Aus für Friedenshall Bahn baut Fußgänger-Übergang Heinrich-Peus-Straße Roschwitz: Bernburg bekommt neue Bahnstation

Bernburg - Die Abrissbagger haben schon ganze Arbeit geleistet. Ein Garagenkomplex und mehrere Parzellen der Kleingartenanlage „Roschwitz I“ an der Straße „Am Stadtrand“ sind bereits verschwunden. Sie mussten Platz machen für den neuen Haltepunkt der Deutschen Bahn, der derzeit ganz im Südosten Bernburgs gebaut wird.
Es ist ein Millionenprojekt: Das Land Sachsen-Anhalt und die Bahn investieren knapp drei Millionen Euro. In den kommenden Monaten entstehen hier zwei jeweils 140 Meter lange Bahnsteige.
Wie die Bahn mitteilt, werden außerdem Sitzbänke, Fahrplanvitrinen und Wetterschutzhäuser installiert sowie entsprechende Beleuchtung und sogenannte Dynamische Schriftanzeiger angebracht.
Bahn baut neue Bahnsteige, Unterstellschutz und Anzeigetafeln
Letztere dienen der Information der Fahrgäste, indem dort die Uhrzeit und eventuelle Abweichungen vom Fahrplan angezeigt werden. Geplant ist, dass der neue Haltepunkt zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember in Betrieb geht.
Das Bauprojekt besiegelt gleichzeitig aber auch das schon lange geplante Aus eines anderen Bahnhalts: die Station Bernburg-Friedenshall wird noch in diesem Monat geschlossen und abgetragen. Im Zuge dessen wird der Bahnübergang Schachtstraße umgebaut und modernisiert.
Dieser „Tausch“ ist laut Bernburgs Wirtschaftsdezernent Holger Dittrich ein Gewinn für die Stadt. „Der Haltepunkt Friedenshall hatte stadtentwicklungspolitisch ja schon längst keine Bedeutung mehr.“
Das soll sich in Roschwitz ändern: „Die Fußgängerüberquerung wird Roschwitz mit dem restlichen Südosten der Stadt verbinden“, sagt Dittrich.
Der Übergang wird die Verlängerung der Heinrich-Peus-Straße bilden. „Das ist ein sehr positiver Nebeneffekt.“ Hinzu komme der Ausbau der Zugangswege – und zwar von beiden Seiten der Gleise. Auf der Roschwitzer Seite sollen ein kleiner Parkplatz und eine Wendeschleife entstehen.
Fußgänger-Überweg verbindet Roschwitz mit dem Südosten von Bernburg
Auf der anderen Seite soll der Weg, der zur Knoblochstraße führt, ausgebaut und der Haltepunkt dadurch an das öffentliche Wegenetz angebunden werden.
Der Wirtschaftsdezernent sagt aber auch: „Ob das Konzept der Bahn aufgeht, muss man dann mal sehen.“ Denn natürlich will auch die Deutsche Bahn von der Investition profitieren. „Die neue Verkehrsstation in unmittelbarer Siedlungsnähe verkürzt die Wege zur Eisenbahn“, heißt es in einer Mitteilung der Bahn.
Soll heißen: Das Unternehmen verspricht sich höhere Fahrgastzahlen von dem Neubau. In Friedenshall ist ja kaum noch jemand ein- oder ausgestiegen. Genau dort, wo der Bahnsteig auf der Roschwitzer Seite zukünftig enden wird, beginnt der Kleingarten von Ernst Neubauer. Seine Parzelle ist die erste, die dem Bauprojekt nicht weichen musste.
Die Bahn hofft durch den neuen Haltepunkt auf mehr Fahrgäste
Der Rentner stört sich nicht am Lärm der Baustelle und der baldigen Aussicht auf einen Bahnsteig direkt vor seiner Nase. Im Gegenteil: „Endlich kommt das Gerümpel hier weg.“ Mit „Gerümpel“ meint er die seit längerem leerstehenden Garagen und Schrebergärten.
Dass durch den neuen Haltepunkt der Krach neben seinem Garten zunimmt, glaubt der 79-Jährige nicht: „Es wird nicht lauter als bisher werden.“ Zu DDR-Zeiten sei das ganz anders gewesen – damals hätten noch viele Güterzüge diese Strecke befahren. Und zwischen seiner Parzelle und dem Zugang zum Bahnsteig komme immerhin ein 1,80 Meter hoher Zaun hin.
Ihm selbst wird der Übergang allerdings nicht allzu viel nutzen: Er wohnt in der Mozartstraße, muss also ohnehin in eine andere Richtung. Aber wer weiß, vielleicht geht er im neuen Jahr zum Einkaufen ja doch mal auf die andere Seite der Gleise. Kaufland, Aldi und Netto sind dann jedenfalls sehr viel näher gerückt als bisher. (mz)

