Im Hort „Kindervilla Hastenturm“ Stadt Bernburg hilft 20-Jähriger mit Bundesprogramm bei Berufsfindung
Warum sich das Programm nicht nur gesellschaftlich lohnt und welche Erfahrungen sie gemacht hat.

Bernburg/MZ - Malen, Hausaufgaben und viel Bewegung an der frischen Luft. So sieht der Alltag im Bernburger Hort „Kindervilla Hasenturm“ aus. Nicht nur für die Sechs- bis Elfjährigen, sondern auch für Vanessa Rindsland. Sie nimmt den Bundesfreiwilligendienst der Stadt Bernburg in Anspruch. Seit Mai vergangenen Jahres ist sie für die Betreuung der Kinder in den Räumlichkeiten der Grundschule „Adolph Diesterweg“ zuständig. „Es macht mir sehr viel Spaß hier. Dadurch, dass ich Geschwisterkind bin, weiß ich, wie ich mit den kleinen Rackern umzugehen habe“, sagt die 20-Jährige.
33 von 80 möglichen Stellen besetzt
Das Programm der Stadt gibt es bereits seit 2011. Freiwillige können für zwölf Monate in verschiedenen sozialen Bereichen und Einrichtungen der Stadt arbeiten. Dazu gehören neben den Kinderhorten auch Engagements im städtischen Möbellager, der Obdachlosenunterkunft, der Tafel und auf dem Friedhof.
Und es gibt eine finanzielle Entschädigung für den Dienst. „Für Interessierte bis 25 Jahre werden vom Bund zirka 300 Euro monatlich als Taschengeld zur Verfügung gestellt. Bei älteren Freiwilligendienstleistenden sind es 400 Euro“, sagt Johanna Müller, pädagogische Mitarbeiterin der Stadtverwaltung. Zusätzlich deckt das Programm die Versicherungsbeiträge der Teilnehmer ab. Aktuell sind lediglich 33 Stellen besetzt. „Es könnten deutlich mehr sein. Wir haben verfügbare Kapazitäten für bis zu 80 Teilnehmer, die im Zuge dieses Programms tätig sein können“, erzählt sie. Derzeit werben große Plakate an Schulen in Bernburg für den Bundesfreiwilligendienst.
Vanessa Rindsland machte 2020 am Gymnasium Carolinum ihr Abitur und studierte anschließend ein halbes Jahr Wirtschaftsrecht. „Das war mir insgesamt zu trocken gewesen. Ich wollte etwas mit mehr sozialem Kontakt machen, mehr mit Menschen interagieren“, sagt sie. So kam es, dass sie über einen Freund, der damals den Bundesfreiwilligendienst aktiv absolvierte, Interesse an dem Programm fand. Sie meldete sich bei der Stadtverwaltung und schlussendlich kam ein Engagement im Hort heraus. Unter der Leitung von Kristin Farkas ist sie während der Schulzeit von 12 bis 17 Uhr mit der Betreuung der Kinder beschäftigt.
Durch Zufall auf das Programm gestoßen
Der Bundesfreiwilligendienst war für Vanessa Rindsland ein wahrer Glücksfall. „Durch meine Arbeit hier hat sich mein Berufswunsch gefestigt. Ich möchte Erzieherin werden“, sagt die gebürtige Stendalerin. Nach dem Abschluss des Bundesfreiwilligendienstes im Mai geht es für sie mit einer dualen Erzieherausbildung weiter. „Ich habe mehre Zusagen vorliegen. Ich bin gerade in der Entscheidungsphase.“ Dass sie diesen Weg gewählt hat, bereut sie nicht. „Ich habe während dieser Zeit viel Zuspruch und Unterstützung von meiner Familie bekommen, dass ich mich für diesen Weg entschieden habe.“
Julia Tarlatt, Sprecherin der Stadtverwaltung, sieht das Programm durchweg positiv und hat einen Rat für alle Interessierten: „Wer gerade als junger Mensch unentschlossen ist, wie es für ihn in Zukunft weitergeht, kann sich im Zuge des Freiwilligendienstes ausprobieren.“ So sehe jeder einzelne schneller, ob bestimmte Berufsrichtungen etwas für einen sind, wie Julia Tarlatt ergänzt.
Dankbar für die Zeit
Doch nicht nur jüngere Menschen nehmen den Bundesfreiwilligendienst in Anspruch. „Aktuell haben wir mehr ältere Teilnehmer. Ab 55 Jahren aufwärts“, sagt Johanna Müller. Das liege vor allem daran, dass einige im Alter noch aktiv sein wollen. Aber auch berufliches Ausscheiden aufgrund gesundheitlicher Probleme spiele bei der älteren Generation eine Rolle.
Die Corona-Pandemie hat Vanessa Rindsland in ihrer Arbeit nicht allzu sehr eingeschränkt. „Die Umsetzung der geltenden Regeln war nie ein Problem. Auch das Tragen der Maske stört mich nicht. Da wir oft an der frischen Luft sind, ist es auch für die Kinder nicht dramatisch.“ Darüber hinaus sei die Zusammenarbeit im Betreuerteam sehr gut. „Wir haben alle ein gutes Verhältnis zueinander und funktionieren zusammen sehr gut. Das ist gut und wichtig“, sagt Vanessa Rindsland. Dass ihre Zeit in der „Kindervilla Hasenturm“ bald vorbei ist, macht sie nicht traurig. „Ich freu mich, dass ich hier so viel lernen durfte. Und ich habe viele neue Leute kennengelernt und tolle Erfahrungen durchlebt. Dafür bin ich sehr dankbar.“