1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Hebammen in Pandemie: Wie Hebammen in Bernburg während der Pandemie arbeiten: Hausbesuche mit Abstand finden nur in dringenden Fällen

Hebammen in Pandemie Wie Hebammen in Bernburg während der Pandemie arbeiten: Hausbesuche mit Abstand finden nur in dringenden Fällen

Von Franz Ruch 28.04.2020, 12:56
Daniela Zingel (v. links), Nicole Musche, Konstanze Möller und Karoline Hausmann arbeiten in der Bernburger Hebammenpraxis „Bauchgeschichten“.
Daniela Zingel (v. links), Nicole Musche, Konstanze Möller und Karoline Hausmann arbeiten in der Bernburger Hebammenpraxis „Bauchgeschichten“. Kirchhof

Bernburg - Machen viele Dinge gerade Corona-bedingt erst einmal Pause, lassen manche Sachen auch in der Pandemie nicht auf sich warten. Auch jetzt müssen Schwangere begleitet, unterstützt und beraten werden. Wie sich die Arbeit von Hebammen verändert und welche Herausforderungen werdende Eltern zu schultern haben, erzählen zwei Hebammen aus dem Altkreis Bernburg.

Beratungen, Kurse und Hausbesuche - vieles musste abgesagt werden

Als die Corona-Krise und die scharfen Maßnahmen zu deren Eindämmung eingesetzt haben, hat Nicole Musche sofort gewusst, dass sich für ihre Arbeit jetzt Grundlegendes verändern wird. „Der Abbruch war unheimlich intensiv und nachhaltig“, sagt die 56-Jährige aus Gröna.

Zusammen mit ihren Kolleginnen von der Hebammenpraxis „Bauchgeschichten“ in Bernburg begleitet sie Frauen von der frühzeitigen Schwangerschaft an bis zum ersten Geburtstag. Großer Bestandteil ihrer Arbeit sind Beratungen, Kurse und Hausbesuche - jedenfalls bisher. „Wegen den Regelungen waren wir gezwungen, erstmal alles abzusagen“, sagt die Hebamme.

Vieles verlagere sich jetzt auf das Telefon. Das aber ersetze nicht den persönlichen Kontakt, sagt Nicole Musche. Etwa die Hälfte der persönlichen Hausbesuche seien bei ihr weggebrochen.

Die Frauen seien jetzt oftmals auf sich gestellt. „Die Frauen müssen jetzt vieles selbst regeln“, sagt die Hebamme. Dazu zählt auch das Umgehen mit Unsicherheiten und offenen Fragen.

Hausbesuche finden nur in dringenden Fällen und mit Abstand statt

Wenn es noch Hausbesuche gibt, dann nur in dringenden Fällen und unter besonderen Bedingungen. Waren Hebammenbesuche vor Corona noch ein Event, bei dem die ganze Familie eingebunden wurde, werde jetzt auf Abstand gegangen.

„Möglichst soll kein Vater und sollen auch keine Geschwister dabei sein“, sagt Musche. Berührungen fänden kaum noch statt, auch wenn dieser wichtige Teil der Hebammenarbeit sind. Jetzt halte sie sich hauptsächlich im Hintergrund, beobachte still und gebe Ratschläge. „Die qualitative Beratung können wir auch jetzt noch liefern, aber das Mitmenschliche lässt sich nicht ersetzen.“

„Das Mitmenschliche lässt sich nicht ersetzen“, sagt Nicole Musche

Etwas Positives hätten die Ausgangssperren und Kontaktverbote für die Mütter dann aber doch: Das sogenannte Wochenbett, also die Zeit nach der Geburt die zur Erholung und Schonung der Frau dient, könne jetzt besser genutzt werden.

„Die Babyparty, der Besuch der Großeltern und auch das Fotoshooting fallen jetzt erst mal aus. Die gewonnene Ruhe kommt den Frauen zu Gute“, so die Hebamme.

Wie drastisch die Corona-Krise und die einhergehenden Beschränkungen auch das Thema Geburten beeinflusst, zeigt die Arbeit von Karoline Hausmann. Die Biendorferin arbeitet neben ihrer freiberuflichen Hebammentätigkeit bei den Bernburger „Bauchgeschichten“ außerdem in einer Klinik in der Region und unterstützt werdende Mütter im Kreißsaal.

Hier stelle sich für viele Schwangere im Moment vor allem eine Frage: Darf der Vater bei der Entbindung dabei sein? Das wird von Klinik zu Klinik unterschiedlich gehandhabt.

Die Vorstellung, die Geburt als sowieso schon besonderes Ereignis in dieser Ausnahmesituation auch noch alleine meistern zu müssen, bringe viele Frauen an ihre Grenzen. „Das drückt schon sehr auf den Gemütszustand. Der Papa gehört nun mal dazu“, sagt Karoline Hausmann.

Normalerweise könnten die Schwangeren ganztägig besucht werden - nicht so in der Corona-Pandemie. „Viele Frauen haben Angst, dass sie auf sich allein gestellt sind“, so die Hebamme. Der emotionale Druck führe bei vielen deshalb schon im Vorfeld zu außergewöhnlichen Entscheidungen. „Die Frauen suchen sich gezielt die Kliniken aus, die noch die Anwesenheit von Vätern während der Geburt erlauben.“

Lassen es die Kapazitäten zu, gibt es in der Klinik von Karoline Hausmann auch die Möglichkeit das Familienzimmer zu nutzen. Hier kann der Vater übernachten und hat so die Möglichkeit, trotz Besuchsverbot Kontakt zur Mutter zu halten. Allerdings darf er dann ebenso wie sie das Krankenhaus nicht verlassen.

Aktuell erhalte die Hebamme verstärkt Nachfragen von Frauen die darauf abzielen, die Zeit in der Klinik zu minimieren. „Wir haben viele Anfragen wegen ambulanter Entbindungen“, sagt Karoline Hausmann.

Dadurch, dass aktuell nach der Geburt keine Familie oder Freunde bei der Mutter sein können, würden viele Frauen so schnell wie möglich wieder nach Hause wollen. „Die Anfragen gibt es, aber viele entscheiden sich dazu, wegen der Erschöpfung doch noch zu bleiben.“

(mz)