Vom Underdog zum Senkrechtstarter
Ilberstedt/MZ. - Das neueste Werk ist die Black Marlin. Und sie ist ein Novum. Willms startet mit ihr die Serienproduktion - als Hersteller. Es stehen aber dennoch mehrere Motoren und Federgabeln sowie Lenkkopfneigungen zur Auswahl. "Es bleibt genug Raum für ein individuelles Bike", sagt Willms, der keine Massenware bauen will. Angesichts der Preise ist das auch nicht zu befürchten. Die Basisausstattung kostet knapp 30 000 Euro. Dafür bekommt man ein Bike, das nicht jeder fährt. Und in Handarbeit solide gefertigt ist. Möglich ist der Serienbau, weil der von Willms entwickelte Zero Down Tube (Rahmen ohne Rohr zwischen Lenkkopf und Motoraufhängung) vom TüV zugelassen und Willms beim Bundeskraftfahrzeugamt als Kraftfahrzeughersteller eingetragen ist. Das heißt, Willms baut nicht nur Teile zu einem Motorrad. Es ist mehr. Das Motorrad ist seine Entwicklung, seine Marke - eben ein ureigenes Produkt des Hauses HWC - mit dem Recht, Einzelteile zu entwickeln und zu verkaufen. "Es ist in Europa der einzige TÜV-geprüfter Motorradrahmen ohne Unterzug", sagt Willms. Damit ist Willms zweifellos in der höchsten Spielklasse der Branche angekommen. "Wir dürfen jetzt auch den Rahmen einzeln anbieten und verkaufen", so Willms. Vorher durfte nur das Motorrad als Ganzes gebaut und verkauft werden. Jetzt, als anerkannter Weltfahrzeughersteller, kann Willms den Rahmen, der Grundlage aller seiner Custombikes ist, an Interessenten auch über die Grenzen hinweg verkaufen.
So wurde aus dem Underdog in der Branche ein Senkrechtstarter. "Die ganzen Stunden, Tage und Nächte in der Werkstatt haben sich gelohnt", sagt Willms. Mehrere Interessenten aus der Schweiz haben bereits den Rahmen geordert, um ihn als Basis für eigene Bikes zu nehmen. Derzeit wird er noch mit Zweiarmschwinge angeboten. Die neue Entwicklung ist eine Einarmschwinge. "Es gibt schon Interessenten aus der Schweiz", sagt Willms.
Seine Motorräder sind nicht nur etwas für das Auge. Sie sind stilistisch wie auch optisch einfach sensationell, jubelten Besucher von Ausstellungen. Nicht zuletzt sorgten seine Motorräder dafür, dass er in Europas größter Biker-Zeitschrift "Easy Rider" eine Titelstory und weitere Veröffentlichungen erhielt. Mit der Roughneck I begann der Aufstieg. Mit der R 666, der dritten Maschine, mit der er für Aufsehen erregte, war der Durchbruch geschafft.
Viel Zeit und Geld und noch mehr Schweiß, Zweifel und immer die bange Frage, ist es zu schaffen, sind in die Entwicklung geflossen. Vor großen Messen wurde bis zur letzten Sekunde gearbeitet, um die Bikes fertig zu bekommen. Ob sich daran etwas ändert, darauf schwört Willms nicht. Aber eines gilt als sicher: Eine Eintagsfliege ist Willms in der Branche nicht.