Wenn Frauen ihrem Affen Zucker geben
Bernburg/MZ. - Begleitet von Olaf Böhlk am Klavier ließen Ines Bodach, Anette Fahsel, Dagmar Wiener, Sandra Triebel und Christel Voßwinkel-Jebe ihrem eigenen Lampenfieber keine Chance. Beachtliche 25 Nummern hatte die Truppe einstudiert - von der Selbstironie eines Diätopfers bis zum gemeinsamen Nordic Walking mit Sonnenbrille.
Auf belehrende Töne und Durchblicker-Gehabe wird in dem Programm verzichtet. Dafür geben die Frauen auch mal ihrem Affen auf der Bühne reichlich Zucker. Dies ist vor allem der jungen Studentin Sandra Triebel anzumerken.
Starken Applaus gab es für den "Traum vom großen Glück", der zu Recht als Zugabe gefordert wurde. Dabei wird das bekannte Lied vom Mädchen aus Piräus mit slawischem Tonfall nach Osteuropa verschleppt. Dass dabei die Visa-Politik von Joschka Fischer durch den Kakao gezogen werden soll, wird eher zur Nebensache.
Es ist einfach umwerfend, wenn Ines Bodach - begleitet von den anderen - vom Igor singt, der kommen wird, um einen Traum zu erfüllen und eine Sehnsucht zu stillen.
"Bernburg: hier kannst du alt aussehen und keinen stört es". Dieser Werbespruch gehört zu einem Sketch aus der Feder von Olaf Böhlk, der darin die "vorausschauende Planung" der Stadtverwaltung auf die Schippe nimmt. Die Inflation von altenbetreutem Wohnen liefert den Stoff. Und Ein-Euro-Jobber, die andere auf einem Liegedeck auf der Saale bedienen, sind gar nicht so weit her geholt.
"Wer zuletzt Macht, Macht am besten!" heißt das Programm. Warum wer Macht hat und dass Macht nicht gar so selten auch auf die schwache Tour besetzt wird, ist dabei aber kein Thema. Strukturanalyse von Machtsystemen sollte man(n) daher trotz des Titels besser nicht erwarten.
Eines aber wird klar: Hier stellen sich Akteure aus freien Stücken auf eine Bühne, die gemeinsam etwas zustande bringen. So viel selbst gebackenes Kabarett in Bernburg macht Hoffnung. Genauso wie der Umstand, dass die angehende Kabarettstadt Aschersleben durch die Kreisgebietsreform mit Bernburg die Querelen vergangener Tage wieder etwas relativieren könnte.
Weitere Vorstellung am Dienstag, 8. November, 19.30 Uhr, im Metropol. Karten im Vorverkauf im Metropol, Tel. (03471)34 79 40, im Kurhaus, Tel. 35 64 90 oder in der Stadtinformation, Tel. 346 93 11.