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Trockener Sommer 2016 Trockener Sommer 2016: Pilz-Experten hoffen weiter

Von Torsten Adam 11.10.2016, 14:23
Bertold Randel (links) und Helmut Thiel sind die beiden Bernburger Pilzberater. Ihre  Sammel-Ausbeute vom Wochenende: Parasolpilze, Krause Glucke, Goldröhrling und  ein ungenießbarer Baumpilz.
Bertold Randel (links) und Helmut Thiel sind die beiden Bernburger Pilzberater. Ihre  Sammel-Ausbeute vom Wochenende: Parasolpilze, Krause Glucke, Goldröhrling und  ein ungenießbarer Baumpilz. Pülicher

Bernburg - Ist der Regen der vergangenen Tage noch rechtzeitig gekommen, um die Saison 2016 zu retten? Bertold Randel tut sich schwer mit einer Antwort auf diese Frage. „Weil es an vergleichbaren Jahren fehlt“, begründet der Mann, der seit 1982 als ehrenamtlicher Pilzberater in Bernburg tätig ist.

Am Wochenende war der 79-Jährige gleich dreimal in sein „Revier“ im Südharz zwischen Mansfeld und Wippra gefahren - die Sammelausbeute ist bescheiden. „Es gab zuhauf Parasolpilze, sonst nichts in nennenswertem Umfang. Ich habe nicht eine Marone gesehen“, so Randel. Er kann sich nicht erinnern, jemals so wenig Röhrenpilze gefunden zu haben.

Aber was nicht ist, kann noch werden, meint der Experte. „Der Waldboden ist gut durchfeuchtet. Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt der Bernburger, der seit 50 Jahren auf Pilzjagd geht. Wenn noch was sprießt, werden es aber kaum typische Sommerpilze wie Steinpilze und Co. sein, sondern typische Herbstvertreter wie der Violette Rötelritterling, die Nebelkappe oder der im Vorjahr noch im Saale-Auwald massenhaft wachsende Hallimasch. Diese seien noch zu erwarten, solange es keine Nachtfröste gibt.

Berät Bertold Randel in guten Pilzjahren, wie es sie zuletzt gab, nach Voranmeldung (siehe Beitrag „Noch 80 Spezialisten landesweit“) mehrere hundert Sammler, so waren es bislang nur eine Handvoll, die den Weg zu ihm nach Hause fanden. Und auch nichts Essbares im Korb hatten. Wie ein Mann am Sonntag, der ungenießbare Schwefelporlinge und falsche Pfifferlinge mitbrachte.

Deutlich erfolgreicher waren die Sammler, die zeitgleich beim zweiten Bernburger Pilzberater Helmut Thiel vorstellig wurden. Einer von ihnen fand mehrere Krause Glucken bei Meisdorf, ein anderer einen Spankorb voll junger und madenfreier Steinpilze bei Friedrichsbrunn, erklärt der 81-Jährige, der das Ehrenamt im Dienste des Gesundheitsschutzes schon seit 1974 ausübt.

Die noch regional begrenzten Fundstellen wecken die Hoffnung, dass in den nächsten Tagen doch noch die eine oder andere Pilzmahlzeit auf den Tisch kommen kann. So wie Bertold Randels Parasolpilze, die wegen ihres beachtlichen Hutumfangs auch als Riesenschirmpilze bekannt sind. „Ein vorzüglicher Speisepilz, der am besten gebraten geschmeckt, egal ob mit oder ohne Panade“, schwärmt der Experte.

Er weiß aber auch, dass die meisten Sammler nur Röhrenpilze einpacken. Unter ihnen gibt es nur wenige giftige Arten wie den Satanspilz. Nicht giftig, aber umso bitterer ist der Gallenröhrling. „Ein einziges Exemplar kann ein ganzes Pilzgericht verderben“, weiß Bertold Randel und wirbt dafür, sich im Zweifel immer den kostenlosen Rat der Sachverständigen einzuholen. In den vergangenen Jahrzehnten habe es auch in Bernburg immer wieder mal Vergiftungen gegeben, zum Glück keine Todesfälle wie anderswo. Die folgenschwerste ereignete sich noch zu DDR-Zeiten, als eine ältere Frau nach dem Genuss von Karbol-Egerlingen drei Tage auf der Intensivstation gelegen hatte. Die giftigen Pilze sehen essbaren Champignons sehr ähnlich und kommen derzeit auf einer Wiese bei Altenburg massenhaft vor, wie Helmut Thiel von einem Sammler erst am Sonntag erfahren hat.

Falls der Korb auch in den nächsten Tagen leer bleiben sollte, ist das auch nicht so schlimm, sagt Bertold Randel: „Ein Spaziergang durch den Wald ist auch ohne Pilzfunde empfehlenswert, weil die frische Luft gesund ist.“

Weitere Informationen beim Landesverband der Pilzsachverständigen, Telefon 0391/6 22 75 57, E-Mail [email protected], im Internet unter www.pilzfinder.de. (mz)