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Vom Lottogewinner bis zum Bürosex mit der Sekretärin

Von HERBERT JESCHKE 08.11.2009, 17:50

BERNBURG/MZ. - Mit Victor von Bülow, oder viel besser unter dem Pseudonym Loriot bekannt, hat sich dieser aus dem preußischen Adel Stammende ein weit über den deutschsprachigen Raum hinaus bekannter humoristischer Künstler einen festen Platz gesichert. Er gehört zu den vielseitigsten Karikaturisten, denn seine Männchen mit der Knollennase stammen ebenso aus seiner Feder wie die zugehörigen Texte zu den Bildern.

Seine Sketche und Parodien entlarven angemaßtes Wissenschaftlertum, Politiker und Fernsehmoderatoren, sowie skurrile Zeitgenossen genau so wie unbedarfte Hilflosigkeit oder hochnäsige Zeitgenossen. Dabei ist seine politische Satire nur indirekt zu spüren. Auch mit seinen beiden Filmen landete er beim Publikum einen humoristischen Volltreffer. Viele dieser Sketche werden inzwischen von Theatern auf den Bühnen nachgespielt.

Mit einer Auswahl der bekanntesten und auch weniger bekannten Spielszenen gastierte am Freitagabend unter dem Titel "Loriot´s Dramatische Werke" ein Ensemble der Landesbühne Sachsen-Anhalt aus der Lutherstadt Eisleben am hiesigen Theater. Unter der Regie von Martina Bode war eine Zusammenstellung gelungen, die einen guten Querschnitt aus dem "dramatischen" Schaffen Loriot's dem Publikum nahe brachte. So konnte der Zuschauer erleben, wohin Dispute redseliger Zeitgenossen führen, wenn nur um Feuer für eine Zigarette gebeten wird, oder welche Verwirrungen durch einen starrköpfigen Besucher an der Opernkasse entstehen können.

Natürlich durften seine wohl bekanntesten Episoden um das nicht richtig gekochte Frühstücksei, den zufälligen Treff zweier gut situierter Herren in einer Badewanne und der Versuch des Chefs mit der Sekretärin Sex zu haben, nicht fehlen.

Treffend beobachtet das sinnlose Geschwafel eines Politikers beim Interview oder die Lobpreisung des Kursbuches der Bahn durch einen Literaturkritiker. Dabei schlüpften die Darsteller bei manchen Spielszenen in die wohl bekannten Masken der Männchen mit den Knollennasen und unterstrichen damit den Zusammenhang von bildhafter Darstellung und zugehörigen Texten. Mit der Schlussszene vom Besuch aufdringlicher Vertreter und der sich daraus entwickelnden feucht fröhlichen Runde wurde ein weniger bekanntes Stück des vielseitigen Schaffens gezeigt, das mit als Höhepunkt der Spielszenen gerechnet werden kann.

Dem achtköpfigen Ensemble der Landesbühne kann bestätigt werden, dass sie mit ihren Darstellungen in den verschiedensten Rollen dem Flair von Loriot's Eigendarstellungen, meist in Zusammenarbeit mit Eveline Hamann, sehr nahe gekommen sind. Honoriert wurden diese Bemühungen durch berechtigten lang anhaltenden Schlussbeifall.