und Lenny Buschmann.