VW-Kübelwagen-Oldtimer VW-Kübelwagen 181 in Bernburg: Wolfgang Judenhahn macht Oldtimer-Ausfahrten mit Tarnflecken und Kreuzen

Bernburg - Wenn er um die Ecke biegt, könnte man meinen, in Bernburg hat die Bundeswehr einen neuen Stützpunkt eröffnet. Da kleben Tarnflecken an dem armeegrünen VW-Kübelwagen, Bundeswehrkreuze leuchten gleich mehrfach an Front, Heck und den Türen von Fahrer und Beifahrer. Und an der Antenne, die an der Karosse in den Himmel ragt, hängt ganz oben ein Blaulicht.
„Das meiste davon ist original“, versichert Wolfgang Judenhahn. Bereits seit sechs Jahren parkt der VW Kübel in seiner Garage - und genießt seinen wohlverdienten Ruhestand. Denn zwischen 1970 und 1980 diente er tatsächlich bei der Bundeswehr. Bei den Feldjägern um genau zu sein. Ob auch zu Auslandseinsätzen, das konnte sein jetziger Besitzer anhand der übriggebliebenen Papiere leider nicht mehr recherchieren.
Bundeswehr musterte das Auto 1980 aus
„Ich weiß nur, dass er 1980 von der Bundeswehr ausgemustert wurde und anschließend nach Belgien und später zurück nach Flensburg kam“, erzählt der 62-Jährige, der schon immer ein Faible für solche außergewöhnlichen Oldtimer hatte: „Seitdem ich solche alten Autos auf der Straße gesehen habe, habe ich mir gedacht: So etwas möchtest du auch haben.“
Die nötigen Schrauberkenntnisse hat der gelernte Kfz-Schlosser allemal. Die waren auch nötig, um den inzwischen 47 Jahre alten Kübel wieder auf Vordermann zu bringen. Zum Schluss bekam er noch eine Schönheitskur mit neuem Verdeck vom Sattler und den angeklebten Tarnflecken und Kreuzen sowie den Deutschlandfähnchen, die ganz vorn an der Motorhaube im Wind wehen.
„Leider habe ich die originalen blauen Flaggen, die auf eine Kolonne hinweisen, nicht mehr bekommen“, bedauert Judenhahn, der den meisten Bernburgern wahrscheinlich besser als Chef von Wolles Taxiunternehmen bekannt sein dürfte. Allein berufsbedingt - seit 20 Jahren chauffiert er Fahrgäste von A nach B - ist die Liste seiner bisher gefahrenen Autos schon länger als 30.
Erinnerung an den P70 mit Holzskelettkarosserie
Doch neben dem Kübel gehen ihm zwei weitere nicht mehr aus dem Kopf. Der eine, ein AWZ P70, war eines der ersten Autos, das sich Judenhahn zulegte. Dieser Kleinwagen aus dem VEB Automobilwerk Zwickau war schon ein Oldtimer, als der Bernburger zu DDR-Zeiten hinter dem Steuer saß. „Ich hatte ihn günstig von privat bekommen.
Einen Trabant oder Wartburg konnte ich mir nicht leisten“, erzählt Judenhahn, dem aber nur wenige Jahre mit dem Zwischentyp vom F8 und dem Trabant vergönnt waren - der Holzwurm hatte sich durch die Holzskelettkarosserie gefressen.
So ein Problem hatte der ehemalige Fahrer des Rettungswagens in Könnern mit seinem Barkas SMH3 nicht. „Es war das letzte DDR-Fahrzeug, das ich bis Anfang der 1990er gefahren habe. So einen hätte ich gern noch.“ Noch hat er nicht den passenden gefunden, genauso wenig wie eine Unterstellmöglichkeit, denn „wenn ich genug Platz hätte, dann würde ich mir noch mehr Fahrzeuge zulegen.“ (mz)

