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Naphthalin-Fund in Bernburg Wie weiter mit der Giftschule an der Tolstoiallee?

Knapp fünf Jahre steht das ehemalige Hellriegel-Gymnasium an der Tolstoiallee in Bernburg leer – und wird immer häufiger von Vandalen heimgesucht. Was die Kreisverwaltung damit vorhat.

Von Katharina Thormann Aktualisiert: 13.01.2023, 09:06
Ein Großteil des Inventars wurde bereits 2018 aus der Schule geholt.
Ein Großteil des Inventars wurde bereits 2018 aus der Schule geholt. Foto: Engelbert Pülicher

Bernburg/MZ - Die rote Eingangstür ist großflächig mit gelber Farbe beschmiert, die weißen Wände nebenan mit schwarzer Schrift. Immer wieder wird das einstige Hellriegel-Gymnasium, einigen noch als Gagarin-Schule bekannt, an der Tolstoiallee in Bernburg von Vandalen heimgesucht. Sie brechen ein und legen sogar Brände. Und so wird die Frage mancher Bernburger immer lauter, warum es für das Objekt keine neue Verwendung gibt.

Immerhin steht die Schule seit dem überraschenden Fund von krebserregendem Naphthalin in den Böden seit Mai 2018 und damit fast fünf Jahre leer. Ans Licht kam die Entdeckung erst, nachdem etliche Schüler über Kopfschmerzen und einen muffigen Geruch in einem Teil der Unterrichtsräume geklagt hatten. Daraufhin wurde der Boden untersucht, mit überraschendem Ergebnis: Krebsgefahr!

Das Außengelände des ehemaligen Hellriegel-Gymnasiums holt sich die Natur immer mehr zurück.
Das Außengelände des ehemaligen Hellriegel-Gymnasiums holt sich die Natur immer mehr zurück.
Foto: Engelbert Pülicher

Seit diesem Moment ist dieses Gebäude samt Sporthalle und Aula ungenutzt. Einen ersten Versuch die Schule und das insgesamt rund 17.000 Quadratmeter große Gelände zu verkaufen, hatte der Landkreis abgebrochen. Im Oktober 2020 hatte die Kreisverwaltung das Grundstück noch für einen Verkehrswert in Höhe von 369.000 Euro auf seiner Webseite angeboten, dann aber wieder zurückgezogen. Als Begründung hieß es damals aus der Kreisverwaltung: „Zwischenzeitlich traten Erfordernisse zutage, die eine Neubetrachtung aller möglichen Optionen erforderlich machen.“ Konkreter wurde darauf nicht eingegangen.

Seitdem liegt die Zukunft des Schulgebäudes auf Eis. In Frage kämen Abriss, Verkauf oder eigene Nutzung. Doch eine Entscheidung scheint nicht so bald zu kommen, wenn es nach den Aussagen der Kreisverwaltung geht. „Die Frage nach der Zukunft des Gebäudes hatte in den vergangenen Jahren seit Beginn der Corona-Pandemie keine Priorität bei der Abarbeitung der Aufgaben. Insofern gibt es derzeit keinen Sachstand, über den wir Auskunft geben könnten“, sagt Kreissprecher Marko Jeschor.

Die Giftschule  wird immer öfter von Vandalen heimgesucht.
Die Giftschule wird immer öfter von Vandalen heimgesucht.
Foto: Engelbert Pülicher

Etwas konkreter wird Landrat Markus Bauer (SPD): „Wir müssen als Landkreis auch wirtschaftlich denken und können die Immobilie nicht verscherbeln.“ „Es gibt diverse Lösungsansätze, es ist aber noch keine abschließende Entscheidung gefallen“, ergänzt Dennis Nimmich, zuständiger Bereichsleiter für zentralen Service bei der Kreisverwaltung.

Gänzlich zufriedenstellend ist dies für Bernburgs Ordnungsdezernent Holger Dittrich nicht: „Natürlich würde ich mich freuen, wenn es zeitnah eine Verwendung für das Objekt gibt. Denn es besteht immer die Gefahr der Verwahrlosung und das mitten in Bernburg.“ Bisher sei der Landkreis aber allen Aufgaben wie Straßenreinigung und Grünpflege nachgekommen. „Ich würde mir aber sehr wünschen, dass es nicht zum Schandfleck wird“, hofft Dittrich nach fünf Jahren des Wartens auf eine absehbare Lösung.