Tui-Reisecenter Tui-Reisecenter in der Lindenstraße in Bernburg: Tobias Mietzsch führt seit 2009 das Geschäft von Dieter Graßhoff weiter

Bernburg - Grauer Himmel, Regenwolken und die Temperaturen nicht einmal zweistellig: Da möchte man gern an einem anderen Ort sein, einem Ort, wo es schön warm ist. Nun, auf eine Sonnen-Insel kann Tobias Mietzsch einen vielleicht nicht direkt „beamen“– aber der Inhaber des Tui-Reisecenters in der Lindenstraße kann für den nächsten Urlaub die passende Reise heraussuchen.
360-Grad-Ansichten vom Reiseziel am Computer
Oder aber den Erholungssuchenden mit einem Mausklick schon mal mit auf Safari nehmen. Die Technik macht es möglich. Am Computer bekommt der Kunde mittels 360-Grad-Ansicht schon einmal eine Vorstellung von der nächsten Reise. Und die ist fast so real, als wäre man selbst da.
Das war vor 28 Jahren, als das Reisebüro von Dieter Graßhoff eröffnet wurde, noch ganz anders. Die Kunden konnten sich ihren Urlaubsort höchstens auf Bildern im Katalog anschauen. Dieter Graßhoff war seinerzeit ein echter Quereinsteiger.
Der gelernte Elektriker und Funkmechaniker, der später noch ein Studium der Industrieelektronik und Betriebswirtschaft anschloss, arbeitete eigentlich im Flanschenwerk Bebitz. Ende 1989 begann er, von seinem Wohnzimmer aus Busreisen zu verkaufen, unterstützt von einem befreundeten Reisebüro in Wolfenbüttel.
Das seien damals vorwiegend Tagesreisen gewesen, nach Paris beispielsweise, weiß Tobias Mietzsch aus Erzählungen seines einstigen Chefs. Dieser habe damals schnell erkannt, dass die Menschen nach dem Fall der Mauer endlich reisen wollten – und zwar überall dorthin, wo sie vorher nicht hinkamen.
Graßhoff begleitete einige Kunden bis nach Wolfenbüttel
Graßhoff habe die Namen der Reisenden an das Reisebüro in Wolfenbüttel weitergegeben: und das von einer Telefonzelle aus. „Schließlich hatte damals nicht jeder ein Telefon“, weiß Tobias Mietzsch. Persönlich hätten Graßhoff und seine Frau die Kunden bis nach Wolfenbüttel begleitet, wo die Reisen starteten.
Am 1. Februar 1990 schließlich habe er sein Gewerbe angemeldet. Die ersten Geschäftsräume bezog er in der Kleinen Halleschen Straße. Auch eine Videothek richtete der frisch gebackene Geschäftsmann ein, um ein zweites Standbein zu haben.
Seit 1994 gibt es den Sitz in der Lindenstraße
1994 konzentrierte sich Graßhoff gänzlich auf das Reise-Geschäft und zog mit seinem Büro in die Lindenstraße. Dabei merkte er schnell, dass er es als Einzelkämpfer schwer haben würde auf dem Reisemarkt - und ging einen Verbund als Franchise-Partner mit dem Tui-Urlaubscenter ein.
Es folgten die ersten Computer und die entsprechende Technik, um Angebote zu vergleichen.
Mietzsch ist seit mittlerweile 17 Jahren im Geschäft
Tobias Mietzsch ist seit mittlerweile 17 Jahren im Geschäft tätig. Der 37-Jährige, der seine Ausbildung zum Reiseverkehrskaufmann in Dessau absolviert hat, hat sich schon immer für Geografie und für die Sitten anderer Länder interessiert.
Diese Begeisterung merkt man ihm auch heute noch im Gespräch an. Dabei erwähnt er auch, dass er selbst am liebsten in die Berge reist. „Da kann ich am besten entspannen“, sagt der 37-Jährige. Er erinnert sich aber auch gern an eine Ostseekreuzfahrt und eine Reise nach Südafrika.
Dieter Graßhoff kommt vorbei, um seinen Urlaub zu buchen
2009 hat er schließlich das Reisebüro von Dieter Graßhoff übernommen, der noch heute immer wieder vorbeikommt - und zwar um seinen Urlaub zu buchen. Zwei Mitarbeiter unterstützen seinen Nachfolger gegenwärtig, ein weiterer Mitarbeiter wäre willkommen - doch, wie fast überall, sei es nicht so einfach, geeignetes Personal zu finden, so Mietzsch.
Vieles hat sich seit der Geschäftseröffnung vor 28 Jahren geändert. Nicht nur die Technik, sondern auch das Reiseverhalten der Kunden, erzählt Tobias Mietzsch. Die Senioren seien viel agiler geworden. Sie wollen nicht mehr nur Busreisen unternehmen, sondern die Welt erkunden.
Fernsehserien inspirieren zahlreiche Kunden
Außerdem seien die Kunden generell sehr informiert und fragen gezielt nach Reisezielen. „Kreuzfahrten sind das Non-Plus-Ultra“, sagt Mietzsch. Vor allem Hochseekreuzfahrten. Dabei lassen sich die Kunden häufig durch Fernsehserien inspirieren.
Generell gehöre Spanien seit langem zu den Favoriten der Reisenden. Außerdem sei Griechenland wieder ein beliebtes Reiseziel - und auch die Türkei werde wieder verstärkt gefragt. Die Kundschaft sei dabei gemischt.
Viele Kunden schätzen die persönliche Beratung
Mietzsch hat sogar beobachtet, dass wieder mehr jüngere Leute ins Reisebüro kommen. Die Preise würden sich nämlich nicht von denen im Internet unterscheiden. Zudem schätzen die Kunden die persönliche Beratung. Und wer im Reisebüro bucht, müsse sich nicht weiter kümmern.
Vor vier Jahren hat Mietzsch das Büro dann noch einmal umbauen lassen. Die Wände sind in einem leuchtenden Gelb gestrichen, die Regale, in denen früher zahlreiche Kataloge auslagen, wurden abgebaut.
Kataloge gibt es zwar immer noch, aber nicht mehr in den Mengen wie früher. Denn viele Kunden schauen sich ihre Unterkunft oder ihren Urlaubsort eben heutzutage in digitaler Form an. (mz)
