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Traditionsgeschäfte in Bernburg  Traditionsgeschäfte in Bernburg : "Mec Meder" merkt sich jeder

Von Carsten Roloff 08.07.2018, 12:57
Mirko Meder wurde erst über einige Umwege ein Kleinunternehmer.
Mirko Meder wurde erst über einige Umwege ein Kleinunternehmer. Engelbert Pülicher

Bernburg - Idyllisch liegt die Wolfgangstraße in Bernburg, etwas abseits der Hauptverkehrstrasse, die in Richtung Halle beziehungsweise ins Stadtzentrum führt.

Bei den Anwohnern in unmittelbarer Nähe ist der „Mec Meder Shop“ eine sehr beliebte Adresse. Zumal der Slogan cool ist - „Mec Meder merkt sich jeder“.

Das Geschäft ist praktisch zweigeteilt, besteht aus einem Bistro und einem Kiosk.

Im Bistro gibt es für die Gäste etwas für den kleinen Hunger und außerdem Bundesliga-Fußball live. Der Kiosk gleicht einem der auf den Dörfern schon fast ausgestorbenen Tante Emma-Läden.

Die Kundschaft kann Süßwaren, Zeitschriften, Lebensmittel für den täglichen Bedarf, Getränke und Tabakwaren erwerben, um nur einen kleinen Auszug aus der breiten Angebotspalette zu benennen. Und hat dazu genügend Zeit.

Jeden Tag geöffnet

Der „Mec Meder Shop“ hat jeden Tag in der Woche seine Pforten geöffnet - werktags von 7 bis 21 Uhr sowie sonn- und feiertags von 8 bis 21 Uhr.

Vor allen Dingen, wenn den Haushalten am Wochenende etwas ausgeht, können dank des Geschäfts in der Wolfgangstraße 39 die entstandenen Lücken im Kühlschrank oder der Speisekammer problemlos gefüllt werden.

„Wir haben am 26. Mai 1992 das Geschäft eröffnet, seit dem keinen einzigen Tag geschlossen gehabt und damals nur mit dem Kiosk begonnen“, erzählte Inhaber Mirko Meder, der erst über einige Umwege zum Kleinunternehmer wurde.

Mutter war Lehrerin an der gleichen Schule

Der Geschäftsführer wurde am 27. Juli 1963 in Bernburg geboren, wuchs in Beesenlaublingen auf und besuchte dort acht Jahre lang die Schule in Zweihausen. „Da konnte ich keinen großen Mist bauen, denn meine Mutti war dort Lehrerin.

Ich hatte nicht einmal die Chance, eine Missetat zu gestehen. Sie wusste längst Bescheid“, plauderte Mirko Meder aus dem Nähkästchen, der nach seinem Zehnklassen-Abschluss auf das Abitur verzichtete, im Zementwerk eine Schlosserlehre begann, dort als Instandhaltungsmechaniker in den Zweigstellen Beesenlaublingen sowie Trebnitz arbeitete und dann zum Agrochemischen Zentrum nach Bernburg wechselte.

Seinen Traum, Sportlehrer zu werden, konnte er sich jedoch nicht erfüllen.

Keine Zuzugsgenehmigung für Bernburg

„Ich hatte nach meinem Wechsel zum Agrochemischen Zentrum jedoch ein großes Problem. Ich besaß keine Zuzugsgenehmigung für Bernburg. Deswegen habe ich aus der Not heraus das Haus in der Wolfgangstraße 39 erworben und bin dort eingezogen. Kurz vor der Wende wollte ich das Haus unbedingt gegen eine Neubauwohnung tauschen. Ich hatte keinen Bock mehr, über den Flur auf die Toilette zu gehen“, so der 54-jährige Bernburger, der Glück hatte, dass er die Immobilie nicht an den Mann bringen konnte.

Denn dieses Grundstück mit den eigenen vier Wänden darauf stellte die Basis für den Start ins Geschäftsleben dar, der eigentlich aus der Not heraus erfolgte.

Nach der Wende verlor der Schlosser seinen Job und war ein Jahr lang arbeitslos.

Alte Garage wurde abgerissen

Auf dem Gelände des jetzigen Kiosks stand bis 1991 eine alte Garage, die abgerissen wurde.

„Der Kiosk war mein erstes Standbein, zumal wir damals schon so lange geöffnet hatten. Die Leute standen Schlange. Wir haben uns dann erweitert und am 16. Dezember 1993 das Bistro eröffnet“, erklärte Mirko Meder, der nur fünf Tage später dachte, einen kapitalen Fehler gemacht zu haben.

Am 21. Dezember 1993 zog die neu eröffnete Mc Donalds-Filiale die Bernburger wie magisch an.

Die Kundschaft in der Wolfgangstraße blieb aus. Ein echter Tiefschlag, von dem sich das Stehaufmännchen jedoch im Lauf der Zeit erholte.

Allerdings hat sich die Belegschaft verkleinert. Früher wurden in jeder Schicht jeweils zwei Leute für das Bistro und den Kiosk benötigt.

Nun führt Mirko Meder gemeinsam mit seiner Frau Sabine (48) die Geschäfte. Das Pärchen wird von zwei Teilzeitkräften dabei unterstützt.

Konzept geht noch immer auf

Sein Konzept, die „kleinen Leute“ glücklich zu machen, geht jedoch immer noch auf. Obwohl die Zeiten nicht einfacher werden.

„Wir haben eine treue Stammkundschaft, nicht nur bei den Fußballspielen an den Samstagnachmittagen. Wir sind auch kein reines Fan-Lokal. Das Publikum ist bunt gemischt und das ist auch gut so. Schließlich soll jeder Spaß haben beim Fußball schauen“, erklärte der Geschäftsinhaber, der sich nun auch noch ein drittes Standbein geschaffen hat.

Ferienwohnung wird vermietet

Er hat eine 43 Quadratmeter große Wohnung mit Dusche, WC und Küchenzeile ausgebaut, die er bevorzugt an Monteure von außerhalb vermietet, die in Bernburg und Umgebung arbeiten.

Die Ferienwohnung (zwei Betten, eine Aufbettung möglich) kann natürlich auch von Touristen genutzt werden. Mirko Meder ist jedoch nicht nur wegen seines Geschäfts in der Saalestadt bekannt wie ein „bunter Hund“.

In der „fünften Jahreszeit“ tritt der „Faschingsnarr“, der seit 20 Jahren Mitglied im Bernburger Karnevalsverein ist, im Laden etwas kürzer. Zweimal schlüpfte er mit seiner Sabine schon in die Rolle des Prinzenpaares. (mz)

„Mac Meder“ ist Bistro und Kiosk in einem.
„Mac Meder“ ist Bistro und Kiosk in einem.
Engelbert Pülicher