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Umleitung mitten in die Baustelle  Umleitung mitten in die Baustelle : Da liegen die Nerven blank

Von Torsten Adam 22.08.2019, 11:56
Weil auch auf der Umleitungsstrecke durch Baalberge eine Fußweg-Baustelle ist, quält sich der Verkehr mühsam durch die Kleinwirschlebener Straße. Seit Mittwochmittag steht dort eine Ampel.
Weil auch auf der Umleitungsstrecke durch Baalberge eine Fußweg-Baustelle ist, quält sich der Verkehr mühsam durch die Kleinwirschlebener Straße. Seit Mittwochmittag steht dort eine Ampel. Engelbert Pülicher

Bernburg/Baalberge/Gröna - „Die das geplant haben, sollten sich ihr Geld wiedergeben lassen“, schimpft ein Autofahrer. Er muss auf der Kleinwirschlebener Straße in Baalberge vor einer Baustelle warten, um die entgegenkommende Lkw-Kolonne an diesem Engpass durchzulassen.

Seltsam: Es ist die vom Straßenverkehrsamt des Salzlandkreises offiziell ausgewiesene Umleitungsstrecke, weil in dieser Woche parallel die zwei wichtigsten Verbindungsstraßen zwischen Bernburg und Könnern gesperrt wurden.

Die Bahn baut bis Ende November den Übergang Friedenshall um, und bis Freitag laufen auf der Kreisstraße 2107 zwischen Krakauer Berg und Kustrenaer Weg Vorbereitungsarbeiten für ein künftiges Kavernenfeld. Die gleichzeitige Sperrung der Autobahnauffahrten Könnern und Bernburg in Richtung Halle macht die chaotischen Verkehrsverhältnisse perfekt.

„Hier wurden schon Mülltonnen umgefahren, einige Lkw-Fahrer sind rücksichtlos“, sagt Heiko Scharf

Weil die Kleinwirschlebener Straße viel zu schmal für den Begegnungsverkehr der zahlreichen Laster und Traktoren ist, sind die Fahrer gezwungen, auf den frisch gepflasterten Fußweg auszuweichen, unter dem Glasfaserkabel verlegt wurden. Einige Baalberger Anwohner sind inzwischen so genervt, dass sie leere Farbeimer und Kegel auf dem Gehsteig platzierten. Ortsbürgermeister Heiko Scharf (FDP) platzte ob der unhaltbaren Zustände der Kragen.

Mittwochmittag veranlasste er nach Besichtigung mit Polizei und städtischem Ordnungsamt das Aufstellen einer Ampel im Baustellenbereich. „Hier wurden schon Mülltonnen umgefahren, einige Lkw-Fahrer sind rücksichtlos, an Tempo 30 hält sich sowieso kaum einer“, sagt er.

Heiko Scharf hält die Kleinwirschlebener Straße ohnehin für ungeeignet für den Lkw-Verkehr: „Wir haben schon vor vier Jahren mit einer Unterschriftensammlung um eine Tonnagebegrenzung gebeten.“ Von den zuständigen Stellen habe er seitdem nichts mehr gehört.

Chaos auf Schleichweg Gröna

Einige Autofahrer haben derweil längst eine kürzere Umfahrung entdeckt - durch Gröna. Während sich sonst kaum ein Fremder in das beschauliche Saale-Dorf verirrt, quält sich nun der Durchgangsverkehr durch die engen Straßen des Ortes. „Viele fahren über Gröna. Das war heute auch das totale Chaos, alles zugeparkt und Lkw versuchten sich da durchzuschlängeln“, schreibt Romy Matthias auf der MZ-Facebookseite.

„Es gab schon einige kritische Situationen, bei denen Lkw-Fahrer wegen parkender Autos zurückhaken mussten“, bestätigt Ortsbürgermeister Manfred Bartel (CDU). Er habe deshalb beim Ordnungsamt der Stadt darum gebeten, wenigstens an den Dorfeingängen Tempo-30-Schilder aufzustellen.

Betroffene Verkehrsteilnehmer schütten in den sozialen Netzwerken Spott und Häme über das zuständige Kreisstraßenverkehrsamt aus. „Super abgesprochen! Und dann die Umleitung in Baalberge durch eine Baustelle leiten. Chapeau oder Hut ab!“, schreibt Christian W. Apel. „Planung 6, setzen!“, bewertet Vanessa-Christin Gehre. „Das haben wieder ganz kluge Köpfe entschieden“, so Karo Smollen süffisant.

Umleitung mitten in die Baustelle: Keine Umleitung beschildert

Mindestens genauso in der Kritik wie die parallelen Straßensperrungen steht die mangelhafte Beschilderung der Umleitungsstrecke. Autofahrer werden zunächst auf eine „Ehrenrunde“ durch Bernburgs Süden geschickt, weil die Sperrung der Kreisstraße 2107 nirgendwo ausgewiesen ist.

Lediglich ein Umleitungsschild auf der Parkstraße mit der Aufschrift „Beesenlaublingen“ weist den Weg in Richtung Baalberge. Weil aber die meisten Fremden in Richtung Könnern unterwegs sind, stehen sie hinterm Bernburger Ortsschild vor der überraschenden Sperrung. Erst von dort ist eine Umleitung über Kustrenaer Weg, Kalistraße und Louis-Braille-Platz zurück durch die ganze Stadt und dann weiter nach Roschwitz und Baalberge beschildert. Ein Pkw mit Wohnanhänger aus Potsdam ist am Mittwochvormittag nicht der Einzige, dessen Fahrer quer durch Bernburg irrt.

„Leider lassen sich manchmal - wie hier passiert - zeitweilige Überschneidungen der dringlichen Projekte nicht verhindern“, sagt Marianne Bothe, Sprecherin der Kreisverwaltung. „Trotz Absprachen zwischen den unterschiedlichen Beteiligten entstehen dann bedauerlicher Weise für Verkehrsteilnehmer solche besonderen Belastungen“, heißt es weiter in der Stellungnahme. (mz)