Vortrag über ein düsteres Kapitel Bernburgs Vortrag über ein düsteres Kapitel Bernburgs: 46 Menschen waren Opfer der Hexenprozesse
bernburg/MZ - Die Hexenprozesse sind ein dunkles Kapitel der Geschichte des christlichen Abendlandes. Bei Krankheiten, Wetter- oder Hochwasserkatastrophen waren die Menschen vor 400 Jahren überzeugt: Das kann nur das Werk des Teufels sein! In Zeiten großer Not und großer Katastrophen suchte man, heute wie damals, Sündenböcke. Schon begann die Hexenjagd. Man solle verbrennen sie zu Tode, verlangten die Menschen.
300 Jahre lang wurden Leute beschuldigt, sich einer geheimen Hexensekte angeschlossen zu haben – so auch in Bernburg. In den Hexenverfolgungen wurden von 1555 bis 1664 in der Saalestadt mindestens 46 Personen angeklagt. Besonders bekannt wurde der Hexenprozess gegen die Bürgermeisterfrau Barbara Meyhe im Jahr 1617. Die Angeklagte wurden beschuldigt, von Gott abgefallen zu sein und sich einer geheimen Vereinigung von Satansanhängern angeschlossen zu haben - der Hexensekte.
Hat denn damals nie jemand gegen die Hexenverfolgung protestiert? So fragen viele Menschen heute. Trotz größter Lebensgefahr haben einzelne Menschen vor 400 Jahren ihre Stimme erhoben, oft unter dem Risiko, selbst verfolgt zu werden. Ein mutiger Kämpfer gegen Folter und Hexenverbrennung war der katholische Jesuit Friedrich Spee von Langenfeld (1591-1635). Als erster protestantischer Geistlicher veröffentlichte 1602 der evangelische Pfarrer Anton Praetorius (1560-1613) ein mutiges Buch gegen Hexenverfolgung unter seinem eigenen Namen.
Die moderne historische Forschung hat viele neue Entdeckungen gemacht, die kaum bekannt geworden sind. Der Pfarrer i.R. Hartmut Hegeler aus Unna bietet einen Überblick über Geschichte, Ausmaß und Gründe der Hexenprozesse und informiert in einem Vortrag mit einer packenden Multimediashow mit anschließendem Gespräch über die Hexenprozesse und mutige Menschen, die damals ihre Stimme gegen den Hexenwahn erhoben.
In vielen Städten hat der Stadtrat die Opfer der Hexenprozesse rehabilitiert und ihre Bürgerehre wiederhergestellt. Bernburgs Museumsdirektor Roland Wiermann hat nun angeregt, auch hier der Opfer zu gedenken und alle 46 Personen in ethisch-moralischer Hinsicht zu rehabilitieren.