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WZV Saale-Fuhne-Ziethe WZV Saale-Fuhne-Ziethe: Säubernde Glockentierchen

Von alexandra koch 11.10.2013, 10:28
Harald Bock, Technischer Leiter des Wasserzweckverbandes, steht auf der Brücke des „Belebungsbeckens“. Mit Hilfe des Kranes werden bei Instandhaltungsarbeiten die Rührwerke im Becken angehoben. Zusätzliche Belüftungskerzen sorgen hier für die Sauerstoffzufuhr.
Harald Bock, Technischer Leiter des Wasserzweckverbandes, steht auf der Brücke des „Belebungsbeckens“. Mit Hilfe des Kranes werden bei Instandhaltungsarbeiten die Rührwerke im Becken angehoben. Zusätzliche Belüftungskerzen sorgen hier für die Sauerstoffzufuhr. alexandra koch Lizenz

bernburg/MZ - Ein blauer Tropfen ist das Erkennungszeichen des Wasserzweckverbandes (WZV) Saale-Fuhne-Ziethe. Das Management rund um Trink- und Abwasser wird am Samstag von Harald Bock, dem Technischen Leiter des WZV bei der Klimaschutzkonferenz im niederländischen Borne vorgestellt.

Der Verband mit seinen 60 Mitarbeitern sorgt täglich dafür, dass beim Hahnaufdrehen frisches Wasser fließt. Dieses stammt aus dem Talsperren-System im Ostharz und braucht etwa zwei Tage, bis es im Verbandsgebiet ankommt. Zwei jeweils etwa einen Meter dicke Rohrleitungen transportieren das Wasser unterirdisch aus dem Mittelgebirge hierher. Das ältere besteht aus Spannbeton. Ein weiteres wurde ab 1993 parallel verlegt und ist aus Stahl. Das Wasser wird an der Rappbodetalsperre mit einem Druck von zehn bar in die Leitungen gepresst. Das ist zu viel, um einen Wasserhahn aufzudrehen, ohne nass zu werden. Deshalb sorgen Druckminderer für eine Reduzierung auf sechs bar.

Jährlich werden im Verbandsgebiet, das von Neugattersleben im Norden, Schackstedt im Westen, Cörmigk im Osten und Domnitz im Süden reicht, etwa zwei Millionen Kubikmeter Trinkwasser an rund 50 000 Verbraucher verkauft.

Weitaus aufwendiger in der Unterhaltung ist das Abwassersystem, um das sich der WZV ebenfalls kümmert. Seit der Wende hat er in neue Orts- und Kanalnetze investiert. Das Herzstück des Systems ist das Klärwerk in der Saale-Aue bei Dröbel. „Hier kommt alles an, was durch die Toilettenschüssel passt“, sagt Harald Bock, Technischer Leiter, bei einer Führung. „Manchmal sind auch Fahrradteile oder Gummihandschuhe dabei“, so der 51-Jährige.

Aus der Kanalisation wird das Abwasser - 2500 bis 5000 Kubikmeter am Tag - über ein Schnecken-Pumpwerk in die Kläranlage gebracht. Das verschmutzte Wasser trifft zunächst auf einen Sand- und Fettfang. Nach der mechanischen Reinigungsstufe sorgen im Belebungsbecken Kleinstlebewesen, sogenannte „Glockentierchen“, dafür, die organische Verschmutzung abzubauen. „Die fressen den Dreck auf“, erklärt der an der Technischen Universität Dresden diplomierte Wasserwirt den Vorgang. Dafür wird das Becken mit Sauerstoff angereichert. Die braune Brühe blubbert dann wie in einem riesigen Kochtopf. Polyaluminiumchlorid wird als Zusatz in der chemischen Reinigungsstufe genutzt. Im Nachklärbecken wird das saubere Wasser schließlich vom Schlamm getrennt. Von hier aus fließt es in die Saale. Zur Spitzenzeit, gegen 14 Uhr, sind es 430 Kubikmeter pro Stunde.

Die schlammigen Reste werden im sogenannten Faulturm ausgefault. Dabei entsteht innerhalb von zwölf Tagen Methangas, das für die Stromerzeugung genutzt wird und einen Teil des Energiebedarfs der Anlage deckt. Zwei neue Turbinen waren zu diesem Zweck im vergangenen Jahr angeschafft worden.

Der zurückbleibende Schlamm wird entwässert, so dass eine Art „Blumenerde“ übrig bleibt. 5500 Tonnen Klärschlamm entstehen pro Jahr, die von der Firma Schwenk verbrannt werden.