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Zum Anstoßen gibt es einen Eierlikör im Schoko-Becher

Von SUSANNE WEIHMANN 07.03.2010, 18:19

BERNBURG/MZ. - Sie selbst war dazu nicht in der Lage, denn ihr rechter Arm funktioniert nicht mehr so, wie er soll. Aber auch wenn Rolf Wiechmann seiner Mutter immer gern behilflich ist, diesen Wunsch konnte er ihr nicht erfüllen. "Das können wir nicht machen. Das vertragen doch gar nicht alle", versuchte er sie zu überzeugen. Zumindest aber dem Pflegepersonal goss er großzügig in den Schokoladenbecher ein. "Auf die nächsten 100 Jahre", meinte eine Mitarbeiterin des Seniorenheims in Richtung Else Wiechmann und prostete ihr zu.

Zwar sei sie sehr aufgeregt, aber sonst gehe es ihr dem Alter entsprechend gut. "Wie man sich eben so mit über 100 Jahren fühlt", meinte die Jubilarin. Dazu gehört, dass Gehör und Augen schwach sind. Zudem habe seine Mutter mehrere Knochenbrüche hinter sich, erzählte Sohn Rolf.

Fast ihr ganzes Leben lang, das heißt seit 76 Jahren, lebt Else Wiechmann in Bernburg. Damals haben die gebürtige Nienburgerin und ihr Mann Hermann ein Haus in der Wasserturmstraße gekauft. Hermann Wiechmann war Steinsetzer, geriet im Krieg in die Gefangenschaft und kehrte erst 1946 nach Bernburg zurück. Seine Frau hat bis in die 50er Jahre in der elterlichen Landwirtschaft in Nienburg gearbeitet. Die frische Luft und die harte Arbeit hätten seine Mutter wohl so lange fit gehalten. "Bis auf die letzten 15 Jahren ist meine Mutter immer gesund gewesen", erzählt Rolf Wiechmann, der ganz in der Nähe wohnt und der zum Ehrentag seiner Mutter neben dem Einschenken des Eierlikörs auch den Kauf des Kuchens übernommen hatte.

Dass das nach dem neuerlichen Schneefall über Nacht gar nicht so ungefährlich werden sollte, damit hatte er nicht gerechnet. Die Fahrt morgens kurz nach sechs Uhr zur Bäckerei Bartholomäus (heute Salzwedel), bei der seine Familie schon früher Backwaren kaufte, wurde eine richtige Rutschpartie und der Transport der schwedischen Apfeltorte mit Eierlikör zum Auto ein kleiner Balanceakt, berichtete er. "Das ist das erste Mal, soweit ich mich erinnere, das am 6. März Schnee liegt", meinte der 75-Jährige.

Anders als im vergangenen Jahr, als der 100. Geburtstag in großer Runde im Heim gefeiert wurde, sollte es dieses Mal etwas ruhiger, nur im Kreis der Familie, vonstatten gehen. Das rege seine Mutter nicht so sehr auf, sagte Rolf Wiechmann, der seinen Sohn Heiko mit Frau Ina und den beiden Kindern Frederike und Erik aus Bayern zu Kaffee und Kuchen am Nachmittag erwartete.