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"Tag der Wohnungswirtschaft" in Bernburg "Tag der Wohnungswirtschaft" in Bernburg: Was tun gegen den Leerstand?

Von Frauke Holz 26.04.2016, 10:25
Ein Mittel gegen Leerstand: Abriss von Plattenbauten, wie hier im Oktober 2015 in der Martin-Niemöller-Straße in Bernburg.
Ein Mittel gegen Leerstand: Abriss von Plattenbauten, wie hier im Oktober 2015 in der Martin-Niemöller-Straße in Bernburg. Archiv/Pülicher

Bernburg - Gut 14 Prozent beträgt der Wohnungsleerstand derzeit in Sachsen-Anhalt. Ein hoher Wert im Vergleich zu anderen Bundesländern, der vor allem ländlichen Wohnungsunternehmen zu schaffen macht, wie Michael Kuhn, Professor für Immobilienmanagement an der Hochschule Anhalt, weiß. Haben angehende Immobilienwirte angesichts dessen schlechte Jobaussichten? Mitnichten, wie am Freitag beim nunmehr 17. Tag der Wohnungswirtschaft für die Studierenden der Immobilienwirtschaft zu erfahren war. Denn der demografische Wandel habe laut Kuhn nicht nur Einfluss auf die Mieter-Bewegungen, sondern auch den Bedarf an Führungskräften in Wohnungsunternehmen. „Jetzt ist die Chance für unsere Absolventen, dort einzusteigen, alles von der Pike auf zu lernen und sich hochzuarbeiten“, meint er. Nicht zuletzt aufgrund dessen sei die Idee entstanden, erstmals eine Firmenkontaktmesse zu veranstalten und somit Unternehmen - von der Wohnungsgenossenschaft bis hin zum Makler - mit Studenten zusammenzubringen.

Organisiert wurde der Tag von den drei Bachelorstudentinnen Stephanie Dreier, Jennifer Köhn und Isabel Köppe sowie den Professoren Michael Kuhn und Heribert Pauk. Nach einem Vortrag über die Lage und Perspektiven der Wohnungswirtschaft in Sachsen-Anhalt von Ronald Meißner, Direktor des Verbandes der Wohnungsgenossenschaften Sachsen-Anhalt, wurden zwei Leuchtturmprojekte vorgestellt. Diese, so Kuhn, seien beispielhaft, da sie sich gegen den allgemeinen Trend wehren.

So schlägt sich die Wohnungsgenossenschaft Dessau eG ungeachtet des hohen Leerstandes recht gut, wie Jennifer Köhn erzählt. Die Stadt profitiere demnach vor allem von dem starken Zupendler-Trend, begünstigt durch das dort ansässige Umweltbundesamt. Viele Neubauten seien errichtet worden, so Michael Kuhn. Zwar ziehe der hohe Qualitätsstandard auch höhere Mieten nach sich, doch die Nachfrage sei vorhanden.

Andere Stadt, anderes Projekt: Die Magdeburger Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft Gartenstadt-Kolonie Reform eG hat sich dem Denkmalschutz verschrieben. Doch wie ist dieser trotz hoher Instandhaltungskosten und strenger Vorgaben wirtschaftlich zu realisieren? „Wohnungsgenossenschaften sollten es nicht als Belastung, sondern als Chance ansehen“, fasst Stephanie Dreier zusammen, denn die Mieter schätzen offenbar den Aufwand - und das, obwohl in Magdeburg vorwiegend in die Räume, beispielsweise hochwertige Bäder, investiert werde, anstatt in eine makellose Fassade.

Ebenso informativ wie die Vorträge waren die Gespräche, die auf der Kontaktmesse geführt wurden. „Die Resonanz war sehr positiv“, sagt Stephanie Dreier, die wie ihre beiden Kommilitoninnen nach dem Bachelor direkt in das Arbeitsleben starten möchte. Sie alle haben im Vorfeld bereits eine Lehre zur Immobilien- beziehungsweise Bankkauffrau absolviert. Das Studium nun sei eine neue Herausforderung und zugleich Weiterbildung - einen Schritt, den die drei bislang nicht bereut haben.

Um ihnen und den anderen Studierenden den Einstieg in das Berufsleben zu erleichtern, soll der Austausch mit den Firmen intensiviert werden, sagt Kuhn. So sollen Unternehmen vermehrt in die Lehre eingebunden werden und bei Praxisprojekten oder Bachelorarbeiten als Partner zur Seite stehen. „Das trägt schon erste Früchte“, so Kuhn, der über eine Weiterführung des Tages sowie eine Vergrößerung der Messe im kommenden Jahr nachdenkt. „Es ist eine gute Tradition, die wir fortsetzen wollen.“ (mz)